Im Pfahlbau
Gußform zu erhalten, die genau die Gestalt des Vorbildes hatte. Und das hineingegossene Braunzeug mußte dann diese Gestalt annehmen. Doch als er den nur oberflächlich hartgewordenen Deckel abnehmen wollte, hing dieser mit dem Lager zusammen und mußte erst mit einem Messer losgelöst werden. Mit ihm wurde das daranklebende Vorbild gehoben und Lehmklümpchen dazu, die vom Lager abgegangen waren. Der Hohlraum, der das fließende Braunzeug aufnehmen sollte, war entstellt, die Ränder der seitlichen Lappen waren abgerissen.Dieser Fehlschlag veranlaßte Peter, beim neuen Vorbild die Lappen zunächst flach abstehen zu lassen. Nach dem Guß konnte er sie ja umschmieden. Wie war es doch? Richtig: durch Erhitzen und rasches Abkühlen wird das Braunzeug biegsam, durch Erhitzen und langsames Abkühlen wird es hart.
Damit der Lehm des Deckels weder am Lager noch am Vorbild klebte, genügte es, kleinkörnigen Sand dazwischen zu streuen. Tage vergingen, bis Peter den hart gewordenen Deckel vom Lager abheben und dann beide Stücke durch Beschmauchen im Feuer härten konnte. Nun machte er sich an die Verbesserung des Schmelzofens. Damit die Heißluft aus dem Ofen nicht mehr abgesaugt, das Luftrohr nicht mehr bersten konnte, blieb nichts anderes übrig, als in eine Ausbuchtung des Windzuführungsganges ein bewegliches Hindernis einzubauen. Erst dachte er an eine lederne Windklappe, die sich beim Einblasen des Windes dem Ofen zu öffnen, beim Aussaugen aber der Heißluft den Weg verlegen sollte. Leder ... nein, Leder schrumpft, sagte er sich und schliff aus Speckstein eine kastaniengroße Kugel, die er in eine Ausbuchtung des Luftgangs einlegte. Beim Ansaugen mußte sie das runde Luftrohr des Gebläses schließen, beim Einblasen in der Richtung zum Ofen hinrollen und den Weg für die Frischluft freigeben. Da aber der weitere Luftweg schlitzförmig hoch und schmaler als die Kugel breit war, konnte sie ihn nicht verlegen, und der eingetriebene Wind mußte an ihr vorbei zur Feuerung strömen. Weil sie zum Hin- und Herrollen nicht einmal fingerlang Spielraum hatte, mußte der Luftweg sich rasch schließen und öffnen.
Nach zwei Wochen sorgfältigster Arbeit setzte Peter das Gebläse versuchsweise in Gang, und siehe da – die Erfindung bewährte sich! Nichts, was er je vorher erdacht und geschaffen hatte, schien ihm so bedeutend wie dieser Erfolg scharfen Nachdenkens. Noch hatte er nicht genug Erzebeisammen, um sie ausschmelzen zu können. Er verließ einstweilen den Schmelzofen und streifte die Geröllhalden am Fuß der Felswände nach schweren, klingenden Steinen ab, die Erze sein mochten. Die ersten hartklingenden, von blauem Geäder durchzogenen Steine fand er jedoch erst oberhalb der Goldbachquelle im niedergegangenen Urgestein. Langsam rückte der Erzsammler gegen die Südwände vor, legte das Gefundene an bestimmten Stellen ab, damit er nicht alles mitzuschleppen brauchte.
Endlich ging er daran, seinen Schmelzofen mit den verwitterten alten und gefundenen neuen Erzen zu beschicken. Den Sammelnapf, dem er eine Neigung nach vorn gab, mauerte er in den Boden des Ofens ein und versah ihn mit einer tönernen Abflußrinne, an die er das Loch der Gußform anschloß. Die Ansatzstelle der Abflußrinne verschloß er gegen das Sammelgefäß zu mit einem nach außen kegelförmig zugespitzten Lehmpfropf, den er erst dann einwärts stoßen wollte, wenn sich genug Gießmetall angestaut hatte. Als er den über dem Sammelnapf eingebauten Steinrost mit Föhrenreisig und Prügelholz belegt und mit harzgetränktem Nesselwerg angezündet hatte, schüttete er von oben her abwechselnd Holzkohle und Erze ein, immer darauf bedacht, der Windrichtung auszuweichen und nicht allzuviel Rauch und Heißluft ins Gesicht zu bekommen. Dann holte er Eva, die ihm bei der Bedienung der Blasebälge helfen mußte.
Drei Tage und Nächte lang hielten sie das Gebläse fast ununterbrochen in Gang. Der Ofen barst nicht, trotz der gesteigerten Anforderungen. Nach drei mühsamen Tagen floß aus einem Seitenloch der Feuerung Schlacke und verriet, daß das Sammelbecken gefüllt war. Mit klopfendem Herzen stand Peter vor dem Schmelzofen, zögernd näherte er einen langen Stab, in den er einen Stein geklemmt hatte, dem Verschlußpfropfen. Ein mutiger Stoß – und in leuchtendemStrahl schoß das flüssige Metall durch die Rinne. Schon bei der Berührung mit dem unvollkommen getrockneten Ton der Gußrinne zischte es funkenstiebend auf und spritzte empor wie ein Springbrunnen.
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