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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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zwirbeln, daß die tanzende Spindel ihn aufwickeln konnte. Immer mußte sie die Spitze der Spindel zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand drehen, während die linke das Werg vom Rocken zupfte und zwirbelte. Zunehmende Kälte zwang Eva, in der Nähe des Herdes zu arbeiten. Sie befestigte ihren Rockenstab in einem durchbohrten Strunk, so daß er feststand, und nun ging die Arbeit besser von der Hand.
    Es kamen stille Wochen behaglicher Arbeit. Evas Fadenvorrat, den sie auf gegabelte Stäbe wickelte, wuchs zusehends, und sie hätte zu gern mit dem Weben angefangen, wenn Peter sein Versprechen gehalten hätte; mahnen wollte sie ihn nicht. Und sooft er sich bei ihr sein Essen holte, tat er sehr eilig, um Evas Fragen zu entgehen. Wieder stieg Zorn in ihr hoch. Sie ahnte ja nicht, daß Peter seit Wochen an der Verbesserung ihrer Erfindung arbeitete. Sie wußte nicht, daß ein mühsam fertiggekerbter Faden-Hebestab zerbrochen war, weil an einer Stelle die Kerben zu tief geraten und im Innern des Stabes zu nahe aneinander gekommen waren. Inzwischen hatte er einen viel dickeren Stab aus hartem Eisbeerholz geglättet und gekerbt. Nun war aber die Spannung der Fäden nicht stark genug, ihn amsenkrechten Hinabgleiten zu hindern. Er mußte dem Webgestell durch schräge Stützen eine Neigung nach hinten geben. Daß er die vielen Löcher im oberen Querstab, an dem alle Fäden hängen sollten, nicht bohrte, sondern mit Hilfe glühend gemachter Metallstäbchen ausbrannte, erleichterte zwar die Arbeit, brauchte aber viel Zeit und große Sorgfalt. Noch nie hatte Peter etwas so genau Ausgetüfteltes gemacht wie diese Löcherreihe, die mit den Kerben des Fadenhebestabes und mit der Löcherreihe des unteren Spannstabes haargenau zusammenstimmen mußte. Sein erster Webversuch hatte ihm gezeigt, daß es nicht gut war, die grauen und die braunen Fäden unten alle an ein und demselben Spannstabe zu befestigen. Die Spannung der Fäden in den flachen Kerben war ja größer als die der Fäden in den tiefen. Er mußte jeder Fadenreihe ihren eigenen Spannstab mit je zwei Gewichten geben. Und die Gewichte sollten nicht wieder Steinbrocken sein, die ungleich zogen, sondern vier gleich große, aus Lehm geknetete, durchlochte Kegel. Bis die am Herd vorgetrocknet und durch Beschmauchen im Feuer gehärtet waren, vergingen wieder etliche Tage. Endlich konnte Peter sie an die Spannstäbe hängen. Die gleichmäßige Belastung gab dem Webstuhl Standfestigkeit. Ein heller Wintermorgen – und noch ein Webversuch: »Es geht, es geht!«
    Peter rieb sich die Hände und freute sich auf Evas Gesicht, wenn sie sehen würde, daß der Webstuhl schöner und besser ausgeführt war, als sie sich ihn gedacht hatte. Er packte das Gerät an den Ständern, trug es in Evas Hütte und stellte es vor sie hin. Seine Augen hingen gespannt an ihrem Mund. Evas Hand war die Spindel entglitten. Ihre Wangen röteten sich. Tief beschämt stand sie da. Wortlos bestaunte sie Peters Werk. Da ging ihm die Geduld aus. Enttäuscht verließ er die Hütte und warf die Tür hinter sich zu. Trockener Lehmbelag bröckelte vom Wandgeflecht.Eva eilte ihm nach und berührte seinen Arm.
    »Peter, ich dank' dir schön!«
    »Ach was, du hast's ja ausgetüftelt!«
    In seiner Hütte setzte sich Peter auf sein Lager, starrte vor sich hin und knirschte mit den Zähnen.
    Plötzlich lachte er, ingrimmig und rauh. Dann stand er mit einem Ruck auf, fuhr mit der Rechten durch die Luft, als wollte er etwas von sich scheuchen. Pfeifend musterte er sein Allerlei. Nur um eine Arbeit zu haben, die ihm über den Ärger hinweghalf, entschloß er sich, Evas Quirlbohrer mit der wackeligen Führung durch einen besseren zu überbieten.
     

Gebläse-Ofen
    Die gefährlichen Wochen der Schneeschmelze und des Föhns, der Lawinenstürze und Steinschläge waren endlich vorbei; der Boden lag schneefrei, das Wasser verlief sich im blumigen Grund, im Moor balzten die Birkhühner. Die Sonne schien länger und lockte zur Arbeit im Freien. Peters Öfen waren vom Schneewasser ziemlich mitgenommen. Der Töpferofen lag in sich zusammengesunken und sein Herdraum mit Kalkbrei gefüllt, das Schmelzwasser hatte den gebrannten Kalk seines Mauerwerks gelöscht. Nur der Schmelzofen stand fast unversehrt da, der Mörtel in seinen Fugen war zu kalkartigem Sandstein erhärtet; dafür waren die Schlacken und Erze stark verwittert; Luft, Wasser, Frost und Sonne hatten sie zermürbt. Der Boden unter ihnen war auffallend dunkel gefärbt.

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