Im Paradies der Suende
„Ich werde morgen grün und blau sein, du Bastard.“
„Und ohne Höschen.“ Mac hob den Tanga vom Boden auf und steckte ihn in die Hosentasche. „Meine Kriegsbeute.“
„Ich habe noch andere.“
„Verdirb mir nicht meine erotischen Fantasien.“ Er half ihr vom Tisch und versuchte sie auf den Mund küssen. Wie erwartet wich sie ihm aus.
„Ich mag es nicht, vollgesabbert zu werden. Eine Tasse Tee?“
„Nein, danke. Aber ich würde gern dein Bad benutzen.“ Das sagte er nur, um ihre Reaktion zu sehen. Er wusste, dass die Blondine sich dort oben aufhalten musste. Vermutlich war das für Viv ein Extra-Kick gewesen - die Möglichkeit, dass sie jeden Moment ins Zimmer kommen konnte.
„Du kannst draußen pinkeln. Ich habe einen Gast.“
„Heißt das etwa, wir hätten einen flotten Dreier machen können?“
„Träum weiter.“ Sie nahm seine Weste und seinen Gehrock vom Stuhl und hielt ihm beides hin. „Ich habe jetzt zu tun.“ Geschickt schlang sie das Krawattentuch um seinen Hals und verknotete es. Dann strich sie seinen Hemdkragen und die Aufschläge des Jacketts glatt.
„Wann können wir unser Interview führen?“, fragte er.
„Ständig kommst du hierher, um mich zu befragen. Stattdessen fickst du mich. Vielleicht solltest du deinem Redakteur einfach ein Video von uns beiden schicken.“
„Kann ich meine E-Mails checken?“
„Nein. Für heute hast du genug Spaß gehabt. Los, verschwinde, zurück ins 19. Jahrhundert mit dir.“
Sie wich einem weiteren freundschaftlichen Kuss aus und schob ihn zur Tür.
Typisch Viv. Sie mochte keine Küsse, keine Zärtlichkeiten. Sie wollte nur ficken - und vor allem wollte sie kommen. Notfalls sorgte sie auch selbst für ihre Orgasmen. Diesmal hatte er das Gefühl gehabt, sie würde nicht nur mit ihm vögeln, sondern auch mit dem Tisch, so wie sie ihre Muschi am Holz rieb. Hatte sie ihren Höhepunkt dann gehabt, wollte sie nicht einmal mehr mit ihm reden. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sie sich in die effiziente, taffe Vivian zurück. Irgendwie verstand er, warum diese im wirklichen Leben so knallharte Karrierefrau bei ihren Sexspielchen gern die unterwürfige Rolle übernahm.
Dummerweise fand er das eher komisch und musste deswegen beim Sex oft gegen ein Lachen ankämpfen. Manchmal hatte er aber auch das Bedürfnis, sie anzuschreien: Was ist mit mir, Viv? Bin ich nicht mehr als ein Schwanz für dich? Red‘ mit mir, um Himmels willen! Vielleicht war das ja eine Art göttlicher Strafe, weil er Frauen früher selbst ähnlich mies behandelt hatte. Viele hatten sich von ihm mehr als nur Sex gewünscht. Sie sehnten sich nach echter Zuneigung, nach Gesprächen und Kuscheln im Bett … Er hatte sich zwar bemüht, es ihnen recht zu machen, war aber oft eingeschlafen, nachdem er sich gefragt hatte, was zum Teufel sie eigentlich wollten.
War er eine Art männliche Version von Viv gewesen? Hoffentlich nicht. Die Frauen liebten ihn als Person, nicht nur seinen Schwanz. Zumindest hatte er das immer geglaubt. Doch Viv schien ihn nicht besonders zu mögen, und das störte ihn. Vielleicht hatte seine letzte Scheidung, die vorgeblich so freundschaftlich und zivilisiert abgelaufen war, ihn mehr verändert, als er sich bisher eingestanden hatte.
Er lockerte sein Krawattentuch, das ihm die Luft abzuschnüren schien. Während er den Weg zum Haupthaus hinauf schlenderte, der von mächtigen Kastanien gesäumt war, überlegte er, ob er es abnehmen sollte. Er hasste Krawatten. Aber ein Gentleman musste jederzeit tadellos gekleidet sein - und er war ein Gentleman. Zumindest in den vergangenen fünf Tagen - wenn er nicht gerade mit Viv gefickt hatte. Und er würde seine Rolle noch zwei weitere Wochen spielen. Er verkörperte nun einmal einen typischen Gutsherren aus dem Regency-Zeitalter, strotzend vor Testosteron und stets mit überaus männlichen Themen wie Boxkämpfen oder Pferderennen beschäftigt. Offenbar brachte das nicht unbedingt seine beste Seite zum Vorschein. Wer solche Kleider trug, stolzierte automatisch herum wie der Herrscher der Welt und begann sich irgendwann in die Person zu verwandeln, die er doch eigentlich nur spielte.
Zur Hölle damit. Er war kein reicher Hohlkopf aus dem 19. Jahrhundert, er war immer noch Journalist. Zugegeben, einer von der aussterbenden Sorte, der noch für Zeitschriften schrieb und nicht fürs Internet. Sein Auftraggeber war ein renommiertes Magazin. Es war wirklich höchste Zeit, endlich mit der Arbeit anzufangen. Er
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