Im Paradies deiner Kuesse
Gürtel!
Nachdenklich wiegte Allegra die Machete in den Händen. Dafür gab es eigentlich nur einen einzigen plausiblen Grund: Finn würde wirklich erst am Morgen wiederkommen!
„Und? Was macht sie gerade?“, fragte Simon und blickte angestrengt auf den dunklen Monitor. „Sie steht einfach nur da. Glaubt ihr, sie wird anfangen zu weinen?“
Betretenes Schweigen machte sich in dem kleinen Zelt breit, das zum mobilen Produktionsbüro von „Die Abenteuer des Furchtlosen Finn“ umfunktioniert worden war. Keiner der Männer konnte gut mit den Tränen einer Frau umgehen. Selbst wenn die betreffende Frau nur auf einem winzigen Bildschirm zu sehen und eigentlich einen halben Kilometer weit weg war. Dann lieber Spinnen und Schlangen!
„Nein, das glaube ich nicht“, sagte Finn leise und sah auf einen der anderen vier Monitore, um seinen Stargast aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Simon atmete hörbar aus und fuhr sich über die Stirn. „Na, hoffentlich hast du recht. Mir hat schon Tobys Heulkrampf letzte Woche gereicht. Von wegen Actionfilmheld!“
Finn hörte die Worte des Produzenten kaum. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der schlanken jungen Frau, die von mehreren versteckten Kameras gefilmt wurde, die rund um die Ruine an strategischen Stellen platziert waren. Als sie die Machete auf dem Stein ablegte und die Hände in die Hüften stützte, hätte er am liebsten gelächelt.
Du schaffst das! Das ist deine Chance. Ich weiß, dass du all das anwenden kannst, was ich dir in der vergangenen Woche beigebracht habe.
Gespannt verfolgte er jede ihrer Bewegungen. Was sie wohl als Nächstes machen würde? Sie marschierte zu ihrem Signalfeuer zurück und begann, es abermals auseinanderzunehmen.
„Nein!“, rief er entsetzt.
Verwundert blickten die anderen ihn an. Bloß gut, dass Dave noch draußen unterwegs war, um Allegra aus einiger Entfernung zu filmen. Sonst könnte er sich jetzt so einiges anhören!
„Was denn?“, verteidigte Finn sich gespielt erstaunt. „Das war einfach ein gut aufgeschichtetes Feuer, sonst nichts.“
Wieso tat Allegra das? Aus Wut, weil sie allein war? Vielleicht hatte sie doch mehr von einer Diva, als er gedacht hatte.
Aber dann sah er genauer hin. Bildschirm Nummer vier zeigte sie aus einer anderen Perspektive. Anscheinend schichtete sie das Holz um, näher an die Ruine heran.
Ah, jetzt verstand er! Sie hatte begriffen, dass sie wirklich die ganze Nacht allein bleiben würde, und sich letztlich für ein langsamer brennendes Feuer entschieden.
Am liebsten wäre er jetzt den halben Kilometer durch den Dschungel zu ihr gelaufen, um ihr einen Kuss zu geben, so stolz war er auf sie.
Doch das ging natürlich nicht. Also konzentrierte er sich ganz auf die Bildschirme, die auf einem zusammenklappbaren Campingtisch in der Mitte des Zeltes aufgestellt waren.
Kamera zwei zoomte jetzt ganz nah an sie heran. Mit gerunzelter Stirn kauerte sie am Boden, Messer und Feuerstein in der Hand. Immer wieder versuchte sie, Funken zu schlagen, um das trockene Gras zu entzünden. Ab und zu blitzte tatsächlich ein kleiner Funken auf. Aber keiner war stark genug, um das Feuer in Gang zu setzen. Finn sah deutlich, wo das Problem lag: Entweder pustete sie zu spät oder zu heftig.
Lass dir Zeit! Hör auf dein Bauchgefühl!
Er wusste, dass sie es schaffen würde, wenn sie nicht aufgab.
Und Allegra gab nicht auf. Doch schließlich musste sie eine Pause machen und die schmerzenden Arme lockern. Finn konnte ihren Frust förmlich spüren.
Entspann dich! Du kannst das!
Wenige Minuten später kniete sie sich wieder auf die Erde und versuchte es abermals.
„Na, immer noch enttäuscht, dass Anya Pirelli abgesagt hat?“, fragte Simon und schlug ihm auf die Schulter.
Finn setzte ein Pokerface auf und behauptete: „Und wie!“
Simon lachte. „Das dachte ich mir.“
Einige Stunden später kam Dave ins Zelt und legte die Kamera auf den Tisch.
„Ich brauche einen neuen Akku“, erklärte er und begann, in einer der Taschen nach Ersatz zu suchen. „Mir sind ein paar tolle Aufnahmen gelungen. Aber einmal hätte Allegra mich beinah gesehen.“
„Hm.“ Finn hatte keine Zeit, sich mit dem Kameramann auseinanderzusetzen. Ihn interessierte viel mehr, wie Allegra mit dem Feuer vorankam. Die letzten zwei Stunden hatte sie sich damit beschäftigt, einen Unterschlupf für die Nacht zu bauen. Aus Bambus so, wie er es sie gelehrt hatte. Doch jetzt widmete sie sich wieder dem Signalfeuer – leider mit
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