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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Oberbefehlshaber stand auf und trat an die Wand mit den Karten und Fotos. Er musterte das Abu Ghraib-Gefängnis. Wie phantastisch die Befreiungsidee ihm auch erschienen war, als er zum ersten Mal davon gehört hatte, so war er jetzt überzeugt, daß der Plan tatsächlich durchführbar war.
    Die operative Seite war nicht die Hauptschwierigkeit. Die Probleme lagen eher auf Ebenen, auf die Hamilton bewußt gar nicht eingegangen war. Vielleicht hatte er noch gar nicht darüber nachgedacht. Wenn das Unternehmen durchgeführt wurde, entstand die Frage, wie es mit der Sicherheit anderer Schweden in Bagdad bestellt war. Dieser Saddam Hussein war nicht gerade für seinen Humor bekannt. Und mit frischen schwedischen Geiseln im selben Gefängnis wäre es kaum möglich, das Unternehmen zu wiederholen. Statt eines Triumphs würde es neue persönliche Tragödien geben.
    Doch das war eher das Problem der Politiker. Die hatten Befehl gegeben, eine Aufgabe zu lösen, und jetzt waren die Streitkräfte dabei, die Aufgabe anzupacken.
    Die beiden Politiker, die Carl jetzt traf, waren so von Enthusiasmus erfüllt, daß sie durcheinander redeten.
    Carl betrachtete sie verblüfft mit verschlossener Miene. Er hatte erwartet, den Ministerpräsidenten nur zu einer Diskussion über eventuelle Entscheidungen zu treffen, was die britische Operation betraf. Doch als er das Amtszimmer des Regierungschefs betrat, kam ihm sofort Verteidigungsminister Anders Lönnh mit seinem federnden Gang entgegen. Lönnh lächelte breit und bat Carl, sich zu setzen, als wäre er hier der Gastgeber.
    Aus den ersten Sätzen der Politiker ging hervor, daß der Ministerpräsident jetzt voll darüber informiert war, daß der Generalstab den Auftrag erhalten hatte, die Möglichkeiten für eine Befreiung zu untersuchen. Dieser Frage widmeten die drei Männer eine halbe Stunde, bevor sie auf das Ergebnis der Beratungen von John Major und Carl Bildt zu sprechen kamen. Der Grund, daß alles ein bißchen länger dauerte, waren die überraschend positiven Nachrichten Carls über eine geplante Aktion, die schon auf den Namen Blue Bird getauft war. Diese Bezeichnung fand die fast jungenhaft fröhliche Billigung der beiden Minister.
    Carl berichtete kurz und strukturiert über die Planung von Blue Bird, bis er an den Punkt gelangte, an dem die politische Verantwortung zur Sprache kam. Die Frage lautete also, ob es gelingen könne, Saudi-Arabien zu gewinnen, einen an und für sich zuverlässigen Verbündeten der Amerikaner, zugleich aber ein Land, in dem Gerüchte sich in Windeseile verbreiten.
    Kuwait wäre leichter zu bearbeiten, was unter anderem an der starken Präsenz der schwedischen Industrie in dem kleinen Land lag. Wenn man aber die Alternative Kuwait wählte, würde auch die Flugstrecke fünfmal so lang werden. Das würde bedeuten, daß auch fast fünfmal mehr Personal gebraucht wurde. Je kürzer die Flugstrecke, um so weniger Personal, lautete Carls einfache Faustregel.
    Sie überlegten hin und her, während Carl, inzwischen durch seine Erfahrung und seine Erlebnisse mit dem Ministerpräsidenten klug geworden, sich bis zuletzt mit cleveren Vorschlägen zurückhielt, weil er befürchtete, daß sie sofort mißbilligt wurden, da der Regierungschef sie nicht selbst gemacht hatte.
    »Es geht also darum, Hubschrauber und Waffen nach Saudi-Arabien zu bringen. Dann müssen sie an einen Ort möglichst weit im Norden, nahe der Grenze zu Jordanien«, überlegte Carl laut in der Hoffnung, Carl Bildt würde diese einfache Schlußfolgerung nicht sofort abtun. Zu seiner Erleichterung gaben ihm beide Politiker recht. Am besten sei es wohl, Saudi-Arabien als Ausgangspunkt zu wählen.
    »Wir haben inzwischen Hubschrauberverbände, die sich recht gut darauf verstehen, bei Dunkelheit zu operieren. Das ist vielleicht ein Wissen, aus dem auch die Saudis Nutzen ziehen könnten«, ließ sich Carl entschlüpfen, als wäre ihm die Bedeutung dessen nicht klar, was er gerade gesagt hatte.
    Daraufhin stürzten sich die beiden an militärischen Fragen sichtlich interessierten rechten Politiker in eine lange Diskussion über bestimmte Nachtsichtgeräte. Lange sah es so aus, als würde nur noch über die Technik gesprochen werden. Doch dann kam dem Verteidigungsminister plötzlich die Idee, daß man Saudi-Arabien Entwicklungshilfe in Form nächtlicher Hubschrauberflüge bieten könne. Schweden könne eine Reihe von Piloten hinunterschicken, um den Saudis Unterricht zu geben, und dann würden die

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