Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
ohnehin nicht ohne Einmischung der Regierung stattfinden; es ließ sich leicht vorhersehen, daß die Regierung Carl zumindest bei dem anschließenden Triumphmarsch dabei haben wollte, falls es dazu kam.
    Carl fiel auf, daß er sich den Kopf schon wieder mit Arbeit vollstopfte und daß dies vermutlich sehr gut war. Seit mehr als einer Stunde hatte er nicht an Eva-Britt und Johanna Louise gedacht. Und als er es merkte, traf ihn die Trauer wieder als körperlicher Schmerz, so daß sein Gesicht sich verzerrte. Samuel Ulfsson bemerkte es.
    »Tut es weh?« fragte Samuel Ulfsson leise.
    »Ja«, sagte Carl. »Aber es sind nicht die Schußverletzungen. Ich gehe jetzt zu Åke und bereite das Treffen vor. Wann soll ich dazukommen?«
    »Ich würde vorschlagen, fünf Minuten nach Konferenzbeginn«, erwiderte Samuel Ulfsson. »Der Oberbefehlshaber begrüßt uns erst und sagte ein paar allgemeine Worte. Du kommst rein, wirst vorgestellt und hältst den Vortrag. Es wird schon gutgehen. Was meinst du?«
    »Weiß nicht«, sagte Carl geistesabwesend. »Versetz dich doch in ihre Lage. Es muß für sie ja wie ein Schock sein. Ich werde jedenfalls mein Bestes tun.«
    Dann nickte er und ging in den Korridor hinaus, hinunter zu Åke Stålhandskes Zimmer und machte das Klopfzeichen, das bei den SEAL-Einheiten der USA üblich war, und trat dann ein, ohne eine Reaktion abzuwarten.
    Åke stand hinter seinem überladenen Schreibtisch auf und gab Carl mit ernstem Gesicht die Hand. Dann ging er unmittelbar auf seinen Vortrag ein, zeigte auf Karten und vergrößerte Satellitenfotos des Gefängnisses Abu Ghraib, die jetzt eine gesamte Längswand im Raum bedeckten. Carl nickte stumm und memorierte die Details, ohne bei den praktischen Dingen eine einzige Frage zu stellen. Anschließend wollte er wissen, welche Verwandte er beim Oberbefehlshaber treffen werde, wie sie hießen, und um welche Verwandtschaftsverhältnisse es gehe.
    Sieben Personen sollten kommen. Zwei Elternteile, zwei Ehefrauen, zwei Brüder und eine Schwägerin. Von sämtlichen waren Ausweisfotos vorhanden, und Carl merkte sich mit Åkes Hilfe ihre Namen und ihren Hintergrund. Der Grund dafür, daß einige, die jetzt eigentlich hätten da sein sollen, nicht erschienen waren, war die Tatsache, daß sie sich in Kuwait oder Saudi-Arabien aufhielten. Zwei der Brüder waren mit ausländischen Frauen verheiratet, wie übrigens auch zwei der schwedischen Gefangenen. Carl prägte sich die Namen ein; Åke Stålhandske überlegte, weshalb gerade die Namen so wichtig waren, stellte aber keine Fragen.
    »Befinden sich die entsprechenden Fotos und Karten im Vortragszimmer beim OB?« fragte Carl, als er aufstand und auf seine Armbanduhr sah.
    »Ja«, erwiderte Åke Stålhandske scheu, »es dürfte alles da sein. Ich hoffe, du bist mit deiner neuen Uniform zufrieden«, fügte er mit dem Anflug eines Lächeln hinzu.
    »O ja, danke. Wie hast du es nur geschafft, sie so schnell schneidern zu lassen?« fragte Carl.
    »Ich habe gesagt, wer sie tragen soll«, erwiderte Åke Stålhandske.
    Carl erwiderte nichts, sondern nickte nur und ging zur Tür.
    »Viel Glück«, sagte Åke Stålhandske und bereute es im selben Augenblick, weil es sich in seinen Ohren albern anhörte.
    »Danke«, sagte Carl, ohne sich umzudrehen. Damit war er verschwunden.
    Der Oberbefehlshaber hatte für seine zivilen Gäste eine Weile den Gastgeber gespielt, jeden einzeln begrüßt, Samuel Ulfsson vorgestellt, ohne näher auf dessen Funktion bei den Streitkräften einzugehen, und Kaffee servieren lassen. Die Stimmung im Raum war trotz seiner Fürsorge gespannt. Er hatte noch immer nicht erklärt, weshalb man sie alle hatte kommen lassen, dazu mit so viel Heimlichtuerei. Allerdings war ihnen klar, daß es um ihre inhaftierten Angehörigen ging.
    Die Wand mit den Karten und Fotos war pietätvoll mit einem Vorhang bedeckt.
    »So«, sagte der Oberbefehlshaber und sah auf die Uhr. »Sie müssen sich natürlich fragen, worum es geht. Niemand dürfte besser geeignet sein, es zu erklären, als mein Mitarbeiter, der jetzt hereinkommt.«
    Im selben Moment klopfte es an der Tür, und Stille senkte sich auf den Raum.
    »Darf ich vorstellen, Flottillenadmiral Carl Hamilton«, sagte der Oberbefehlshaber, als Carl eintrat und sich vor den Anwesenden verbeugte.
    Er ging durchs Zimmer, begrüßte jeden mit dem Vornamen, fragte die Eltern Olga und Bertil, ob sie schon einmal im Irak zu Besuch gewesen seien, fragte die Ehefrau Siriwan, wie es den

Weitere Kostenlose Bücher