Im Namen Ihrer Majestät
Regierung eurer Meinung nach alles für sie unternimmt oder so. Aber kein Laut über diese Pläne. Das ist sehr wichtig.«
»Verlangst du jetzt nicht ein bißchen viel?« fragte einer von Stefans jüngeren Brüdern.
»Doch, das stimmt schon«, erwiderte Carl. »Es ist ziemlich viel verlangt, aber es ist sehr wichtig.«
»Inwiefern wichtig?« fragte der Bruder mit einem Hauch von Mißtrauen in der Stimme.
»Aus mehreren Gründen«, sagte Carl. »Wenden wir uns zunächst den praktischen Fragen zu. Es ist möglich, daß eure Unterhaltungen abgehört werden. Und wie ich vorhin schon zu erklären versucht habe, steht und fällt dieser ganze Plan mit dem Überraschungsmoment. Und da gibt es noch etwas, was ihr sicher verstehen werdet. Nehmen wir einmal an, es gäbe kein Abhörrisiko, nehmen wir an, wir könnten in diesem Punkt völlig sicher sein. Nur der Argumentation halber. Versetzt euch mal in ihre Situation. Immer dann, wenn abends das Licht ausgeht und sie sich ins Bett legen, würden sie wach liegen und in die Dunkelheit lauschen, ob vielleicht Hubschrauber ankommen, und das einen Monat lang oder sogar zwei. Ich glaube, daß es für eure Angehörigen am besten ist, wenn ihnen das erspart bleibt.«
»Aber kann das nicht ein gewaltiges Durcheinander geben …«, begann die Ehefrau Siriwan und sah sich verlegen um, bevor sie sich ein Herz faßte und fortfuhr. »Ich meine, draußen auf dem Hof bewegen sie sich ja unter so vielen anderen, und wie wollt ihr ausgerechnet unsere Männer finden… Und was ist, wenn andere Gefangene auf die Idee kommen, sich an die Hubschrauber zu hängen?«
Carl machte ein verblüfftes Gesicht, da er zunächst nicht verstand, was die Frau meinte.
»Ach so. Habe ich das noch nicht erwähnt? Wenn es so ist, bitte ich um Entschuldigung. Ich habe es vielleicht für zu selbstverständlich gehalten«, begann er und verbeugte sich entschuldigend. »Wir kommen natürlich in der Nacht, vermutlich gegen drei oder vier Uhr morgens. Jedenfalls muß es draußen völlig dunkel sein. Dann sind die Gefangenen eingeschlossen. Wir werden natürlich nur unsere drei Landsleute rausholen. Hoffentlich fällt uns eine Methode ein, die gesamte Elektrizität lahmzulegen, damit wir alles im Dunkeln durchführen können.«
»Aber ist das nicht gefährlich? Stell dir doch nur vor, ihr verlauft euch, und was ist, wenn…?« fragte die thailändische Frau erneut, bevor sie verstummte, weil ihr Selbstvertrauen nicht ausreichte.
»Die Dunkelheit ist auf unserer Seite«, erläuterte Carl freundlich. »Wir können im Dunkeln nämlich sehen. Wir haben Ausrüstung dafür. Die Gefängniswärter haben so etwas höchstwahrscheinlich nicht. Die Dunkelheit ist also ein wesentlicher Teil unserer Planung. Weitere Fragen?«
»Auf den beiden Türmen, die auf dem Hof stehen, auf dem ihr landen wollt, befinden sich doch bewaffnete Wachposten?« fragte der Bruder des Gefangenen Stefan, der bisher nichts gesagt hatte. Die Frage war noch unvollendet, und er fuhr mit einer Handbewegung fort, die kaum verständlich war.
»Nun ja«, sagte Carl zögernd. »Aus den Fotos geht hervor, daß hier… und hier… zwei bemannte Wachtürme in die Gefängnismauer eingebaut sind«, erklärte er und zeigte mit dem Zeigestock auf die Türme. »Wahrscheinlich haben sie telefonische Verbindung mit einer Art Wachzentrale in der Mitte des Komplexes. Hier! Unsere erste Maßnahme beim Anflug wird also sein, die beiden Wachtürme auszuschalten. Dann landet ein Hubschrauber innerhalb der Mauer, dort, wo ich es gezeigt habe, während ein zweiter außerhalb der Mauern abwartet.… Er ist eine Art Ersatz,… falls etwas schiefgeht.«
Die Augen der Anwesenden verrieten Furcht, aber auch ernstes Nachdenken. Carl erkannte sehr wohl, daß sie gerade versuchten, seine leichtfertige militärische Umschreibung des Tötens zu verdauen. Er hatte sich jedoch entschieden, die Angehörigen nicht zu belügen. Er sagte die Wahrheit und wollte ihnen das Gefühl vermitteln, daß er es tat.
»Aber sag mir eins: Wenn es nun schiefgeht…«, begann der Vater des Gefangenen Leif. »Ja, verzeih, wenn ich noch einmal darauf zurückkomme, aber wie du sagtest, kann alles auch schiefgehen. Ich meine, wenn wir irakische Wachposten getötet haben, kann man die Jungs dann nicht als Mittäter verurteilen?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Carl ohne zu zögern. »Nach Recht und Gesetz, jedenfalls nach unserem europäischen Rechtssystem, würde man sie nie als etwas anderes ansehen
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