Im Pyjama um halb vier (German Edition)
dass ich nie wieder etwas von dir hören werde? Würde es etwas ändern, wenn ich dir schreibe, dass ich mich nach all der Zeit doch über ein Lebenszeichen von dir freuen würde?
Reicht auch ein klitzekleines… schreib doch einfach nur ein »B«.
Montag, 13. Mai
LULU:
Eine Frage (neben vielen anderen) beschäftigt mich: Du hast damals geschrieben, dass Robby ins Internat gehen sollte. Wohnst du jetzt also in Wahrheit auch gar nicht bei deinen Eltern und Robby, sondern im Internat?
Ich finde es übrigens toll, dass du diesen Dr. Rosenbaum besucht hast! Meine Eltern sind gerade im Moment ein super Beispiel dafür, wie viel eine gute Therapie bringen kann. Ich will nicht behaupten, dass die beiden jetzt wieder ein Herz und eine Seele sind. Aber man spürt doch, dass sie sich immer noch sehr lieben und wie leid es ihnen jetzt tut, was ihre Probleme auch bei mir und Fynn angerichtet haben.
Ach Ben, ich würde dir so gern schreiben, wie es ist, wieder hier in München zu leben, in meinem alten Zimmer zu wohnen, mit Fynn auf seinen Lieblingsspielplatz zu gehen, zusammen mit Paulchen an der Isar entlangzuspazieren. Wieder »live« mit meiner besten Freundin Pia um die Häuser zu ziehen, anstatt nur zu skypen. Das Einzige, was ich hier vermisse, ist die Rolle in dem Ballettstück, die ich hätte tanzen sollen.
Ach nein, das ist irgendwie gelogen.
Es gibt noch etwas: das Schreiben mit dir…
Donnerstag, 16. Mai
LULU:
Ich bin’s schon wieder, ich hab was vergessen: Meine Englischzensur ist auf einmal wieder super. Und nein, das liegt nicht an den Zauberkünsten von Steve (falls du das jetzt denkst). Es liegt allein daran, dass ich dank dir endlich einen anderen Zugang zu dieser Sprache gefunden habe.
Freitag, 17. Mai
BEN:
Dear Lulu, nice to hear, that you’ve changed your attitude to English. Aber im Ernst: Ich freue mich unendlich, von dir zu hören. Auch wenn ich eine ganze Weile gebraucht habe, um mich an den Gedanken zu gewöhnen: Heißt das, es geht doch irgendwie mit uns weiter?
LULU:
Da ist mir doch glatt die Hand von der Tastatur gerutscht, weil ich mich so erschrocken habe, als deine PN aufpoppte.
UND gefreut natürlich.
Hey, how r u?
BEN:
Thanx, I’m fine! Ich schätze mal, ich schulde dir noch ein paar Antworten. Zum Beispiel, was die Sache mit dem Internat angeht. Klar, das Ganze betrifft mich und nicht meinen Bruder. Was ich dir über das große Dilemma deswegen geschrieben habe, stimmt aber. Als ich die Möglichkeit bekam, nach Schloss Heimbach zu ziehen, wusste ich wirklich lange nicht, wie ich mich entscheiden soll. Das Internat ist cool und die Sportangebote der Hammer. Aber ich möchte eigentlich trotzdem nicht von meiner Familie weg. Inzwischen bin ich sogar schon zweimal zum »Schnuppern« hingefahren – und hab mich jetzt tatsächlich entschlossen, zum nächsten Schuljahr dorthin zu wechseln. Keine Ahnung, ob die Entscheidung richtig ist oder nicht. Aber ich werde es einfach ausprobieren.
Das Ganze bedeutet übrigens, dass ich meinen Job in der Coffeebar aufgeben muss. Falls du dich das auch gefragt hast – ja, da habe ich wirklich gejobbt. Allerdings nicht als Barista, das geht leider im Rolli nicht. Aber ich habe Bürosachen erledigt und oft auch an der Kasse gesessen. Es war ein cooler Job, den ich ungern aufgebe. Aber was soll’s, dafür wird sich bestimmt etwas Neues auftun.
Ich sehe zurzeit sowieso wieder optimistischer in die Zukunft. Das macht sich übrigens auch an meinem Musikgeschmack bemerkbar. Höre nur noch selten Heavy Metal… und ich habe mir gerade das Album von Adele besorgt – schließlich steht in deinem Profil, dass du sie magst. Du hast recht, sie hat eine Wahnsinnsstimme. Immer wenn ich ihre Musik höre, muss ich an dich denken!
LULU:
Never mind, I’ll find SOMEONE LIKE YOU… seufz…
BEN:
SEUFZ +1
Samstag, 18. Mai
LULU:
Dann warst DU also der Metal-Typ, nicht Robby. Komisch, dachte, das würde gar nicht zu dir passen… Hast du dir dann auch selbst die Bilder der NBA-Spieler in den Adventskalender gesteckt? Und wie ist jetzt eigentlich wirklich das Verhältnis zwischen dir, deinen Eltern und deinem Bruder? Hat sich das auch erst nach dem Unfall so verändert, wie du es beschrieben hast? (Du siehst, ich hab schon wieder viele, viele Fragen. )
BEN:
Ich freue mich über deine Fragen, Lulu! Und mir geht’s ja genauso: Will immer noch so vieles von dir wissen… Hier also schon mal ein paar Antworten: Ja, ich bin der »Metallicer«… und du
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