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Im Netz der Meister (German Edition)

Im Netz der Meister (German Edition)

Titel: Im Netz der Meister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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nein, es war doch keine wirkliche Tortur gewesen, vieles war unendlich schön gewesen.
    Simone träumte in dieser Nacht von Karel und von Boris, sah Marks brutales Grinsen vor sich, erblickte ihr eigenes Bild im Spiegel, so wie damals in diesem Club mit Karel, und dann sah sie Cornelius, der sein Sperma ableckte, in dem Spiegel, aber dahinter stand nicht sie mit Peitsche und strengem Blick, sondern Arno, betrunken und mit stieren blauen Augen und immerfort murmelnd: »Was für ein Weib, Lady, was für ein Weib. Gieeerrr.«

    Die nächste Woche verging ohne besondere Ereignisse. Simone arbeitete motiviert und engagiert und verkniff sich jede Versuchung, ihr Profil wieder zu öffnen oder blind über Love.Letters zu surfen. Sie dachte oft daran, nur mal zu gucken, aber sie blieb eisern.
    Sie wartete vergeblich auf die angekündigte Einladung zu Karins und Arnos Verlobung. Jeden Morgen sah sie neugierig nach, aber es kamen nur die üblichen Rechnungen, Prospekte, Bestellungen und Lieferscheine. Als nach fast zwei Wochen noch immer kein Brief, keine Karte der beiden in der Post war, vermutete Simone, dass man eben auf ihre Gesellschaft doch verzichten wollte und ihre Entscheidung, sich dauerhaft auszuklinken, akzeptierte. Arno schickte auch keine SMS mehr, es war Funkstille. Gut so , dachte sie. Auf die Idee, dass Karin die Einladung nicht ins Geschäft schicken würde, kam sie nicht.
    Zu Hause verlief alles harmonisch, Simone kochte, hielt Haushalt und Garten wieder in tipptopp in Ordnung und war viel mit ihren Töchtern zusammen.
    Einmal rief Britta an, und sie telefonierten eine halbe Stunde lang, aber als Britta andeutete, dass sie nicht an den Sinneswandel glaube, beendete Simone das Gespräch. Sie würde sich jetzt, wo sie schon so lange durchgehalten hatte, nicht mehr aus dem Konzept bringen lassen.
    Gerald war noch immer ein wenig zurückhaltend. Simone schob es auf sein neues Hobby – das Internet. Er saß so oft im Gästezimmer vor dem Computer, dass Jenny und Julia sich schon beschwerten. Gerald hatte sogar auf seinem Nachttisch ein Buch über Webdesign und Programmierhilfen liegen, er befasste sich offenbar in jeder freien Minute damit.
    Irgendwann fiel Simone das Notebook ein, das sie am Heiligabend in Geralds Kleiderschrank gefunden hatte, und sie fragte sich, wofür er es gebraucht hatte und wo es geblieben war. Sie nahm sich vor, ihn am Abend danach zu fragen, vergaß es dann aber wieder.
    Simone und Gerald schliefen miteinander. Selten und sanft, manchmal innig, fast immer gedankenlos vertraut. Dann drehte Simone sich danach zur Seite und weinte. Und oft, sehr oft, dachte sie an Lust und Schmerz, an Lustschmerz, an sehr große Emotionen, an Momentlieben.
    Sie versuchte, sich diese Gedanken zu verbieten, sie hatten doch keinen Sinn, führten zu nichts, gefährdeten nur das, was wirklich wichtig war. Wirklich? War sie wirklich wichtig, ihre bürgerliche Geborgenheit?
    Simone hasste die Zweifel, die sie immer wieder  angriffen, so unmittelbar, brutal und unverhofft.

    Es war an einem der letzten Apriltage, als die alte Dame den Buchladen betrat. Simone hatte eben das Regal an der Tür mit den Bestsellern der Woche bestückt, als sie hereinkam. Ein wenig schüchtern lächelnd fragte sie, ob sie hier auch alte Bücher bestellen könne. Sie wolle den Klassiker »Lady Chatterley« von David Lawrence haben.
    Simone reagierte freundlich: »Warten Sie bitte, ich sehe im Verzeichnis lieferbarer Bücher nach.«
    Sie tippte den Titel in den Computer und fand gleich, was sie gesucht hatte. Dieser Klassiker unter den Liebesromanen sei seit 1928 immer wieder neu aufgelegt worden und könne sofort geliefert werden, erklärte sie der alten Dame.
    Lady Chatterley. Simone hatte feuchte Hände und das Gefühl, alle Haare würden senkrecht auf ihrem Kopf stehen. Fahrig notierte sie die Telefonnummer der Kundin und versprach, sofort anzurufen, wenn das Buch eingetroffen sei. Als sie wieder allein im Geschäft war, setzte sie sich und wischte ihre feuchten Hände am Rock ab. Ihr Puls hämmerte wie nach einem Hundertmeterlauf.
    Chatterley. Lady Chatterley. Damit hatte alles angefangen. Damals, mit Lars, und mit ihren ersten schockierten und schockierenden Gedanken an BDSM. Simone zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an.
    Lady Chatterley.
    Sie lächelte. Wie naiv sie damals gewesen war und wie fasziniert. Wie verrückt war das Treffen mit dem nervösen Typen gewesen, wie hieß er noch, dieser Schmächtige mit der

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