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Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Wilkinson
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dahinter versteckte wie hinter einer Maske, um seine wahren Gefühle zu verbergen, konnte sie nur vermuten …
    „Komm, gib mir deine Codekarte, und ich gebe sie am Empfang ab.“
    Ein, zwei Sekunden irritierte Lucy diese Bitte, aber dann gab sie Michele ihre Karte, und er ging damit zum Rezeptionisten. Beide Männer unterhielten sich, blickten in ihre Richtung, der Angestellte nickte, und kurz darauf war Michele wieder bei ihr, und sie machten sich zu Fuß auf den Weg.
    Sich seiner Nähe und seiner lässigen Männlichkeit nur allzu bewusst, bemühte sich Lucy, einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren.
    Micheles Seitenblicke sagten ihr, dass er ihr Manöver bemerkt hatte, aber er lächelte nur, als gestatte er ihr diese kleine Freiheit einzig, weil er genau wusste, dass er den Abstand jederzeit wieder verringern konnte.
    Die Sonne hatte ihre Hitze verloren, und die Luft war mild, als sie an der Fondamenta am Canal Grande entlangliefen und eine schwarze Gondel an ihnen vorbeiglitt. Sie war prächtig verziert und brachte Lucy ins Träumen.
    „Gefällt sie dir?“
    „Sie ist wunderschön und so romantisch.“
    Michele sagte nichts, lächelte aber hintergründig und dirigierte Lucy weiter zum Piazza Marco. „Wie wäre es mit einem Aperitif im Caffè Florian ?“, fragte er, als sie vor dem berühmten Kaffeehaus standen, das sich sein Flair über die Jahrhunderte bewahrt hatte.
    „Klingt verlockend.“
    Michele nickte und zog Lucy zu einem freien Tisch. Wenig später nippte sie an einem köstlichen Fruchtcocktail mit Eisstückchen und dachte an den Abend zuvor. Gestern hatte sie gar nicht weit von hier gesessen und nach einem bestimmten Gesicht Ausschau gehalten …
    Als sie merkte, dass Michele sie beobachtete, bewegte sich gerade ein Festumzug vor der Kulisse des Glockenturms von San Marco, und Lucy nutzte die Gelegenheit, um Michele von sich abzulenken. „Das sieht aber schön aus!“, rief sie.
    „Es wird noch reizvoller, wenn es richtig dunkel ist.“
    Lucy nickte. „Gestern Abend machte ich mich um diese Zeit auf den Rückweg …“
    „Und verlorst die Orientierung und glaubtest, du würdest verfolgt“, unterbrach Michele sie amüsiert. Lucy lag eine bissige Bemerkung auf der Zunge, doch ehe sie etwas sagen konnte, warf er ein: „Entschuldigung, aber ich habe ganz vergessen, dass ich noch jemand anrufen sollte. Bin gleich wieder da.“ Er erhob sich und entfernte sich mit seinem Handy in der Hand.
    Dass er um diese Uhrzeit noch ein Geschäftsgespräch führte, bezweifelte Lucy. Aber mit wem telefonierte er dann? Etwa mit Didi Lombard?
    Während Lucy ihm hinterhersah, kämpfte sie gegen ein schmerzhaftes Gefühl an, dass sie lieber nicht analysieren wollte, das sich allerdings verdächtig nach Eifersucht anfühlte.
    Mach dich nicht lächerlich!, schimpfte sie mit sich. Du kannst keine Besitzansprüche auf einen Mann anmelden, den du erst gerade kennengelernt hast. Zumal er deine Gefühle offenbar nicht erwidert.
    Michele kam zurück und wirkte sehr zufrieden. „Wollen wir weiter?“
    Lucy nickte, und sie verließen das Café und machten sich auf den Weg, Venedig abseits der Touristenpfade zu erkunden: einen verwunschenen Ort mit stillen Wasserwegen und Bogenbrücken, malerischen Plätzen mit Springbrunnen und Innenhöfen, die mit schattenspendenden Reben überwachsen waren. Eine schillernde Stadt, in der Vergangenheit und Gegenwart zu einem einzigartigen Spektakel verschmolzen.
    „Hier bekommt man schon einen anderen Eindruck als auf dem Piazzale Roma“, meinte Lucy.
    „Stimmt.“
    „Ich sah dich dort, als ich in den Shuttlebus stieg.“ Der Satz war gesagt, ehe sie darüber nachgedacht hatte, ob er klug war.
    Kurzzeitig wirkte Michele sowohl erschrocken als auch verärgert. Am Ende zeigte er sich nur gelinde überrascht. „ Santo cielo ! Wie konntest du dir ein einzelnes Gesicht aus dieser Menschenmenge herauspicken?“
    Weil sie ihm unmöglich sagen konnte, dass ihm seins so vertraut wie ihr eigenes schien, antwortete Lucy: „Auf der Kunstakademie habe ich gelernt, mir Details zu merken.“
    „Dann hast du also ein geschultes Auge“, antwortete er. Gespannt wartete sie darauf, ob er noch etwas zu ihrer Begegnung auf dem Busparkplatz sagen würde, aber als er weitersprach, fragte er nur, ob sie etwas dagegen habe, wenn sie jetzt in seinem Lieblingsrestaurant, der Trattoria Altanella , zu Abend äßen.
    Das kleine Lokal lag direkt an einem stillen Seitenkanal, und Luigi, der gemütliche

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