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Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sein Körper, sosehr er sie jetzt auch verachtete.
    Gott sei Dank, dachte er, ist Blanche in keiner Weise so wie Elizabeth. Sie lachte nicht häufig, und wenn sie es tat, dann klang es leise, kaum hörbar. Nie hatte er ihre Augen vor Freude strahlen, nie hatte er Tränen darin schimmern sehen. Nie hatte er sie aufjauchzen hören vor Freude oder schreien vor Kummer. Zwar hatte er sie zweimal aus reiner Pflichterfüllung heraus geküsst, doch er wusste nicht zu sagen, ob sie seine Aufmerksamkeiten schätzte oder nicht. Genau betrachtet war seine Verlobte ihm völlig fremd geblieben.
    “Haben Sie sich verletzt?”, fragte Blanche und betrachtete seine Hand.
    Er sah auf die Wunde. “Eigentlich nicht.”
    “Soll ich einen Verband anlegen lassen? Es wäre nicht gut, wenn Sie eine Infektion erlitten.”
    “Von ein paar Kratzern werde ich keine Infektion bekommen”, sagte er. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihn versorgte. “Aber ich danke Ihnen für Ihre Fürsorge.”
    “Ihr Wohlergehen wird mir immer am Herzen liegen, Mylord”, erwiderte sie.
    Er wandte den Blick ab. Sein Verstand sagte ihm, dass sie eine passende Partnerin für ihn darstellte. Niemals, davon war er überzeugt, würde sie ihre Pflichten vernachlässigen, ihm stets in jeder Beziehung gehorsam sein, und ganz offensichtlich erwartete sie nichts von ihm persönlich.
    Elizabeth und Blanche sind sich so unähnlich wie der Tag und die Nacht.
    Warum musste er noch immer an sie denken?
    “Mylord? Heute Abend wirken Sie sehr unglücklich. Ich hoffe, das ist nicht so?”
    Er zuckte zusammen, doch unter großen Mühen gelang es ihm, still zu stehen. Verdammt, er war unglücklich, auch wenn es dafür keinen Grund gab. “In einer solchen Nacht werden Sie sich eine Erkältung holen, Mylady. Wir sollten besser hineingehen.”
    Sie sah ihn an und zögerte. “Mylord. Eigentlich bin ich hierhergekommen, um mit Ihnen zu reden.”
    “Bitte”, sagte er. Beim besten Willen vermochte er sich nicht vorzustellen, was sie um diese späte Stunde zu besprechen hatte.
    “Seit Kurzem fühlt mein Vater sich nicht wohl.”
    Das hatte er nicht gewusst. “Ist er krank?”
    “Ich weiß es nicht”, sagte sie, und er sah, dass sie sich sorgte. “Er hat über Erschöpfung geklagt. Für einen anderen Mann seines Alters mag das normal sein, aber Sie wissen, wie abgehärtet mein Vater ist.”
    Plötzlich begann er zu ahnen, was sie von ihm wollte. “Sie möchten nach Hause zurückkehren”, sagte er, und es war nicht als Frage gedacht. Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da fühlte er sich schon erleichtert.
    Sie wirkte verlegen, als hätte man sie gezwungen, an einem Ort zu bleiben, an dem sie nicht sein wollte. “Ich weiß, es war geplant, dass wir die Feiertage gemeinsam in Harmon House verbringen. Ihre Mutter hat sich große Mühe gegeben, um alles für meinen Aufenthalt hier herzurichten.”
    “Das ist in Ordnung. Wenn es Ihrem Vater nicht gut geht, dann sollten Sie nach Hause fahren und sich um ihn kümmern. Gewiss wird die Countess dafür Verständnis haben.” Er lächelte ihr zu, und das Lächeln war ehrlich gemeint. Es tat ihm gut, wieder einmal zu lächeln. “Ich werde Ihre Kutsche vorfahren lassen.”
    Sie errötete und mied seinen Blick. “Das habe ich bereits veranlasst, denn ich war sicher, Sie würden einverstanden sein. Ich muss mich wirklich um Vater kümmern. Nur Ihrer Familie muss ich noch eine gute Nacht wünschen. Gleich danach werde ich abreisen.”
    “Lassen Sie mich wissen, wann Sie bereit sind, ich werde Sie zur Tür begleiten”, sagte er. Sie knickste, und er sah ihr nach, als sie ins Haus zurückkehrte. Seine Erleichterung war allerdings nur von kurzer Dauer, denn kaum war sie durch die Tür verschwunden, stand sein Stiefbruder auf der Schwelle. Jeder Muskel seines Köpers war angespannt. In jeder Hand hielt er ein Glas.
    “Allem Anschein nach willst du dich umbringen, wenn du an so einem Abend draußen stehst”, bemerkte Devlin ruhig. Tyrell wusste, dass Elizabeth eine entfernte Verwandte von ihm war, und er fragte sich, ob diese grauen Augen ein Familienerbteil waren. “Falls du hier erfrieren möchtest, dann habe ich etwas dagegen. Hier.” Er reichte Tyrell ein Glas.
    Tyrell nahm es.
    Devlin betrachtete die Glasscherben, die noch immer auf dem breiten Rand der Balustrade lagen. Tyrell trank einen Schluck und hoffte, sein Bruder würde sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Um ihn abzulenken, sagte er: “Virginia

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