Im Paradies der Suende
ihn in ihr Haus ein, und er versprach, später vorbeizukommen. Aber zuerst musste er seine Familie besuchen und fragen, was es Neues gab. Und er brauchte etwas Zeit, um allein und in Ruhe über seine wundervolle Beziehung mit Di nachzudenken.
Als er sich dem Cottage näherte, sah er zuerst die vertraute Rauchsäule zwischen den Bäumen. Die Gartenpforte war repariert worden. Die Angeln waren frisch geölt, und sie schwang lautlos auf. Rob bemerkte, dass sogar jemand das Unkraut in den Blumenbeeten gejätet hatte.
Zu seiner Überraschung war die Haustür nicht abgeschlossen. Er stieß sie auf. Eine große Frau, deren blondes Haar im Nacken zusammengebunden war, stand am Herd. Sie goss gerade Wasser aus dem Kessel in eine Teekanne.
Verwirrt öffnete Rob den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber nur ein heiseres Krächzen hervor.
Da drehte sie sich um. Eine Zeitlang starrten sie sich wortlos an.
„Warum trägst du Dads Pyjama?“, fragte er seine Mutter schließlich. Sicher war das eine der dümmsten Fragen, die er je in seinem Leben gestellt hatte.
Auf der Treppe polterten Schritte. Sein Vater kam in die Küche. Er hatte nur eine Unterhose an und grinste.
Robs Wangen brannten. Warum seine Mutter diesen Schlafanzug trug, war nur allzu offensichtlich. Sein Dad war fast nackt. Und er, der Sohn, war hier einfach hereingeplatzt.
„Ah, da bist du ja wieder, mein Junge“, sagte Mike. „War‘s schön in Amerika?“
„Ja, großartig“, murmelte Rob und starrte wieder seine Mum an. So oft hatte er sich ihre Rückkehr vorgestellt und wie er Entschuldigungen und Erklärungen von ihr verlangen würde. Und jetzt stand er nur da wie ein Idiot. „Wo ist Graham?“
„Der spielt draußen mit einem Freund.“ Seine Mutter trug die Kanne zum Tisch und nahm drei Tassen aus dem Regal. „Möchtest du Tee mit uns trinken, Liebes?“
„Eh, nein danke, ich muss gehen.“ Rob drehte sich zur Tür um. Was immer hier passierte, er wollte sich nicht wie ein unbefugter Eindringling fühlen. Es war ihm unangenehm, wie sein Dad seine Mum anschaute - und sie ihn. Als wollte sie … O Gott, wie peinlich.
Sie streckte ihre Hand nach Rob aus. „Kommst du heute Abend zum Dinner? Um sechs?“
„Wirst du dann noch hier sein?“
Sie zuckte ganz leicht zusammen. Aber ihre Stimme klang ruhig und entschieden. „Ja, ich werde hier sein.“
„Okay.“ So schnell wie möglich verließ er das Cottage und stolperte beinahe über seine eigenen Füße.
Er hatte nicht einmal gefragt, ob seine Schwester das Baby schon bekommen hatte. Doch das würde er noch früh genug erfahren. Wäre er Onkel geworden, hätten seine Eltern das sicher erwähnt. Es konnte aber auch sein, dass ihre Gehirne nach all dem Sex nicht mehr richtig durchblutet wurden.
Dis Mutter hatte ihn vorhin eingeladen, und dort würde er jetzt hingehen. Er ließ seinen Rucksack auf den Eingangsstufen des Cottages liegen und lief quer durch den Wald zurück zum Dorf.
Dabei dankte er seinem Glücksstern, der ihn davor bewahrt hatte, das Cottage fünf Minuten früher zu erreichen und seine Eltern beim Bumsen zu stören. Er war nicht so dumm zu glauben, sie würden es nicht mehr treiben. Trotzdem fand er es erstaunlich, sie kurz danach zu ertappen und so glücklich zu sehen. Das war zwar tierisch peinlich, aber irgendwie auch schön.
Gleich würde er Di wiedersehen! Er kam sich wie einer von Lous Hunden vor. Die hatten ihn immer enthusiastisch begrüßt, ganz egal, wie kurz ihre Trennung gewesen war. Genauso fühlte er sich, wenn er an Di dachte - halb verrückt vor Freude. Er wollte mir ihr reden, sie berühren, einfach alles über sie wissen. Im Haus ihrer Mum würden sie wohl kaum zusammen duschen und danach zum ersten Mal auf englischem Boden ficken können. Aber vielleicht würde sich anderswo eine Gelegenheit ergeben.
So war das also, wenn man jemanden liebte - unheimlich und fantastisch. Er fühlte sich hilflos und stark zugleich. Sollte er Mac um Rat fragen? Besser nicht. Das bekamen er und Di schon allein hin.
Lou
Diesmal ging sie in Blue Jeans die Auffahrt hinauf, die nach Paradise Hall führte, und zog einen Trolley über den Kies. Die Suche nach einem Geist hatte sie längst aufgegeben …
An diesem Nachmittag schlief ein Mann aus Fleisch und Blut neben ihr. Da sie jetzt auf dem Anwesen arbeiteten, wohnten sie in zwei Mansardenzimmern im Dienstbotentrakt. Aber das Bett war breit und die Laken aus weicher Baumwolle. Das zweite Zimmer nutzten sie als Büro.
Lou war
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