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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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diesem Punkt einen Rückzieher zu machen.«
    »Willst du wirklich dabei sein?« fragte Samuel Ulfsson erstaunt. »Wenn Saddam Hussein dich schnappt, hat das für ihn ungeheuren Propagandawert. Dann hängt er dich bestimmt auf dem großen Platz in Bagdad, wie immer er heißt.«
    »Revolutionsplatz oder Freiheitsplatz«, entgegnete Carl. »Ja, das würde er wohl tun. Aber ich habe tatsächlich die Wahrheit gesagt. Dieses Unternehmen ist etwas, bei dem wir alle von Herzen gern mitmachen. Ich finde, es würde merkwürdig aussehen, wenn ich nicht dabei wäre. Außerdem habe ich nicht die Absicht, mich aufhängen zu lassen. Wenn wir diese Sache durchführen, steht eins jedenfalls fest: Man wird uns nicht gefangennehmen. Es besteht zwar das Risiko, daß die Hubschrauber abgeschossen werden, das ist in Ordnung. Aber gefangennehmen lassen wir uns nicht.«
    »Wie kannst du dir dessen so sicher sein?« fragte der Oberbefehlshaber besorgt. »Wir haben bei den schwedischen Streitkräften doch keine Selbstmordpillen? Meines Wissens jedenfalls nicht.«
    »Meines Wissens auch nicht«, erwiderte Carl. »Nein, ich habe etwas anderes gemeint: Ein Feuergefecht gegen schlaftrunkene und geblendete Gefängniswärter können wir kaum verlieren. Es kann aber sein, daß der eine oder andere etwas abbekommt. Wie auch immer: Dies ist eine erstaunlich leichte Operation, wenn wir erst mal zum Schluß kommen.«
    »Die Diplomaten haben vermutlich einen schwierigeren Job vor sich?« überlegte Samuel Ulfsson.
    »Du meinst die Auswahl des Landes, die Verhandlungen mit Saudi-Arabien und derlei?« fragte Carl. »Ja, wir wären schon dankbar, wenn uns dieser Part erspart bliebe.«
    »Weshalb heißt das Unternehmen Blue Bird?« fragte der Oberbefehlshaber mit plötzlich aufflammender Neugier.
    »Sehr einfach«, sagte Carl ausdruckslos. »Bird ist nicht schwer zu erraten, das Symbol der Freiheit, der in der Nacht fliegende Hubschrauber.«
    »Ja. Aber Blue?« beharrte der Oberbefehlshaber.
    »Die Farbe hat etwas mit der bekannten Tatsache zu tun, daß wir, die wir dieses Unternehmen durchführen, blaue Uniformen tragen. Keine grüne wie du!«
    Carl drehte sich um und lächelte. Es war das erste Lächeln, das Samuel Ulfsson seit der Tragödie an ihm gesehen hatte.
    »Und jetzt bitte ich, mich zu entschuldigen, meine Herren«, fuhr Carl wieder ernst fort. »Ich habe in einer halben Stunde eine Besprechung beim Ministerpräsidenten. Dabei geht es vermutlich um das Ergebnis seiner Beratungen mit John Major.«
    »Wirst du ihm von unseren heutigen Übungen berichten?«
    fragte der Oberbefehlshaber.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Carl verlegen. »Das Unternehmen Blue Bird fällt ja in Anders Lönnhs Zuständigkeit, und ich bin aus dem Konkurrenzverhältnis zwischen den beiden nie recht schlau geworden. Immerhin sind beide unsere Chefs, und beide sind, sagen wir, sehr darauf bedacht, das zu betonen.«
    »Ja, das wissen die Götter«, seufzte der Oberbefehlshaber.
    »Nun gut, dann Abmarsch zum Ministerpräsidenten, und GMY!«
    »Danke, MYT«, erwiderte Carl, stand auf und ging nach einem kurzen Kopfnicken zu Samuel Ulfsson.
    »Ich habe gar nicht gewußt, daß du dieses Signal kennst«, bemerkte Samuel Ulfsson mit aufrichtigem Erstaunen, nachdem sich die Tür hinter Carl geschlossen hatte.
    »Ach ja? Ihr in diesen blauen Uniformen glaubt wohl immer, daß wir in den grünen Uniformen keinerlei Kenntnis von dem haben, was das Meer zu bieten hat. Wenn ich unfein sein wollte, könnte ich vielleicht darauf hinweisen, daß ich Oberbefehlshaber bin und folglich Anlaß gehabt habe, sogar über U- Boote dieses und jenes zu lernen.«
    »Gott mit You, OB!« sagte Samuel Ulfsson und stand auf. Bevor er wieder zur nachrichtendienstlichen Abteilung ging, salutierte er zum Scherz.
    »Mit You Too«, erwiderte der Oberbefehlshaber nachdenklich, nachdem Samuel Ulfsson schon längst verschwunden war. Er blieb noch sitzen und versuchte sich vorzustellen, wie es damals zugegangen war; damals konnten U-Boote einander nicht bekämpfen. Überdies fuhren sie meist über Wasser. Wenn ein deutsches U-Boot folglich draußen auf See einem englischen begegnete, winkten die Besatzungen einander zu und salutierten sogar, wenn die Entfernung kurz genug war. Irgendwann wurde das deutsch-englische Signal erfunden, das mit Morse-Lampen gesendet werden konnte. Das schienen fast idyllische Zeiten gewesen zu sein, was angesichts des Zweiten Weltkriegs eine paradoxe Schlußfolgerung zu sein schien. Der

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