Im Pfahlbau
gefärbte Metallplatte; ihre glänzende Oberfläche war narbig, während die Unterseite jeden Fingerabdruck des Tongefäßes genau wiedergab. Mit zitternden Händen hob Peter das endlich gewonnene »Rotzeug« – wie er es nannte – und lief zu Eva, die vor Verwunderung sprachlos war. Die erste Enttäuschung mit dem Ergebnis seiner Mühen erlebte er aber, als der Metallkuchen bald nach der Berührung mit seinen Händen den schönen Glanz verlor und braun wurde – es war doch nur »Braunzeug«. Die zweite Enttäuschung kam, als er sich anschickte, Eva aus einem bohnengroßen Stück eine Nadel zu hämmern. Das Metall erwies sich als brüchig und unverwendbar.
Daheim steckte er das Stück noch einmal ins Feuer und hämmerte es, ehe es wieder hart wurde. Aber nun fehlteihm ein widerstandsfähiges Gerät, mit dem er das glühend gewordene Klümpchen vom Feuer auf einen Stein hätte heben können. Er nahm zwei Stäbchen und hob damit das heiße Stück vorsichtig aus der Glut. Auf halbem Wege brannte sich eine Metallperle durch das Holz und fiel zischend in ein Gefäß mit Wasser. Peter schleuderte sie heraus. Sie war dunkelblau angelaufen. Aus Sorge, sie werde sich vor seinen Augen wieder in ein sprödes Zeug zurückverwandeln, beeilte er sich, sie mit einem Schlagstein zu schmieden.
Und siehe da – sie streckte sich unter der Wucht des Schlages und ließ sich, in ein gespaltenes Holzstäbchen geklemmt, zu einer fingerlangen Nadel formen!
Als Peter diese wieder erhitzt hatte, um sie gefügig zu machen, gelang es ihm kaum, das Öhr zu bohren; schon als er die Spitze feiner hämmern wollte, war sie härter als zuvor, so daß er durch Schleifen erreichen mußte, was ihm zu schmieden nicht gelang. Wiederholte Versuche zeigten, daß das Braunzeug durch Glühen und plötzliches Abkühlen im Wasser hämmerbar, durch Glühen und langsames Abkühlen hart wurde. Mit dieser Entdeckung begann für Peter eine neue Schaffenszeit. Ihn erfaßte eine fahrige Unruhe, die Eva rätselhaft war. Ungläubig lauschte sie den zuversichtlichen Reden, die er hielt. Nichts schien ihm mehr unmöglich: Keile, Messer, Sägen, Löffel, Pfeilspitzen, Gefäße, alles wollte er aus diesem Braunzeug machen! Evas Wunsch, ihr Gewandnadeln zu schmieden, mit denen sie Fellränder zusammenhalten wollte, erfüllte er gern. Erdachte sich eine federnde Bogennadel aus, deren Spitze sich im umgebogenen stumpfen Ende festlegen ließ.
Dann aber erklärte er vorbeugend, das übrige Metall brauche er selber. Es reichte nicht weit. Wie oft waren ihm Steinkeile zersplittert, wenn er sie ins Holz getrieben hatte, um es auseinanderzudrücken. Jetzt hämmerte er einen breiten Keil zurecht, mit dem er Baumstämme spalten wollte. Der erste Versuch, einen Fichtenstamm der Länge nach zu spalten, fiel kläglich aus: Der tief eingetriebene Keil steckte so fest im Holz, daß Peter ihn nicht mehr herausziehen konnte. Erst als er kleine Vorsetzkeile verschiedener Stärke angefertigt hatte, konnte er den einen mit Hilfe des anderen wieder lockermachen. Aus dem längsten und schmälsten aber schliff er einen Meißel. Er dachte auch an die Herstellung eines geöhrten Beiles. Aber dazu reichte es nicht; auch fehlte es noch an einem Gerät, mit dem er ein gröberes Stück mit einem Öhr hätte schmieden können. Der Holzstab, der zum Niederhalten des Metallklumpens auf dem Amboßstein diente, vermochte kaum, das Hüpfen und Ausweichen zu verhindern, wenn die Rechte mit dem Hammerstein arbeitete.
Darum wurde Peters erste Metallaxt nur ein einfacher Keil, an einem Ende breitschneidig geschliffen, am anderenspitz. Diesen Keil brannte er so in den harten Knorrenkopf eines Wurzelastes ein, daß der Wurzelast als Schaft diente, und verpichte ihn außerdem. Die Axt lag gut in der Hand, griff mit Schwung ins Holz und bot sich förmlich als Wurfgeschoß an.
Nun sollte die Keilaxt eine Sicherung bekommen: an jeder Längsseite einen Lappen, der das Schaftholz zu umklammern hatte. Zunächst schnitzte Peter aus Holz ein Vorbild der Lappenaxt. Dabei kam ihm der Gedanke: Wenn er das Vorbild zur Hälfte in einen flachen, noch weichen Lehmbrocken versenkte, diesen mit einem Randwulst versah und dann einen flachen Lehmdeckel fest darauf drückte, dann mußte sich von oben wie von unten her der Lehm genau an das Vorbild schmiegen. Hob er dann den Deckel ab und nahm das hölzerne Vorbild aus dem Lehmlager, so hatte er die zwei Hälften einer Hülle, die er nur trocken werden lassen mußte, um eine
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