Im Namen Ihrer Majestät
Gefühl haben mußten, daß er die Frage nicht beantworten wollte, tat er es.
»Ihr seid bei der Sicherheitspolizei, nicht wahr?« fragte er rhetorisch, wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr fort: »Ihr sollt in Schweden also russische Spione fangen. Es erstaunt mich übrigens, daß ihr kein Russisch sprecht. Wie auch immer, es ist euer Job. Und jetzt werde ich euch sagen, was mein Job ist. Ich bin Spion. Ich soll die Russen ausspionieren. Ihr habt gerade ein kleines Beispiel dafür gesehen, wozu das führen kann. Aber ihr sollt euch nicht in meinen Job einmischen. Ich werde es auch nicht bei euch tun.«
Sie antworteten nicht, was Carl auch nicht erwartet hatte.
»Ich werde mich nicht einmal dann in euren Job einmischen, wenn ihr mich vor Angriffen schützen sollt, was ich manchmal bedaure«, fügte er ohne hörbare Ironie oder Aggression hinzu.
Die beiden Männer sagten nichts mehr. Der Fahrer fuhr ruhig und still zum Generalstab zurück. Es waren nur das leise Rauschen und die elektronischen Signale der Funkausrüstung auf dem Vordersitz zu hören.
Das Treffen mit dem russischen Kollegen war schneller und glatter gelaufen, als Carl erwartete hatte; jetzt hatte er noch etwas Zeit, um zu Hause anzurufen und ein wenig mit Tessie zu sprechen. Anschließend ging er zu Samuel Ulfsson, um mitzuteilen, daß Major Åke Stålhandske von jetzt an für geheime Aufträge auf estnischem Staatsgebiet ausscheide. Åke Stålhandske war verbrannt.
Carl war über diese Erkenntnis nicht enttäuscht, im Gegenteil. Und das lag nicht allein an der Gewißheit, daß sie Åke Stålhandske jetzt nicht mehr auf estnischem Territorium einsetzen konnten; bislang hätte jederzeit jemand auf die Idee kommen können, ihn dorthin zurückzuschicken, da er sich dort so gut etabliert hatte und überdies Finnisch sprach. Jetzt würden sie dieses Risiko nie mehr eingehen.
Sie hatten einen wichtigen operativen Erfolg erzielt. HSI AB mußte nun abgewickelt werden, wie gewinnbringend das Unternehmen auch war. Oder sie beschränkten die Firma auf rein zivile Geschäfte, falls Fagersta AB bereit war, das Unternehmen rein kaufmännisch zu betreiben ohne eine geheime königliche Lizenz für Unmoral. Dieser Heiskanen mußte schnell seine Kastanien aus dem Feuer holen und nach Hause kommen. Die Abwicklung der Operation zu diesem Zeitpunkt war nicht nur selbstverständlich, sie stellte einen wichtigen Erfolg in der Welt der Nachrichtendienste dar. Schweden hatte die Operation denkbar lange betrieben und konnte sie genau in dem Augenblick beenden, in dem man Gefahr lief, geschnappt zu werden. Das war in rein operativer Hinsicht ein Erfolg.
Die Niederlage bestand darin, daß sie jetzt genötigt waren, im Baltikum völlig neue Wege der Informationsgewinnung zu beschreiten. Doch das war nur eine praktische und taktische Frage. Damit mußte man immer rechnen.
Carls Erleichterung hatte jedoch eher etwas mit privaten Überlegungen zu tun. Åke und Annas Tochter, die sich auf Fotos so gut mit Carls und Tessie Sohn machte, würde bald einen Vater haben, der etwa ebenso gute Überlebenschancen hatte wie andere Väter. Åke war dabei, die operative Arbeit hinter sich zu lassen, das stand fest. Für Carl sah es aus, als hätte Åke die Ziellinie erreicht, als hätte er einen langen, lebensgefährlichen Hürdenlauf lebendig überstanden, dazu mit einer Familie, die ebenfalls am Leben war.
Wenn Åke Stålhandske die Vernunft besessen hätte, seine Ausbildung in San Diego mit dem gleichen Ernst zu Ende zu bringen wie die anderen, hätte er für den Rest seiner Dienstzeit bei den Streitkräften Analytiker am Bildschirm sein können, falls er es nicht vorgezogen hätte, zu einem drei oder viermal so gut bezahlten Job ins Zivilleben zu wechseln. Doch jetzt verkörperte er die etwas ungewöhnliche Kombination, einmal Experte im Töten von Menschen, zum anderen ein überaus kenntnisreicher Fachmann für englische Literatur zu sein. Wie soll man für so einen einen neuen Job finden?
Doch das war eine nachrangige Frage. Wichtig war Åke Stålhandskes Leben und seine Familie, und die befanden sich jetzt in einem sicheren Hafen.
Nachdem Carl Samuel Ulfsson die Lage geschildert hatte, ging er nicht näher auf Åke Stålhandskes Zukunft ein. Falls die Operation Blue Bird zustande kam, würden vermutlich Carl, je nach Zeitpunkt und Gesundheitszustand, und Åke Stålhandske zur Verfügung stehen. Die Auswahl der Männer, die den Job erledigen sollten, konnte voraussichtlich
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