Im Pfahlbau
Gefahr! durchzuckte es den kühnen Metallgießer, ein rascher Sprung zur Seite brachte ihn aus dem Sprühregen der feuerflüssigen Tropfen. Atemlos folgte er mit den Augen dem nachfließenden Metall, das nun wie eine eilige Schlange durch die Rinne glitt und in der Höhlung der Gußform verschwand. Schon wollte Peter jubeln, da sah er es dampfen. Ein Knall folgte, der ihm für einen Augenblick die Besinnung nahm. Unwillkürlich schloß er die Augen und deckte sie mit beiden Händen. Ein brennender Schmerz am rechten Oberarm ließ ihn fliehen. Erst als er weit genug war, drehte er sich um. Die Trümmer der geplatzten Form lagen verstreut umher, und was an flüssigem Metall den feuchten Boden berührte, versprühte. Peter drückte die geballten Fäuste vor den Mund und schluchzte. Neben ihm kauerte Eva auf dem Boden. Sie wollte ihn trösten, doch er stieß sie weg. Da stand sie stumm auf und ging heimwärts.
Als Peter seine Enttäuschung ausgeweint hatte, das verspritzte abgekühlt war, begann er Körner und Körnchen, Klumpen und Klümpchen von der Erde aufzulesen und zu sammeln.
Steinschleuder und Bronzebeil
Länger als ein Jahr war Peter die Arbeit am Schmelzofen und auch am Töpferofen verleidet. Wenn er auch annahm, die Gußrinne und die Form seien nicht trocken genug gewesen und deshalb in der Hitze geplatzt, er war zuabgespannt, zu enttäuscht, jetzt schon eine tönerne Gußform hartzubrennen und den Fehler gutzumachen. Zu lange war er von der schweren Arbeit gefangengehalten worden. Wegen der Schmelzversuche hatte er die Jagd aufgegeben; nun erwachte in ihm ein unbändiges Verlangen, frei zu schweifen und zu jagen. Er nahm sich kaum Zeit, einige Bronzeklümpchen zu Nadeln und Messerklingen zu verarbeiten. Waghalsig suchte er sich in den Salzwänden an die Steinböcke heranzupirschen. Ohne Erfolg. Bei Sammelgängen leistete er Eva selten Hilfe. Nur für das Brennholz sorgte er.
Aber die ungelöste Aufgabe ließ ihn nicht los. Auf seinen Jagdgängen las er alles auf, was dem Gewicht nach Erz sein konnte, beklopfte, behorchte es, und was ihm keinen guten Klang gab, verwarf er als »taub«. Er schleppte sich mit den Funden herum, bis er sie irgendwo an einer leicht merkbaren Sammelstelle ablegte. Er stapelte die Steine auf, die er irrtümlich für Erze hielt; und doch dienten auch sie der Metallgewinnung, indem sie zum Verglasen jener Stoffe beitrugen, an welche die Metalle gebunden waren: sie dienten als Schlackenbildner. Es waren zumeist Steine, die etwas Urkalk und Quarz enthielten. Eine arge Enttäuschung erlebte er mit einem gelben Kristall, den er für Gold hielt und gleich an der Fundstelle mit einem Hornsteinbrocken zu hämmern begann: Doch statt sich wie Gold unter dem Schlagstein zu strecken, begann er spröde abzubröckeln. Plötzlich sprangen unter einem Kantenschlag zwei Funken aus dem Stein, von denen einer erst verglühte, als er den Boden berührte. Was Peter für Gold gehalten hatte, war Schwefelkies.
Jubelnd suchte er Eva auf. Er legte ein Läppchen aus dem Zundervorrat unter den »Funkenstein«, mußte aber mit einem Hornstein lange vergeblich schlagen, bis ein Funke heraussprang, und der fiel daneben. Erst als er mit einemlänglichen, scharfkantigen Jaspis-Splitter, von der Seite her streichend, quer zur harten Kante des Funksteines schlug, sprangen Funken ab, von denen gleich zwei sich im Zunder festsetzten und ihn zum Glimmen brachten. Sachte blies Peter die winzige Glut an, bis er daran trockenes Torfmoos und Grashalme zu heller Flamme entzünden konnte. Jetzt hatte er ein Feuerzeug, das er auf seinen Jagd- und Sammelgängen mit sich tragen konnte: Funkenstein, Schlagstein und Zunder! Allerdings, eine Untugend hatten beide Feuersteine: Sobald ihre Kanten rundlich abgeschlagen waren, gaben sie keine Funken mehr.
Unmittelbar an der Felswand ließ er ein mächtiges Feuer lodern, um nicht etwa von Bären gestört zu werden. Ein Platzregen löschte das Feuer und trieb Peter in seinen nahen Unterschlupf, eine Grube mit einem schrägen Windschirm aus Holzstäben und Fichtenreisern. Der Regen hörte bald auf. Peter räumte die Holzreste von der Feuerstelle; da entdeckte er, daß von dem erhitzten und dann naßgewordenen Felsen Stücke abgesprungen waren und tiefblaue Adern jenes Erzes freigegeben hatten, das beim Ausschmelzen Rotmetall und mit einem andern Erz gemischt Braunzeug ergeben hatte. Kräftig trieb er seinen Metallkeil in die entstandenen Felsrisse und brach die abgesprengten
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