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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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anderen Seite müsse man sich zunächst damit begnügen, dem Geschehen nur visuell zu folgen.
    Danach ging er hinaus und setzte sich in einen der dick gepolsterten geblümten Sessel und lauschte den beiden Liebenden, die noch im Bett lagen und herumalberten. Dann schien Luigi Carls Gedanken gelesen zu haben und schlug vor, sie sollten eine Pause machen und etwas essen.
    Sie erschienen beide halbnackt, er mit einem Laken um die Hüfte; sie hatte sich einen roten seidenen Morgenmantel umgehängt.
    »Dobre wetjer, Major Simonescu«, begrüßte Carl sie mit einem höflichen Lächeln.
    Luigi und Lady Carmen blieben abrupt stehen und starrten ihn erstaunt an.
    »Erlauben Sie mir, mich vorzustellen, Major«, fuhr Carl auf russisch fort. Er gab beiden ein Zeichen, sie sollten sich setzen.
    »Ich bin Kapitän zur See des ersten Rangs Eine Viltas. Bedauere, daß ich so ungelegen komme, aber es war wichtig.«
    »Was sagt er?« fragte Luigi auf englisch, doch Lady Carmen schüttelte nur ungläubig den Kopf.
    »Wir wollen den jungen Mann bis auf weiteres im unklaren lassen, deshalb spreche ich unsere Sprache«, fuhr Carl mit einem geheimnisvollen Zwinkern fort. » Zentral hat mich gebeten einzugreifen. Ich habe unsere Gehilfen weggeschickt. Sie sind nämlich gerade dabei gewesen, einen unserer eigenen Leute zu liquidieren.«
    Plötzlich ließ Lady Carmen ein hartes Lachen hören, als fände sie die Situation unerhört komisch.
    »Was sagen Sie da, Herr Kapitän des ersten Rangs? Sollen wir unserem glücklichen jungen Genossen die Lage erklären?« fragte sie in perfektem Russisch.
    Carl warf Luigi einen Seitenblick zu, konnte in dessen Auge aber nur ein leichtes Zucken entdecken. Er schien die Tatsachen jetzt endgültig zu akzeptieren.
    »Na ja«, sagte Carl immer noch auf russisch, »ich glaube, wir warten damit noch ein bißchen. Wenn Sie entschuldigen, möchte ich vorschlagen, daß wir ihn wegschicken. Wir haben noch einige ernste Dinge zu besprechen, die mit seiner Funktion nichts zu tun haben.«
    »Wie Sie wünschen, Herr Kapitän des ersten Rangs«, erwiderte sie mit einem Schulterzucken.
    »Gut«, sagte Carl. »Sie erwarten sonst keinen Besuch mehr?«
    »Doch, aber erst in ein paar Stunden«, gab sie mit einem zweideutigen Lächeln zu. »Mit diesem Junghahn hier wäre ich bis dahin fertig geworden.«
    »Well, junger Mann!« sagte Carl streng auf englisch. »Wie Ihnen schon klar sein muß, hat sich eine Komplikation ergeben. Machen Sie sich aber deswegen keine Sorgen. Ich weiß, für wen Sie arbeiten, da Sie und ich den gleichen Chef haben. Doch jetzt würde ich vorschlagen, daß Sie sich möglichst schnell anziehen und uns allein lassen.«
    »Ja, Sir!« sagte Luigi. Mit diesen Worten stand er auf und ging ins Schlafzimmer, um sich anzukleiden.
    »Unser junger Freund hat wirklich Glück gehabt, daß er nicht ertränkt worden ist. Wir haben in letzter Sekunde eingegriffen«, sagte Carl. »Weshalb wollten Sie ihn übrigens loswerden, Major?«
    »Meine Situation ist im Augenblick sehr gefährlich und kompliziert«, erwiderte Major Tatjana Simonescu mit einer steilen Falte auf der Stirn. »Der Mann, mit dem ich verheiratet bin, hat herausbekommen, daß ich mit diesem jungen Mann eine sogenannte außereheliche Affäre habe.«
    »Aber das kann doch als Grund nicht ausreichen, ihm das Leben zu nehmen«, wandte Carl in einem fast gekränkten Tonfall ein.
    »Nein, an und für sich nicht«, sagte sie etwas gehetzt und streckte sich nach einer Zigarettenschachtel. Carl war sofort zur Stelle und gab ihr Feuer. Sie lächelte ihn dankbar an und scherzte, die westliche Welt habe jedenfalls den großen Vorzug, diesen Tölpeln von zu Hause Manieren beizubringen.
    »Wie man’s nimmt«, sagte Carl, als er sich wieder gesetzt hatte.
    »Doch zurück zu meiner Frage, ob der Tod des Genossen Gianelli wirklich notwendig gewesen wäre?«
    »Ich habe einige Dispositionen getroffen, die ihm Anlaß zu heftiger Eifersucht geben werden. Doch jetzt lohnt es nicht mehr, näher darauf einzugehen. Die Sache ist ja aus der Welt.«
    Luigi schlich an ihnen vorbei wie eine nasse Katze, grüßte zum Abschied sehr unengagiert und ging, ohne sich umzusehen.
    Als die Tür hinter Luigi ins Schloß fiel, nahm Carl langsam und umständlich seinen Kopfhörer aus der Tasche und setzte ihn auf. Dann regelte er die Lautstärke des Kehlkopfmikrophons und meldete sich:
    »Trident an Basis. Besteht immer noch die Absicht, nach Plan fortzufahren?«
    Sie fuhr zusammen, da er

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