Im Netz Der Schwarzen Witwe
konfrontiere dich nur ungern mit dieser Tatsache, aber du bist ein Hund. Ich weiß, du glaubst mir nicht …“
Als John ebenfalls auf dem Weg nach oben war, ging das Licht an. Es handelte sich um eine dieser gelben Insektenlampen, die angenehm für die Augen waren. Sie verbreitete einen goldenen, beinah märchenhaften Lichtschein auf der Veranda.
Mariah hatte den Rucksack auf den Tisch gestellt und zog den Reißverschluss von einem der Fächer auf. John blieb auf der mittleren Stufe stehen, aus Furcht, ihr zu nahe zu sein. Es war schwer, gegen die Anziehung anzukämpfen. Sie ist nur ein Mittel zum Zweck, erinnerte er sich zum wiederholten Mal.
„Es gibt einen Laden für indianisches Kunsthandwerk auf dem Festland“, berichtete sie, während sie einen schweren Werkzeuggürtel herausnahm und auf den Tisch legte. „Diesen Laden liebe ich. Die haben wundervollen Schmuck und fantastische Kunstwerke. Als ich heute Morgen daran vorbeikam, musste ich an Sie denken und das hier kaufen.“ Sie zog eine Tüte aus ihrem Rucksack, öffnete sie und nahm etwas heraus.
Es war rund und in einem Kreuzmuster mit einer Art dünnem Faden umspannt. Es sah aus wie ein nach einem komplizierten Muster gewebtes Spinnennetz. In der Mitte befand sich eine Feder, die von dem Faden gehalten wurde. Unten am Kreis hingen noch mehrere längere Federn.
John hatte keine Ahnung, was um alles in der Welt das war. Doch um was auch immer es sich handelte, Mariah hatte es ihm mitgebracht. Sie hatte ihm tatsächlich ein Geschenk gekauft.
„Wow“, sagte er. „Danke.“
Sie grinste. „Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was das ist, oder?“
„Hm, hängt man es vielleicht an die Wand?“
„Man hängt es sich über das Bett“, erklärte sie. „Es ist ein Traumfänger. Manche Indianerstämme aus dem Südwesten Amerikas glaubten daran, dass er die Menschen vor Albträumen bewahrt.“ Sie hielt ihm den Traumfänger hin. „Wer weiß? Möglicherweise stimmt es ja. Vielleicht finden Sie endlich wieder Schlaf, wenn Sie ihn aufhängen.“
John musste die letzten Verandastufen hinaufgehen, um den kunstvoll gearbeiteten Gegenstand von ihr entgegenzunehmen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann ihm zuletzt jemand etwas mitgebracht hatte. „Danke“, sagte er nur. Sie hatte heute an ihn gedacht. Sie waren sich erst zweimal begegnet, trotzdem hatte sie an ihn gedacht …
Das ist gut für den Fall, sagte er sich, obwohl er die Wahrheit nicht leugnen konnte. Es hatte nichts zu tun mit Serena Westford, sondern mit seinem plötzlich erwachenden Verlangen, das er anscheinend nicht verdrängen konnte.
Für einen kurzen, wilden Moment dachte er daran, wie es wäre, der Begierde nachzugeben und eine Affäre mit Mariah anzufangen. Doch das konnte er nicht machen. Selbst er war nicht Mistkerl genug, um sie auf eine solche Weise zu benutzen.
Aber als er den Mund aufmachte, um sich zu verabschieden, kamen stattdessen ganz andere Worte heraus. „Ich habe noch nicht zu Abend gegessen. Kann ich Sie dazu überreden, mir Gesellschaft zu leisten? Ein Stück die Straße hinunter gibt es ein Fischrestaurant …“
„Mir ist nicht danach auszugehen“, erwiderte sie. „Aber ich habe ein Schwertfischsteak im Kühlschrank, das ich ohnehin auf den Grill legen wollte. Es wäre toll, wenn Sie Lust hätten, mit mir zu essen.“ Sie ließ ihm gar keine Zeit zu antworten. „Zuerst muss ich aber unbedingt duschen.“ Sie schob die Verandatüren auf, die ins Haus führten. „Ich beeile mich. Nehmen Sie sich ein Bier oder eine Cola aus der Küche.“
Bevor John sich eine gute Begründung einfallen lassen konnte, weshalb er nicht zum Abendessen bleiben wollte, war sie bereits im Haus verschwunden. Dabei gab es wirklich zahlreiche Gründe. Hier in der gemütlichen Abgeschiedenheit ihres Strandhäuschens mir ihr zu essen war viel zu intim. Zumal er nicht sicher war, ob er weiterhin so tun konnte, als wollte er mit ihr nur befreundet sein. Außerdem war die Vorstellung, auf sie zu warten, während sie unter der Dusche stand, zu aufreizend. Denn er traute sich selbst nicht, dass er auf Distanz bleiben würde.
Aber trotz all dieser guten Gründe schwieg er.
Obwohl er genau wusste, dass es ein Spiel mit dem Feuer war, wollte er unbedingt hier bei Mariah bleiben. Mehr, als er irgendetwas in den vergangenen Jahren gewollt hatte.
„Alarmanlagen für Autos“, erklärte John, während er Mariah half, das restliche Geschirr in die
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