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Im Paradies deiner Kuesse

Im Paradies deiner Kuesse

Titel: Im Paradies deiner Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Harper
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essen gesucht und ein Feuer entzündet. Zwar würde sie diese Fähigkeiten zu Hause in London nicht unbedingt brauchen. Doch das spielte im Moment überhaupt keine Rolle. Wenn sie all das geschafft hatte, würde sie auch noch ganz andere Dinge schaffen! Auch zu Hause würde sie sich von nun an durchsetzen können.
    Was sie hingegen nicht konnte, war stillstehen. Sie musste sich bewegen, diesem überwältigen Gefühl Ausdruck verleihen.
    Also begann sie zu rennen, zu springen, Rad zu schlagen. Einfach nur so. Vor Freude. Um neben den Fußspuren im Sand auch ihre Handabdrücke zu sehen. Nach und nach, mit jedem weiteren Sprung, jeder weiteren Landung wurden die Muster im Sand komplizierter.
    Und dann geschah etwas Seltsames – es fing an zu regnen. Einen Moment hielt sie inne und blickte hinauf in den Himmel, der von Schäfchenwolken übersät war. Nur ein kurzer Tropenschauer. Kein Grund, ihren Freudentanz zu unterbrechen.
    Selbst wenn sie gewollt hätte, sie konnte nicht aufhören. All ihre aufgestaute Energie brach sich Bahn. Lachend drehte Allegra sich um die eigene Achse, so schnell, dass sie beinah hinfiel. Doch sie nutzte den Schwung geschickt für einen kunstvollen Sprung und dann noch einen.
    Heute Morgen konnte sie die Schwerkraft überlisten. Heute konnte sie fliegen! Heute war sie eine Ballerina!
    „Ich kann sie immer noch nicht sehen“, krächzte Simons Stimme durch das Walkie-Talkie.
    Finn, Dave, Barry und Tim standen mitten in der Ruine der alten Festung und betrachteten Allegras Hütte. Zischend klatschten Regentropfen in das Feuer. Aus der Nähe sah Finn, dass die Hütte höchstens noch eine Nacht gehalten hätte. Aber das war nicht weiter wichtig. Ihren Zweck hatte sie schließlich bereits erfüllt.
    Aufmerksam blickte er sich um. Vor einigen Minuten hatte Simon ihnen mitgeteilt, dass er Allegra aus den Augen verloren hatte. Aber weit konnte sie ja nicht sein. Und der Regen würde sie sicher bald zu ihrer Hütte zurückbringen.
    Während die Kameramänner den Sonnenaufgang filmten, ging Finn zum Strand hinunter. Doch schon bald blieb er unvermittelt stehen. Auf keinen Fall wollte er diese wunderschöne Szene stören.
    Allegra tanzte!
    Nicht so, wie er sie in der Oper hatte tanzen sehen. Jetzt waren ihre Bewegungen mal elegant, mal ungeschickt. Der Regen durchnässte ihre Sachen, und einige Strähnen hatten sich aus dem Pferdeschwanz gelöst. Es spielte allerdings keine Rolle. Selbst wenn sie stolperte und hinfiel, diese Bewegungen waren echt . Dieser Tanz war Allegra.
    Und genau in diesem Moment begriff Finn, dass sie das Ende der Reise erreicht hatten. Dass er angekommen war. Nicht an einem Ort, sondern bei einem Menschen. Einer zarten und doch unglaublich starken Frau.
    Alles in ihm schien sich gegen diesen Gedanken zu wehren. Nein, das konnte nicht sein! Er musste weiterziehen. Finn McLeod kam nirgendwo an. Er hatte immer das nächste Ziel vor Augen.
    Sowie sie ihn bemerkte, kam sie übermütig auf ihn zugeraunt. Strahlend. Glücklich.
    „Ich habe es geschafft, Finn! Ich habe es geschafft!“
    „Ja, das hast du“, murmelte Finn, ohne ihr Lächeln zu erwidern.
    „Ich fühle mich so lebendig!“, rief sie und warf die Arme in die Luft. „Danke, Finn! Danke, dass du mir das gegeben hast!“
    Und dann nahm sie sein Gesicht zwischen ihre sandigen Hände und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. Ganz kurz. Und wieder.
    Doch er nahm ihre Hände und wich ein Stück zurück.
    „Allegra …“
    Lächelnd lehnte sie den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.
    Sie war so wunderschön!
    Und auf einmal hatte er einen Grund. Einen sehr guten Grund, weshalb er sie verlassen musste. Weshalb es falsch wäre, bei ihr zu bleiben.
    Gestern Abend wäre er fast zu ihr gegangen. Hätte er es getan, wüsste Allegra heute nicht, was in ihr steckte. Dieser Moment des Stolzes und der unbändigen Freude wäre ihr verwehrt geblieben. Seinetwegen.
    Er musste sie freilassen. Um ihretwillen . Sie musste endlich ihr eigenes Leben leben. Und das würde er ihr sagen.
    „Ich kann das nicht“, stieß Finn hervor und ließ ihre Finger los.
    Abrupt öffnete sie die Augen, und er wünschte, sie hätte es nicht getan. Die plötzliche Verzweiflung darin machte ihm das Herz unsagbar schwer. Aber er hatte keine Wahl.
    Ganz still stand sie da. In ihrem Blick las er die Worte, ehe sie sie aussprach: „Ich glaube, ich liebe dich.“
    Am liebsten wäre er davongerannt.
    „Du hast gesagt, es wäre Zeit für mich, eine

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