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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vorsichtig.
    Der Streit über die Qualität der verschiedenen Sorten wurde heftiger, als die Herren alle ein Glas in der Hand hatten, mit dem sie gestikulierten, um anschließend die Farben zu vergleichen, zu schnuppern und einen Probeschluck zu nehmen. Carl hatte zunächst geglaubt, daß man seinetwegen übertreibe.
    Vielleicht lief sogar eine neue Wette. Er versuchte sogar, mit Angus über dessen Wette um zehn Pfund zu witzeln. Sie sei immerhin eine gesunde Abweichung von den Gewohnheiten des 12. Herzogs. Einmal, weil die Wettsumme überschaubar sei, zum andern, weil der Gewinn in der Familie bleibe. Angus versuchte, höflich zu antworten, wurde aber schnell wieder in die Diskussion hereingezogen.
    Alle außer Carl und einer nach Eton aussehenden Gestalt nahmen an der Auseinandersetzung teil. Der Mann hieß Sir Gerald oder so ähnlich. Er trat zu Carl hinzu und hob freundlich sein Glas.
    »Ich warne dich, lieber Bruder, denn diese Schottenmeinen es wirklich ernst. Die werden noch mindestens eine Stunde weiter diskutieren, ob der Seegrasgeschmack des Whiskys aus Oban zu stark ist oder ob Laphroaig wegen des starken Geschmacks untypisch ist.«
    »Wie das mit den Dudelsäcken etwa?« fragte Carl.
    »Ich fürchte, ich bin nicht ganz auf dem laufenden. Was meinst du mit Dudelsäcken?«
    »Eine Zeitlang ganz nett, aber man muß befürchten, daß es zu lange dauert«, erwiderte Carl.
    »Hoppla, da hast du mich einen Moment richtig durcheinandergebracht, aber du hast zweifellos recht. Sollten wir uns vielleicht eine Weile zurückziehen, während die Schotten die Frage entscheiden?«
    Der Mann machte eine einladende Geste zu einer sieben oder acht Meter entfernten Sitzgruppe. Seine Handbewegung war auf eine Weise einladend, die eher nach einem Befehl aussah. Carl hatte das unangenehme Gefühl, daß er unmöglich nein sagen konnte. Somit nickte er kurz, nahm sein Whiskyglas mit und trottete zu dem Sofa.
    Der Mann, der jetzt hinter ihm herging, sah fast wie eine Filmparodie eines Engländers aus, und jetzt hatte sich herausgestellt, daß er tatsächlich einer war.
    »Man kann wie gesagt nie genau wissen, wie lange die Schotten so weitermachen«, sagte der Engländer mit einem Kopfnikken zu der übrigen Gesellschaft. Die Herren standen in einer kleinen Traube da und bemühten sich, mit lauter Stimme einander zu überzeugen. »Manchmal schaffen sie es in einer Viertelstunde, manchmal brauchen sie zwei Stunden.«
    »Es ist offenbar einen Frage von entscheidender Bedeutung«, sagte Carl und nippte an seinem Whisky. Gleichzeitig versuchte er sich zu erinnern, was man ihm eingeschenkt hatte.
    »Ja, nicht nur das. Diesen Burschen hier ist es sogar verdammt wichtig. Ach, übrigens, wie geht es denn meinem alten Freund, dem Alten?«
    Carl erstarrte. Vermutlich so sehr, daß es ihm anzumerken war. Der Mann auf dem Sofa neben ihm lächelte nur, zog einen Aschenbecher zu sich heran und schlug die Asche von seiner Zigarette ab, bevor er fortfuhr.
    »Wir wurden vorhin da draußen ja nur flüchtig miteinander bekannt gemacht«, fuhr er fast gedehnt langsam fort. »Ich bin Geoffrey Hunt.«
    »Ich habe nur Sir Geoffrey verstanden. Wir sind uns ja persönlich noch nie begegnet«, erwiderte Carl entschuldigend. Inzwischen hatte er die Situation erkannt. Er saß neben dem neuen Chef des britischen Nachrichtendienstes MI 6, der einer der Freunde des Alten war.
    »Und wie geht es nun dem Alten?« fragte Sir Geoffrey erneut.
    »Danke, ausgezeichnet. Übrigens herzlichen Glückwunsch zur Ernennung«, erwiderte Carl mit zusammengebissenen Zähnen. Er fühlte sich sehr angespannt und war überzeugt, daß seine Anwesenheit hier kein Zufall war.
    »Ich werde Ihren Gruß natürlich ausrichten, Sir Geoffrey«, fuhr Carl nervös fort, da der andere nichts sagte.
    »Laß diese Förmlichkeiten! Nenn mich Geoff, sonst sehe ich mich noch genötigt, dich ebenfalls so merkwürdig anzureden.«
    »Na schön, dann eben Geoff. Und worum geht es, Geoff?« sagte Carl und blickte mit finsterer Miene zu dem Streit um den Whisky am anderen Ende des Salons. Die Diskussion schien noch lange nicht beendet zu sein.
    »Das nenne ich schnell zur Sache kommen, das muß ich schon sagen«, sagte Sir Geoffrey und nahm einen absichtlich langen Zug an seiner Zigarre.
    »Aber ja! Was hast du denn erwartet Geoff?« sagte Carl mit übertriebener amerikanischer Direktheit.
    »Daß wir erst ein bißchen Ball spielen, wie ihr Amerikaner es ausdrückt«, entgegnete Sir Geoffrey

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