Im Netz Der Schwarzen Witwe
vorstellen“, sagte er. „Ich bin neununddreißig und erhole mich von einem langen Kampf gegen die Hodgkin-Krankheit, einer Krebsart des Lymphsystems.“
Taylor schlug die Akte schnell auf und überflog Johns Zusammenfassung der Ermittlungen. Seine Augen weiteten sich. „Sie haben vor, diese Frau zu heiraten?“
„Wenn ich es nicht tue, wird sie nicht versuchen, mich umzubringen.“
„Sie werden also ihr Ehemann sein“, sagte Taylor. „Haben Sie denn auch vor, wirklich mit ihr zu schlafen?“
Selbst in Daniels dunkelbraunen Augen lag ein Hauch von Neugier, während er wie alle anderen auf Johns Antwort wartete.
Pat Blake schüttelte den Kopf. „Sollte ich mir das vielleicht lieber nicht anhören?“
„Keine Sorge, Captain, die Ehe wird legal sein. Sie wird meine rechtmäßig angetraute Ehefrau sein“, sagte John. „Und ich werde sicherstellen, dass wir Sex haben.“ Grinsend fügte er hinzu: „In ihrem Fall bedeutet das natürlich: keine Messer im Bett.“
Er stand auf und sammelte Unterlagen und Fotos ein. „Geben Sie mir grünes Licht?“, fragte er Blake.
Der ältere Mann nickte. „Na los.“
Daniel und Steven Taylor standen ebenfalls auf, und John wandte sich zum Gehen.
„Einen Moment noch, falls es Ihnen nichts ausmacht, John“, sagte Blake. Er wartete, bis die beiden jüngeren Agenten das Büro verlassen hatten, und schloss die Tür hinter ihnen. „Sie sehen ziemlich mitgenommen aus.“
John wusste genau, dass Blake das Zittern seiner Hand bemerkt hatte. „Zu viel Kaffee“, sagte er. „Mir geht’s gut, aber ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen.“
Blake nickte und glaubte ihm offenbar kein Wort. „Ich weiß, dass wir im Lauf der Jahre nicht gerade Freunde geworden sind, John. Ich bin Ihnen immer lieber aus dem Weg gegangen und habe Sie tun lassen, was Sie am besten können. Und dafür habe ich von Ihnen die höchste Erfolgsquote des FBI bekommen. Aber falls Sie ein Problem haben, kann ich Ihnen vielleicht helfen.“
John hielt dem Blick seines Vorgesetzten stand. „Ich will nur an die Arbeit gehen.“
„Haben Sie überhaupt jemanden, mit dem Sie reden können?“
„Ist das alles, Sir?“
Blake seufzte. „Eigentlich darf ich Sie nicht vorwarnen, aber wenn dieser Fall abgeschlossen ist, werden Sie zur psychologischen Untersuchung gehen. Also los, verschwinden Sie. Und versuchen Sie, wenigstens einen Teil der Zeit, die Sie in dieser Hotelanlage verbringen, den Kopf auf ein Kissen zu betten.“
John musste einfach protestieren. „In den vergangenen achtzehn Monaten habe ich meine Effizienz gesteigert …“
„Ja, weil Sie jeden Tag zweiundzwanzig Stunden arbeiten.“ Blake seufzte erneut. „Fahren Sie nach Georgia und fangen Sie diese Mörderin. Lösen Sie den Fall, damit die Welt für reiche, alte Säcke wieder sicherer ist. Aber bereiten Sie sich schon mal darauf vor, dass ein Psychologie Sie nach Ihrer Rückkehr unter die Lupe nehmen wird.“
Blake drehte sich zu seinem Schreibtisch um. Das war das Zeichen für John, dass die Unterhaltung beendet war. Er verließ das Büro und merkte, dass sein Puls raste und ihm das Blut in den Ohren rauschte. Eine psychologische Untersuchung. Verdammt, da würde er keine Chance haben. Irgendwie musste er in den nächsten Wochen lernen, wieder zu schlafen. Sonst würde die psychologische Untersuchung für ihn zum Albtraum werden.
Aber vorher brauchte er dringend eine weitere Tasse Kaffee.
Auf halbem Weg über den Flur hörte er Stimmen aus einer der winzigen fensterlosen Kabinen, die den weniger erfahrenen Agenten als Büro dienten. Eine der Stimmen gehörte diesem Taylor.
„Er ist eine tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen kann. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Sie können sich nicht vorstellen, welche Gerüchte über John Miller kursieren. Es heißt, er steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch.“
„Geben Sie was auf Gerüchte?“ Das war Daniel, der ein wenig amüsiert klang.
„Normalerweise nicht, nein. Aber der Mann sieht wirklich übel aus …“
Daniels Stimme wurde mild. „Er ist eine lebende Legende, Steve. Und er ist der Beste. Er sieht übel aus, weil er an Schlaflosigkeit leidet. Zwischen zwei Fällen ist es am schlimmsten. Aber glauben Sie mir, es besteht kein Grund zur Sorge. Bitten Sie nicht darum, von diesem Fall abgezogen zu werden, denn Sie werden die Gelegenheit haben, viel von diesem Kerl zu lernen. Vertrauen Sie mir.“
„Hm.“ Taylor klang nicht überzeugt. „Ist Ihnen aufgefallen, wie
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