Im Netz der Meister (German Edition)
was du tust. Ich will es hören.«
Sie sagte es ihm. Simone atmete schnell. Sie genoss sein Stöhnen, und sie tat, was er verlangte. Zugleich bemühte sie sich, ihr Pokerface zu behalten, damit keiner der Passanten bemerkte, dass sie nicht nur telefonierte.
Lars keuchte jetzt und Simone dachte daran, dass irgendwo ein fremder Mann sich in diesem Moment am Telefon selbstbefriedigte und dabei an sie dachte.
»Wir kommen zusammen, Angel. Ich zähle bis fünf.«
Simone hatte die Leute draußen auf dem Parkplatz vergessen. Sie hörte Lars hecheln.
Sie konzentrierte sich.
Als Lars mit heiserer Stimme »Fünf!« sagte, stöhnte sie, schloss die Augen und legte den Kopf zurück.
Der Orgasmus auf Kommando hatte zwar nicht geklappt, aber sie empfand dieses Gespräch dennoch als sehr erotisch. Ihre Hand zitterte ein bisschen, als sie die Knöpfe der Hose unauffällig unter Jacke schloss.
»Du bist wunderbar, Angel«, hörte sie Lars sagen. Simone lächelte.
»Und du wirst dich jetzt bedanken!«
Simone schluckte. Auch das noch.
»Danke«, flüsterte sie.
»Angel!«
»Danke, Herr.«
»So ist es gut. Ich glaube, du wirst einmal eine gute Sklavin sein.«
»Ja. Das hoffe ich sehr, Herr.« Lars lachte. »Leg jetzt auf, Angel. Wir lesen uns bei Love.Letters.«
Simone rauchte mit zitternden Fingern eine Zigarette, bevor sie in den Supermarkt ging, um Gemüse und Fleisch für das Mittagessen einzukaufen. Ihre Feuchtigkeit wischte sie im Futter ihrer Lederjacke ab. Als sie an der Fleischtheke stand, sah sie Frau Dreier auf sich zukommen. Simone lächelte, als sie der Nachbarin zur Begrüßung die rechte Hand gab.
Simone kommunizierte auch mit anderen Männern, die sie auf ihrer Love.Letters-Seite besuchten. Es waren viele nette Typen dabei und manche sahen auch ganz gut aus.
Ralf zum Beispiel kam aus der Nachbarstadt, war zweiunddreißig, glücklich verlobt und suchte jemanden zum Spielen. Auf seiner Profilseite war das Foto einer Lederpeitsche abgebildet. Simone, inzwischen Vokabular und Werkzeug der Insider kennend, konnte entsprechend reagieren. Klar habe sie schon mal einen Herrn gehabt, antwortete sie ihm und über Sadomaso wisse sie genau Bescheid. Wie viele Tage und Wochen sie über ihren Büchern und vor dem Computer verbracht hatte, um die Theorie dieses Themas auch nur annähernd zu erforschen, sagte sie ihm nicht.
Einzelheiten über ihre Session würde sie ihm natürlich nicht erzählen, das sei ihre Privatangelegenheit. Ralf verstand. Er schrieb ihr deftige, ordinäre Mails, die sie erregten.
Er war überhaupt nicht charmant, nicht so wie Lars. Er wollte sie nackt in der Mitte eines Zimmers aufhängen und ihr mal ordentlich den Arsch versohlen. Und er wollte ihr einen Sklavenvertrag zuschicken. Darin sollten ihre Pflichten als Sklavin klar definiert sein.
»Damit du gleich weißt, was dich erwartet!«, schrieb Ralf.
Sie habe einzig und allein dafür da zu sein, ihn zu erregen und zu befriedigen. Wann, wo, und wie er es befehlen würde.
Simone lachte. Als würde eine selbstbewusste, attraktive Frau wie sie ständig willig und zu Diensten sein! Und einen Sklavenvertrag unterschreiben. Nie im Leben! Auf welche absurden, albernen Ideen dieser Typ kam. Sklavenvertrag. Lächerlich. Vor keinem Gericht der Welt hätte solch ein Vertrag Bestand.
Sie stellte sich vor, Eigentum eines Mannes zu sein. Besitz eines Beduinenfürsten vielleicht, davon hatte sie als kleines Mädchen manchmal geträumt. Den Traum hatte sie lange Jahre vergessen, jetzt war er plötzlich wieder da.
Immer saß sie in diesem Traum in irgendeiner heißen Wüste oder Steppe, und aus irgendwelchen Gründen ging es ihr nicht gut. Dann kam plötzlich aus dem Nichts ein großer Mann in einem dunklen Kaftan auf einem schwarzen Pferd herangestürmt. Er zügelte das Pferd, schaute Simone mit tiefgründigen Augen an, beugte sich zu ihr hinunter und hob sie zu sich in den Sattel. Und dann nahm er sie einfach mit, wortlos, erklärungslos, und ritt mit ihr in einem Höllentempo durch die Wüste und brachte sie in seinen Harem. Dort wurde sie gebadet und gefüttert und bekam die schönsten Kleider und wurde von ihm zur Oberharemsdame ernannt.
Der Mann, der sie an diesem Frühlingstag gern mitnehmen wollte, kam nicht auf einem schwarzen Pferd. Er fuhr in einem alten blauen Mercedes vor dem Café vor, in dem er mit Simone verabredet war. Es war Mittwochnachmittag, Simones freier Tag, Karin vertrat sie in der Buchhandlung. Jenny und Julia waren bei ihren
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