Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
schnell.
    »Von mir aus«, sagte Carl. »Du schlägst auf!«
    »Es geht um ein paar Dinge, die mehr oder weniger ulkig sind, aber ich glaube, sie hängen irgendwie zusammen«, fuhr Sir Geoffrey fort.
    Carl antwortete nicht. Er leerte erst seinen Whisky, machte eine Handbewegung, die Sir Geoffrey zum Reden aufforderte und verschränkte die Arme auf der Brust.
    Das tat Sir Geoffrey dann auch.
    »Wir haben da ein kleines Problem, das uns großen Kummer macht. Es ist nämlich so, daß die Russen dabei sein, Personal unserer Rüstungsindustrie zu ermorden. Es handelt sich um exquisite Morde. Ich meine, wir können wirklich nicht umhin, einige Bewunderung für die Technik aufzubringen, die sie dabei angewandt haben. Nichtsdestoweniger ist die Angelegenheit außerordentlich lästig.«
    »Ich verstehe, daß sie außerordentlich lästig sein muß«, sagte Carl und senkte den Kopf und Blick. Die Albernheiten, in die er sich geflüchtet hatte, wurden allzu deutlich dadurch unterstrichen, daß er einen Kilt trug, wenn auch mit Unterhosen.
    Die Flucht war vergeblich gewesen, eine Illusion. Hier kam das andere Leben wieder angerauscht. Kein Ivanhoe mehr.
    »Du siehst ein bißchen düster aus, alter Junge«, sagte Sir Geoffrey, um ihn zu trösten.
    »Es ist nichts. Ich nehme nur an, daß es ein bißchen plötzlich gekommen ist. Na schön, ich bin der stellvertretende Chef des militärischen Nachrichtendienstes in Schweden, und du bist der Chef des britischen. Worüber möchtest du sprechen?«
    »In erster Linie über die MRO-Akte. Wofür steht übrigens diese alberne Abkürzung MRO?«
    »The Moscow Rip-off, der Moskauer Reibach«, erwiderte Carl schnell. »Und in zweiter Linie?«
    »In zweiter Linie geht es um eine operative Zusammenarbeit.«
    »Laß hören.«
    »Wir haben das MRO-Material nicht von euch bekommen. Das sage ich nur für den Fall, daß du es nicht weißt. Die Amerikaner haben es uns gegeben, unsere lieben Vettern. Und jetzt haben wir aus guten Gründen den Verdacht, daß sie uns nur kleine Kostproben geben, wie gewöhnlich nach ihrem Coca-Cola-Urteil, daß uns aber das vollständige Material vorenthalten bleibt. Kommentar?«
    »Kein Kommentar.«
    »Laß den Quatsch, es bleibt doch in der Familie.«
    »Kaneschna.«
    »Verzeihung?«
    »Das ist russisch. Bedeutet: selbstverständlich.«
    »Oh, Teufel auch.«
    »Erstens habe ich keine Ahnung, was von dem MRO- Material weitergegeben worden ist. Zweitens habe ich keine Ahnung davon, daß das gesamte Material an unsere, wie du sagst, amerikanischen Vettern weitergegeben worden ist. Diese Informationsströme werden von der schwedischen Regierung gesteuert, und die ist im Augenblick wie ein Teenager in Washington verliebt.«
    »Wie traurig, das zu hören. Kannst du trotzdem dafür sorgen, daß wir Zugang zum Originalmaterial erhalten?«
    »Warum?«
    »Aus folgendem Grund: Aus dem manipulierten Material, das wir von den Amerikanern erhalten haben, wird deutlich, daß es auf dich zurückgeht. Sie versuchen nur zu verbergen, daß ihr Schweden die Quelle seid. Es handelt sich um einen umfassenden Datendiebstahl beim GRU, immerhin.«
    »Kein Kommentar.«
    »Gut. Ich habe also recht gehabt. Das MRO-Material enthält an irgendeiner Stelle die Antwort darauf, was jetzt vorgeht. Dort befindet sich dann auch die Erklärung dafür, weshalb sich die Russen auf diese völlig durchgedrehte und altertümliche Methode eingelassen haben, als lebten wir noch in der Zeit der Schlapphüte und ähnlicher Dinge. Wir wollen nicht nur wissen, warum sie britische Staatsbürger ins Jenseits befördern, wir würden auch gern ein Ende dieser Aktivität erleben.«
    »Das kann ich verstehen. Das ist sogar eine Einstellung, für die ich Sympathie empfinde«, erwiderte Carl und warf einen hilflosen Blick zu den Schotten am anderen Ende des Salons. Doch von dort war weder Hilfe noch eine Auszeit zu erwarten. Sie stritten wie besessen über ihre Malt-Whisky-Sorten.
    »Na schön, dann gebt uns das Originalmaterial«, sagte Sir Geoffrey mit einem Anflug von Unsicherheit in der Stimme.
    »Alter Junge«, sagte Carl mit einer müden, ironischen Geste.
    »Im Moment bittest du mich, ein Verbrechen zu begehen. Nach unserem Gesetz und in unserer Sprache heißt das Verbrechen Spionage.«
    »Ach was, spiel mir jetzt nicht die alte Leier von der heuchlerischen Neutralität vor. Wir haben schließlich euren Nachrichtendienst aufgebaut, bevor ihr überhaupt wußtet, was dieses Wort bedeutet«, sagte Sir Geoffrey mit

Weitere Kostenlose Bücher