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Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Wilkinson
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fest, dass sie sich doch geirrt hatte. Denn sie blickte nicht wie erwartet in den Salon, sondern in ein Arbeitszimmer.
    Michele saß hinter einem repräsentativen Schreibtisch mit einer lederbezogenen Tischplatte. Als er Lucy bemerkte, blickte er von den Akten auf, die vor ihm lagen. „Ah, Lucy … Ich wollte gerade zu dir gehen.“
    Still hielt sie den Schlüssel in der ausgestreckten Hand.
    Er nahm ihn dankend entgegen. „Kommst du gut voran?“
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er nur aus Höflichkeit fragte, und antwortete etwas gestelzt: „Sobald ich mir einen Überblick verschafft habe, welche Stücke wo ausgestellt werden sollen, könnte ich einen Rohentwurf des Katalogs erstellen.“
    „Sehr professionell“, gratulierte er ihr mit einem leicht schiefen Lächeln.
    Ehe Lucy eine passende Erwiderung zu seiner Bemerkung einfiel, die sie, trotz des Lächelns, leicht abfällig fand, sagte Michele: „Wenn du fertig zum Gehen bist, bringe ich dich zurück zum Hotel.“
    „Danke, aber das ist nicht nötig. Ich finde den Weg allein.“
    Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. „So wie gestern Abend?“
    „Da war es dunkel“, sagte sie und ärgerte sich prompt, weil es wie eine Rechtfertigung klang.
    „Wenn du dich in Venedig nicht auskennst, kannst du dich auch am helllichten Tag verlaufen, und da du kein Italienisch sprichst …“ Etwas in ihrer Miene schien ihn stutzig zu machen, denn er stockte und fragte nachdenklich: „Oder doch?“

3. KAPITEL
    Michele schien ihre Gedanken lesen zu können, schien gar nicht damit aufzuhören, dabei tat er es wohl nur Bruchteile von Sekunden. Lucy verharrte wie gelähmt, ehe sie den Kopf schüttelte.
    „Dann bestehe ich darauf.“
    Er kam um den Tisch herum, und ehe Lucy weiter protestieren konnte, legte er eine Hand unter ihren Ellbogen und führte sie durch die Tür auf den Korridor.
    Als Lucy, deren Herz wild klopfte, versuchte, sich ihm zu entziehen, ließ ein unmissverständliches Funkeln in seinen Augen sie sofort damit aufhören.
    Sie durchquerten die Eingangshalle mit ihrer schmiedeeisern beschlagenen Tür, die tonnenschwer aussah, aber zu Lucys Erstaunen spielend leicht aufging.
    Draußen schlugen ihr gleißende Helligkeit und Hitze entgegen, daher setzte sie erst ihre Sonnenbrille auf, ehe sie über die Treppe zum Kanal nach unten gingen, wo Michele sie zu einem kleinen Motorboot geleitete. Nachdem er ihr hineingeholfen hatte, startete er den Motor.
    Die sichere Art, wie er das Steuerrad umfasste, lenkte Lucys Blick auf seine Hände. Es waren wohlgeformte, gepflegte, einfühlsame Hände, die Verführerisches versprachen …
    Nein!, verbot sie sich, weiter ihre erotischen Fantasien zu beflügeln, riss sich von dem Anblick los und schaute sich um, während Michele sie auf berühmte Bauwerke am Ufer aufmerksam machte.
    „Das ist der Palazzo Ca’ del Serpente“, erklärte er ihr, als sie an einem unheimlich aussehenden Gebäude vorbeifuhren, das seinen Namen, wie es aussah, einer mächtigen Steinschlange verdankte, die über der Eingangstür prangte.
    Die Fassade bröckelte und wirkte verwittert, und die Treppe davor hatte moosig grüne Stufen. Insgesamt machte der Bau einen sehr verwahrlosten Eindruck.
    „Ja, das ist der berühmte morbide Charme von Venedig.“ Michele lächelte amüsiert über Lucys bedenkliche Miene. „Aber keine Angst, innen sieht es anders aus. Der ‚Verein zur Rettung Venedigs‘ kümmert sich gerade um die Restaurierung. In wenigen Wochen soll alles fertig sein und der Palazzo im Rahmen einer Ausstellungseröffnung dem Publikum zugänglich gemacht werden.“
    „Einer Ausstellungseröffnung … etwa …“
    „Ja, die Peter Sebastian-Ausstellung.“
    „Die soll wirklich hier stattfinden?“
    „Fändest du es gut, wenn ständig Besucherströme in deine Wohnung drängen?
    Lucy wurde rot. „Nein, natürlich nicht.“
    „Die altehrwürdigen Palazzi werden oft als Museum genutzt oder als Ausstellungsfläche. Einige baut man auch zu Hotels um.“ Als er sah, dass Lucy weiter interessiert zuhörte, fuhr er fort. „Die Palazzi in Venedig sind ein wichtiges kulturelles Erbe. Das können wir nicht dem Verfall überlassen … Das Problem ist – es gibt dafür nie genug Geld.“
    „Irgendwo habe ich gelesen, dass Peter Sebastian den Verein finanziell unterstützt“, fiel es Lucy ein.
    „Er kann es sich leisten“, erklärte Michele freimütig.
    Wieder hatte Lucy das Gefühl, dass er nicht über den Bildhauer sprechen wollte, und

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