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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Kindern Alicila und Chary gehe, und fragte die Brüder Peter und Anders, ob sie demnächst einen neuen Besuch planten. Und so, mit einem Wort für jeden, den Eindruck hinterlassend, daß er sie alle kannte oder zumindest schon viel über sie wußte, ging er durch die Gruppe der Angehörigen, bevor er kurz den Oberbefehlshaber und Sam begrüßte und an das kleine Rednerpult trat, das man vor dem Vorhang für ihn hingestellt hatte.
    Er blickte einige Sekunden, in denen gespannte Stille herrschte, auf die Anwesenden, bevor er etwas sagte. Alle saßen reglos da und sahen ihn an.
    »Am besten komme ich gleich zur Sache«, begann er und entschloß sich dann, es tatsächlich zu tun. »Wie ich annehme, wißt ihr, daß ich für die operative Tätigkeit des militärischen Nachrichtendienstes im Ausland verantwortlich bin. In dieser Eigenschaft bin ich vor einiger Zeit zur Regierung gerufen worden und erhielt die Anweisung, ein Unternehmen zur Befreiung von Christer, Leif und Stefan vorzubereiten. Die Regierung hat die Absicht, erst sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, um eure Angehörigen heimzuholen. Falls das mißlingt, werden wir es mit Gewalt tun. Bevor ich fortfahre, möchte ich auf zwei Dinge hinweisen. Erstens kann das Unternehmen nur schwerlich gegen euren Willen durchgeführt werden. Zweitens sieht es so aus: Wenn über diese Pläne auch nur eine Andeutung ruchbar wird, würde es die Lage eurer einsitzenden Angehörigen sehr erschweren. Bevor ich auf eine nähere Beschreibung dessen eingehe, was wir uns vorstellen, möchte ich hier kurz innehalten und euch eine sehr einfache, aber zugleich sehr schwere Frage stellen: Wollt ihr, daß wir diese Befreiungsaktion starten, vorausgesetzt, alle anderen Versuche schlagen fehl?«
    Es war mucksmäuschenstill im Raum. Carl sah nacheinander alle an und suchte dabei ständig Blickkontakt. Der Oberbefehlshaber und Samuel Ulfsson blickten zu Boden oder auf ihre Bügelfalten und versuchten den Eindruck zu erwecken, sie wären gar nicht da.
    »Kannst du nicht… kannst du nicht erst etwas darüber sagen, was ihr euch vorgestellt habt?« sagte der Vater eines der Gefangenen. Danach sah er sich unruhig unter den anderen um, erhielt aber nur ein zustimmendes Kopfnicken von allen, worauf alle wieder zu Carl blickten.
    »Aber gern!« sagte er. Er trat einige Schritte zurück und zog schnell den dichten grauen Vorhang zur Seite, der die Wand mit den Karten und Fotos verdeckt hatte. Dann nahm er einen Zeigestock und beschrieb, wie das Ganze vor sich gehen sollte. Zunächst die anscheinend sichersten Schritte, nämlich die Schlußphase, die beiden entscheidenden Minuten. Sein Blick wanderte zwischen dem Illustrationsmaterial an der Wand und den Gesichtern im Raum; sie lauschten mit gespannter Aufmerksamkeit und nickten von Zeit zu Zeit. Die einzige, deren Verhalten ein wenig von dem der anderen abwich, war die Ehefrau Maija Liisa, die gespannt dasaß und sich in den Knöchel des Zeigefingers biß, als wollte sie Furcht oder Anspannung unter Kontrolle halten.
    Carl hielt nach einiger Zeit mit der etwas gekünstelten Erklärung inne, er sei vielleicht dabei, ein wenig einförmig und technisch zu werden. Vielleicht sei es besser, wenn er jetzt Fragen beantworte. Die Anwesenden wirkten schüchtern, als fiele es ihnen schwer, mit dem Fragen zu beginnen. Schließlich faßte sich die weißhaarige Dame Olga ein Herz und stellte sofort eine entscheidende Frage.
    »Wie groß ist die Gefahr, daß es euch mißlingt?« fragte sie mit leicht rauher Stimme.
    »Wenn wir diese Aktion schon in der nächsten Woche durchführen sollten, würde ich meinen, daß wir neunzigprozentige Erfolgsaussichten haben. In ein oder zwei Monaten und mit eurer Hilfe würde ich schätzen, daß unsere Erfolgsaussichten bei mehr als fünfundneunzig Prozent liegen. Nichts ist hundertprozentig sicher, nicht einmal ein gewöhnlicher Linienflug nach Bagdad. Noch Fragen?«
    Er sah sich aufmunternd um, damit sie das herausbrachten, was ihnen unter den Nägeln brennen mußte.
    »Werden Christer und die anderen vorgewarnt sein?« fragte Christers Frau Maija Liisa.
    »Nein, das werden sie nicht«, entgegnete Carl abrupt. »Ich sollte vielleicht lieber gleich die Fortsetzung erklären. Wenn einige von euch eure Angehörigen da unten wieder besuchen, müssen wir an euch appellieren, wie schwer es auch erscheinen mag, Christer, Leif und Stefan nichts von unseren Plänen zu sagen. Ihr könnt sie gern aufmuntern und sagen, daß die

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