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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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herzförmige Whirlpool-Wanne war zur Hälfte mit stinkendem grauem Wasser gefüllt, darin schwammen Papierreste, Zigarettenkippen und ein langes blasses Kondom.
    »Du bist in der Themse ertrunken«, stellte Carl fest und zog die Kette mit dem Stopfen hoch. Sie betrachteten fasziniert, wie das Kloakenwasser in der eleganten Badewanne schmuddelige Reste hinterließ.
    »Ich hätte das Wasser der Themse in den Lungen gehabt«, bemerkte Luigi. Dann nahm er die Handdusche und begann, den Dreck wegzuspülen.
    »Ja«, bestätigte Carl. »Dann hätten sie dich in einer der Kisten wegtransportiert und irgendwo flußaufwärts ans Ufer gekippt. Dann hätte es so ausgesehen, als wärst du in der Themse ertrunken und irgendwo an Land getrieben worden.«
    »Aber weshalb habe ich Selbstmord begangen?« fragte Luigi irritiert.
    »Das müssen wir unseren Ehrengast fragen, wenn sie da ist«, sagte Carl. Er blickte gehetzt auf die Uhr und eilte in die Wohnung hinaus, um die letzten Arrangements zu überwachen. Eine leere Kiste war auf dem Weg nach oben. Carl bat, sie in den hinteren Salon zu bringen, in dem er sich versteckt gehalten hatte. Dort wollte er die weitere Entwicklung abwarten. Über Kopfhörer erfuhr er jetzt, Objekt eins sei unterwegs. Die Frau sei soeben mit ihrem Wagen vorgefahren. Er scheuchte eilig die letzten SAS-Männer aus der Wohnung, wies sie an, sich ein Stockwerk tiefer in dem Winkel zu verstecken, in dem sie vom Fahrstuhl aus nicht entdeckt werden konnten, um dann weiter zur Einsatzzentrale zurückzukehren, wenn der Fahrstuhl sie passiert habe. Sie gingen ohne Eile los, während Carl zu Luigi ins Bad eilte, der dort aus einer Sprühdose Veilchenduft verbreitete.
    »Ich verabscheue diesen Mist, aber im Vergleich zur Themse ist es doch in Ordnung«, sagte Luigi mit einem zögernden Lächeln.
    »Sie ist auf dem Weg nach oben«, sagte Carl. »Du wartest im Wohnzimmer. Du bist Tony Gianelli und weißt nur, daß die Umzugsleute einfach wieder gegangen sind. Du hast keine Ahnung, weshalb. Verstanden?«
    »Ja, verstanden. Meinst du wirklich, daß ich jetzt…?«
    »Versuch’s jedenfalls«, sagte Carl und ging zu seinem Versteck, während Luigi sich zum dritten Mal auf seinen Sessel setzte.
    Als das Türschloß zu hören war, flüsterte Carl in sein Mikrophon, das Objekt sei auf dem Weg in die Wohnung, Dann bat er um Funkstille.
    Als Lady Carmen hereinkam, begrüßte sie Luigi fröhlich, sah sich dann aber verblüfft um und fragte nach den Umzugsleuten. Luigi erwiderte lässig, sie seien gekommen, aber gleich wieder gegangen. Sie hätten gesagt, sie würden an einem anderen Tag wiederkommen, hätten aber keinen Grund dafür genannt. Sie runzelte die Stirn und sagte, das sei schade. Es werde ihr ein bißchen Mühe machen, sei aber trotzdem nicht die Welt.
    »Du hast nicht zufällig einen Blick in den Kühlschrank riskiert?« fragte sie dann kichernd und stellte ihre Tasche ab. Dann zog sie ihren Rock hoch und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Sie küßte ihn.
    Luigi spielte sein Theater, so gut er vermochte.
    »Nein«, sagte er, als sich ihre Lippen voneinander lösten, »aber jetzt könnten wir es tun!«
    Er hob sie hoch, und sie klammerte sich an ihm fest. So gingen sie in die Küche und öffneten die Kühlschranktür; Carl hörte nicht, worüber sie sprachen.
    Kurz darauf trug Luigi sie auf die gleiche Weise zurück und machte ein paar Bemerkungen über das fabelhafte Souper für zwei, über das sie sich hinterher hermachen sollten. Dann gingen sie ins Schlafzimmer.
    »Souper für zwei?« fragte sich Carl. Mit wem wollte sie denn essen?
    Die folgende halbe Stunde war befremdlicher, als vieles was Carl bei seinen Aufträgen bislang erlebt hatte. Er saß in einem dunklen Salon in London auf einer Holzkiste, mit der ermordete Menschen transportiert werden sollten, und lauschte einem intensiven, kraftvollen Liebesakt. Er drehte verlegen sein Kehlkopfmikro herunter, um die Liebenden zumindest vor den Ohren von MI 6 und SAS zu schützen. Aus den Geräuschen ging hervor, daß Luigi seinen Auftrag untadelig durchführte. Carl staunte, daß Luigi dazu in der Lage war. Die Loyalität Luigis gegenüber dem Auftrag ging so weit, daß er den Zuhörern mündlich Vollzug meldete.
    Carl regelte die Lautstärke seines Mikrophons und teilte mit, er gehe jetzt ins Wohnzimmer, um die entscheidende Vernehmung vorzubereiten. Dazu müsse er allerdings seine Ausrüstung in die Tasche stecken, um das Objekt nicht zu irritieren. Auf der

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