Im Paradies der Suende
für Jane Austens Aufenthalt zu entdecken gab. Zweifle den Mythos nicht an, ermahnte sie sich selbst. Diese Legende war wenigstens ein gutes Gesprächsthema.
Sie hob ihren Rock an, stieg die Stufen hinauf und fragte sich, ob man ihre Strumpfhalter sehen konnte. Diese lächerlichen Bänder hatte sie auf dem kurzen Weg bereits einmal neu binden müssen.
In genau diesem Moment schwang die Haustür auf, und Chris kam ihr entgegen. Er war eine prächtige Erscheinung in seiner kastanienbraun und goldgelb gestreiften Weste, einem blauen Jackett und Breeches -Kniebundhosen - aus Wildleder. „Loulou, mein Liebes, wie wundervoll du aussiehst!“
„Du auch, Chris. Am besten gefällt mir diese Uhrkette, die direkt auf dein bestes Teil zeigt.“
„Ist das nicht fabelhaft? Komm herein, Darling, wir versammeln uns gerade fürs Dinner. Du musst die anderen kennenlernen. Rob, mein Lieber, nimm Loulou - Verzeihung, es muss natürlich heißen Mrs Connolly - Schirm, Handschuhe und den Hut ab. Das ist Rob, unser Oberlakai, der all deine Wünsche erfüllen wird. Er wird dich jetzt nach oben führen, damit Di dich für die Abendgesellschaft zurecht machen kann.“
Höflich verbeugte sich der junge Mann und nahm ihr die Sachen ab. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Ma‘am.“
Lou stieg hinter ihm eine Treppe hinauf und musterte seine breiten Schultern und muskulösen Waden. Falls er sich in seiner dunkelblauen Samtlivree mit den protzigen Goldborten unbehaglich fühlte, zeigte er es nicht. Er wirkte bemerkenswert selbstsicher. Und er war süß. Verdammt, so niedlich wie einige von Julians Studenten - jung und ernsthaft und unschuldig.
„Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Haus, Rob?“
„Zwei Wochen, Ma‘am“, antwortete er, als sie den Treppenabsatz im ersten Stock erreichten.
„Gefällt es Ihnen hier?“
„Ja, Ma‘am“, sagte er und schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln.
„Stammen Sie aus dieser Gegend?“
„Ja.“ Er blieb stehen und öffnete eine Tür. „Ja, Ma‘am, wollte ich sagen. Das ist Ihr Zimmer. Miss Di ist Ihre Zofe.“
Er gab den Schirm und ihre anderen Sachen einem Mädchen, das anmutig knickste. „Ich werde Ihnen helfen, sich für das Dinner anzukleiden, Ma‘am.“
Lou sah sich neugierig in dem großen Raum um. An einer Wand stand ein schönes Bett mit vier Pfosten und einem Himmel aus rot-weiß gemustertem Stoff. Das gleiche Material war auch für die Vorhänge und die Bezüge der Polstersessel verwendet worden. Das Zimmer war nicht allzu üppig möbliert, so wie es seinerzeit üblich war. In einer Ecke befand sich ein Waschtisch, außerdem eine Kommode mit Spiegel. Ein Tisch und ein Stuhl am Fenster vervollständigten die Einrichtung. Der ideale Platz für eine Lady, um damenhaften Beschäftigungen wie dem Schreiben von Briefen oder der Lektüre der neuesten Romane nachzugehen.
Lou ging zum Bett und klopfte auf die Tagesdecke. Sie war erleichtert, die Matratze war offenbar modern. Dann öffnete sie die Schublade eines der Nachttischchen, die zu beiden Seiten des Betts standen, und entdeckte ein Sortiment an Kondomen.
So viel zu den „damenhaften Beschäftigungen“. Sie knallte das Schubfach so geräuschvoll zu, dass Di zusammenzuckte. Lou war ärgerlich - und gleichzeitig gerührt, weil Peter und Chris ihr sexuelle Eskapaden zutrauten. Vielleicht versorgten sie aber auch alle Gäste mit Kondomen, das würde den beiden ähnlich sehen.
„Ein großartiges Zimmer“, sagte sie zu Di.
Geschickt entfernte die Zofe die Ärmel von Lous Kleid, die nur angeheftet waren. Dann bürstete sie ihr das Haar, steckte es hoch und schlang ein Band mit künstlichen Blumen darum. Als nächstes öffnete sie einen Tiegel, der eine rote Creme enthielt. „Für Lippen oder Wangen, genau wie früher aus Bienenwachs hergestellt. Wenn ich Ihnen etwas Rouge empfehlen dürfte, Ma‘am…“
Lou war einverstanden. Sie wusste, dass sie ziemlich blass war, eine Folge der langen, ermüdenden Reise und der Sonnencreme, auf die sie nie verzichtete. Aber sie lehnte es ab, sich ihre Wimpern mit Lampenruß schwarz zu färben. Mit einem Grinsen erzählte Di, dass keine der Ladys das täte und sie wisse, dass man zumindest eine Wimperntusche ins Haus geschmuggelt habe.
Als Lou das Zimmer verließ, trat Peter aus den Schatten des Flurs. Er war ähnlich gekleidet wie Chris, wenn auch etwas dezenter. Er bot ihr seinen Arm, und sie gingen gemeinsam die Treppe hinab.
Liebevoll küsste Lou seine Wange. „Du siehst
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