Im Paradies der Suende
umwerfend aus, Schätzchen, aber ein bisschen müde. Sind das etwa graue Strähnen, die ich da an deinen Schläfen sehe?“
„Ach, es war unglaublich anstrengend, sich hier um alles zu kümmern. Die Umbauten, die Genehmigungen, all das ist in England furchtbar kompliziert. Glücklicherweise versteht Chris etwas von diesem ganzen Zeug. Nun sind wir fast fertig, und ich fühle mich wie ein stolzer Papa. Dein Julian hätte dieses Haus geliebt.“
„Ja, das weiß ich.“ Als sie den Salon betraten, blieb Lou stehen. „Oh, einfach grandios. Allein dieser Stuck - ist der etwa noch im Originalzustand? Und die Möbel! Das können doch nicht alles Antiquitäten sein!“
„Doch, der überwiegende Teil schon. Aber die Betten nicht. Die sind modern und halten selbst wildesten Sex aus. Jetzt will ich dich aber mit den anderen bekannt machen.“
Lou hatte tatsächlich das Gefühl, eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen. Am anderen Ende des Raums standen mehrere Leute, die wirkten, als seien sie direkt aus einem alten Gemälde oder einem Jane-Austen-Film auf das glänzende Parkett gestiegen. Einige Männer trugen immer noch ihre Wildleder-Breeches, die eigentlich nur tagsüber gestattet waren, und blaue Gehröcke. Andere hatten sie bereits gegen Modelle aus Satin getauscht, die sie mit passenden Jacketts, weißen Strümpfen und Schnallenschuhen kombinierten. Die Frauen sahen in ihren tief ausgeschnittenen Roben hinreißend aus.
Zuerst lernte sie ein attraktives Paar aus London kennen, Ben und Sarah, beide Schauspieler. Wahrscheinlich waren sie eingeladen worden, weil sie so ungemein gut aussahen, vermutete Lou. Ein anderes Paar, Cathy und Alan, war ebenfalls erst an diesem Tag eingetroffen. Sie schienen ein wenig schüchtern und bewegten sich noch unsicher in ihren Kostümen.
Jon und Simon waren Innenausstatter und für die Restaurationsarbeiten im Haus zuständig. Lou hielt sie für schwul und nahm an, dass sie nicht nur im Berufsleben ein Team waren. Allmählich fragte sie sich, wen Chris und Peter, die sich so liebevoll um sie sorgten, wohl für sie vorgesehen hatten.
Vivian, die ein Kleid aus blaugrün changierender Seide trug, schlenderte auf Lou zu. Ihr Haar war unter einem farblich passenden Turban versteckt, an dem eine scharlachrote Straußenfeder steckte. Aufmerksam musterte sie Lou. „Sehr hübsch. Morgen schicke ich Ihnen die restlichen Kleider.“
Aus den Schatten des Salons tauchte ein weiterer Gast auf. Inzwischen hatte er seine Wildlederhose gegen ein nicht weniger enges Beinkleid aus einer Art Seidenstoff getauscht. Dazu trug er ein üppiges Rüschenhemd und eine Frackjacke. Nur ein Mann mit einem perfekten Körper - und diesen hatte Lou bereits ausgiebig betrachten können - sah in einem solchen Outfit nicht lächerlich aus. Unter der Seide zeichneten sich deutlich seine Genitalien ab, als er auf Lou zuging. O Gott, er ist der personifizierte Sex…
„Mr Darcy, nehme ich an“, sagte sie und streckte ihre Hand aus.
„Ähm…“, murmelte er, blieb stehen und wurde rot.
„In der Tat, so sieht er aus“, sagte Peter anerkennend. „Lou, das ist Mac Salazar. Er schreibt für das Magazin Georgian Living einen Artikel über uns. Also sei nett zu ihm. Mac, das ist Lou, unsere Jane-Austen-Expertin. Deshalb wirst du sicher einige Zeit mit ihr verbringen.“
Peter ging weiter, schickte Rob mit einem Tablett voller Champagner zu ihnen, und Mac reichte ihr ein Glas. „Sollen wir diskret sein und so tun, als hätte unsere erste Begegnung nie stattgefunden?“
„Sicher war das keine Szene, die unsere liebe Jane Austen in einem ihrer Romane geschildert hätte.“ Auch wenn er von Diskretion sprach - in seinen Augen funkelten Übermut und Energie. Ein attraktiver Mann, dachte sie. Nicht nur, weil sie ihn fast nackt gesehen hatte, bei hemmungslosem Sex.
„Peter und Chris haben mir viel von Ihnen erzählt“, bemerkte er mit einem Grinsen.
„Ja, wir sind gute Freunde. Woher kommen Sie?“
„Ursprünglich aus Chicago, aber ich lebe in London. Ich bin hier, weil ich über Paradise Hall schreiben soll. Und was machen Sie so in - Montana, wenn ich mich richtig erinnere?“
„Oh, das ist eine lange Geschichte…“, begann sie und nippte an ihrem Champagner. Mein Mann und ich haben auf einer Ranch gelebt und an einem College unterrichtet, zwei Fahrstunden von unserem Haus entfernt. Letztes Jahr ist er plötzlich gestorben.“ Mittlerweile war sie imstande, die kurze Version der Ereignisse zu
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