Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
spürbarer Irritation in der Stimme.
    »Ja!« bestätigte Carl. »Genau das habt ihr getan, wenn auch mit zunächst wechselndem Erfolg. Doch das ist es nicht. Vergiß nicht, daß ich ein germanischer Typ bin, äußerst bürokratisch, und so weiter.«
    »Ein schottischer!« korrigierte Sir Geoffrey. »Zumindest läßt deine Kleidung im Moment darauf schließen, wenn ich das sagen darf.«
    »Eins zu null für Sie, Sir Geoffrey. Zugegeben. Die Sache ist aber sehr einfach. Ich habe in der jüngsten Zeit so viel in meinem eigenen Strafraum gespielt, daß mein Premierminister wenig entzückt sein würde, wenn ich mich auf neue Solonummern einließe. Hingegen, nein, hör jetzt genau zu. Hingegen bin ich überzeugt, daß die Frage des MRO-Materials sich schnell und einfach lösen ließe, wenn du zur Downing Street 10 gehst und dort bittest, bei meinem geehrten Premierminister anzufangen. Dann würde alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen.«
    »Das ist an und für sich angenehm zu hören«, erwiderte Sir Geoffrey und legte seine Zigarre weg, die schon längst ausgebrannt war; Carl hatte es gesehen, sein Gegenüber aber nicht.
    »Trotzdem ein reichlich kleinliches Manöver, mit dem die Dinge noch mehr verzögert werden«, seufzte Sir Geoffrey.
    »Kleinlich?« erkundigte sich Carl.
    »Ja genau, kleinlich. Nun, dann weiter zur nächsten Frage, obwohl ich fürchte, daß wir vielleicht auch die über Downing Street Nummer 10 laufen lassen müssen. Ich würde gern über eine operative Zusammenarbeit nachdenken.«
    »Du gehst heute ja ziemlich ran, Geoff«, sagte Carl ironisch.
    »Wenn ich dir nicht mal ein bißchen Papier geben kann, das du ohnehin bekommen wirst, wenn auch über einige bürokratische Umwege, was erwartest du dann vom Vorschlag einer operativen Zusammenarbeit? Hast du dir vorgestellt, daß ich losmarschiere und im Dienst Ihrer Majestät ein paar Leute ermorde?«
    »Nun ja, etwas in der Richtung«, entgegnete Sir Geoffrey mit einem übertrieben breiten Lächeln.
    »Du mußt meschugge sein«, sagte Carl und blickte wieder verzweifelt zu den streitenden Schotten hin. Er hörte etwas von verschiedenen Marken. »Bowmore, verdammt! Cragganmore! Laphroaig ist zu hell und zu rauchig! Knockando, ich sage es nur noch einmal, Knockando!«
    »Eine operative Zusammenarbeit, wie gesagt«, wiederholte Sir Geoffrey still und rückte zerstreut seine Smokingfliege zurecht.
    »Ich nehme an, daß unsere Begegnung hier kein Zufall ist«, sagte Carl, um das Thema zu wechseln.
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich hörte von Lord Hamilton, daß du herkommen würdest. Wir kennen uns nämlich, und ich wurde sofort eingeladen, als ich darum bat.«
    »Verstehe«, sagte Carl ohne Begeisterung. »Und jetzt möchtest du über eine operative Zusammenarbeit sprechen, und das ganz zwanglos bei einem Essen?«
    »So etwas in der Art. Na ja, ich sehe ein, daß wir ein paar formelle Dinge regeln müssen, wenn es dazu kommen soll. Es wäre aber trotzdem recht praktisch, wenn du deinen Standpunkt darlegen würdest. Letztlich dürftest du doch derjenige sein, der für die operative Planung auf schwedischer Seite zuständig ist.«
    »Ja«, sagte Carl. »Da hast du nicht ganz unrecht. Erzähl mir, was du für Ideen hast, dann werde ich sie rezensieren.«
    »Und alles, was gesagt wird, bleibt bis auf weiteres unter uns?«
    »Sei nicht kindisch, Geoff. Raus damit. Welche Wünsche hat Ihre Majestät, das heißt du selbst?«
    »Zwei Dinge. Erstens möchte ich, daß du für uns in Moskau einen hochgestellten Agenten anwirbst.«
    Carl blickte Sir Geoffrey forschend an, um herauszubekommen, ob dieser Vorschlag ein Beispiel des sehr speziellen englischen Humors war oder nur der schiere Wahnsinn. Sir Geoffrey sah konzentriert und ernst aus.
    »Das nenne ich ein ziemlich ehrgeiziges Vorhaben«, sagte Carl mit einem Versuch, wie Tessie das englische Englisch zu parodieren. Sir Geoffrey ließ jedoch nicht mal den Anflug eines Lächelns erkennen.
    »Ich nehme an, du möchtest gern ein paar Erläuterungen des Hintergrunds hören«, erwiderte er.
    »Ja, bitte, das wäre fabelhaft«, sagte Carl.
    Sir Geoffrey zupfte eine nicht vorhandene Falte an seinem Hosenbein zurecht, zündete erneut seine erloschene Zigarre an und schien darüber nachzudenken, wie er seinen Vorschlag erläutern sollte. Er ließ sich viel Zeit. Doch dann erklärte er die Lage schnell, effektiv und logisch.
    »Die MRO-Akte benennt die gesamte neue Führung der russischen Streitkräfte mit ihren jeweiligen

Weitere Kostenlose Bücher