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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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umschlossen von einem breiten Wassergürtel. Zwischen ihm und dem Dorf lag ein breiter Streifen Dschungel, in dem es fleischfressende Pflanzen und monströses Leben gab, dem die Tau sich ebenso fernhielten wie dem Verbotenen Land im Süden, das nur unter ganz bestimmten Vorzeichen betreten werden durfte.
    Der Tag war noch jung, als Loana aus ihrer Hütte trat und prüfend die Luft einsog. Es roch nach Schwefel und Feuer. Unwillkürlich blickte die Stammesmutter in die Richtung des Vulkans, dessen in stetes Glühen gehüllter Kegel selbst durch die ewige Dämmerung zu sehen war. Fernes Rumpeln kündete von Ramoas verderblichem Wirken.
    Dann wendete Loana den Blick zum Meer. Alle Boote außer den beiden im Nebelmeer gebliebenen befanden sich auf Land. An diesem Tag wurde nicht gefischt. Die Frauen blieben in ihren Hütten oder beaufsichtigten die Arbeiten der Männer, deren bis zu fünfhundert Fuß lange Häuser zwischen den Hütten der Frauen lagen. Alle Gebäude ruhten auf hohen Pfählen, so geschützt vor dem garstigen Getier, das Spring- und Sturmfluten mit sich brachten.
    Loana seufzte und machte sich, auf den Weg zu Manea, der Orakelleserin des Stammes, die für die Zeit des Blutnebels eine Entscheidung über die Zukunft der Tau vorhergesagt hatte. Die Last der Verantwortung lag schwer auf Loanas Schultern. Als Oberhaupt aller Tau hatte sie allein die anstehenden Entscheidungen zu treffen. Über ihr stand nur die Göttin, die nicht länger zum Wohle des Stammes wirkte, ihr zur Seite die Weisen Frauen; von denen auch Manea eine war.
    Ramoa mußte sterben! Und noch bevor die Schwärze der Nacht die Tagesdämmerung erneut verschlang, sollte ein neuer Held bestimmt sein.
    Loana schritt aus, suchte sich ihren Weg zu Maneas Hütte, vor der eine in den Untergrund gerammte Fackel niemals erlosch. Die Tau benötigten ihren Schein nicht, um zu sehen. Ihre Augen waren an das Halbdunkel gewöhnt. Ihre Ohren hörten das leiseste Geräusch, und ihre Nasen warnten sie vor Gefahr. Nichts war zu vernehmen als das Lachen und Weinen der Kinder in den Hütten und gelegentliche Befehle der Aufpasserinnen bei den Arbeitskolonnen, die an einem neuen Männerhaus bauten.
    Manea erwartete die Stammesmutter in ihrer Hütte. Loana schlug die schweren Tücher zurück, die die Kälte bannen sollten und in die magische Symbole gewebt waren. Fetische bedeckten den gesamten Rahmen des Eingangs und lagen rings um die am Boden kniende Seherin ausgebreitet.
    „Du kommst spät, Loana“, sagte Manea fast flüsternd, als sie kurz von den in einem Kreis vor ihren verschränkten Beinen liegenden kleinen Knochen aufblickte. „Spät, denn schon bald werden die Dinge in Fluß kommen, und auch du wirst um deine Würde zu kämpfen haben.“
    „Ich bin die Stammesmutter!“ rief Loana aus.
    „Und ich neige mein Haupt vor dir.“ Maneas Blicke vertieften sich wieder in das Muster der Knochen, während Loana sich setzte. „Aber es werden andere kommen und deine Worte in Zweifel ziehen.“
    „Wer?“ wollte Loana wissen. „Und wann?“
    „Du kennst sie. Und es wird bald geschehen.“
    Loana beugte sich ein Stück vor.
    „Was sagt dir das Orakel, Manea?“
    Die Seherin fuhr mit der flachen Hand über die Knochen und bedeutete der Stammesmutter, zu schweigen. Ihre Stimme war schwach, als sie sagte:
    „An diesem Abend sollen die Weisen Frauen sich um dich sammeln, um einen neuen Helden aus den Männern zu erwählen. Dessen bedarf es nicht, Loana. Ich sah, daß Honga zu uns zurückkehren wird, noch ehe die Dämmerung der Finsternis weicht. Aber nicht alle werden in ihm den Helden erkennen. Hüte dich vor falschem Rat und falscher Freundschaft, und sei auf der Hut vor Verrat. Es gibt viele, die dich um deine Würde beneiden.“
    „Das weiß ich“, entgegnete Loana ungehalten. „Was sagt dir das Orakel über die Abtrünnige?“
    „Die Feuergöttin…“ Maneas altes, runzliges Gesicht umwölkte sich. Der Schein einer Kerze zauberte gespenstisch sich bewegende Schatten auf ihre eingefallene, bleiche Haut. So wie sie jetzt vor ihr saß, das lange, schwarze Haar in Strähnen und kraus bis auf die kraftlos wirkenden Schultern fallend und in ihrem dunklen, weiten Gewand, ließ sie Loana unwillkürlich an die Hexen denken, von denen es hieß, daß sie jenseits der Großen Barriere lebten und dort große Macht besaßen.
    Doch auch das waren nur Legenden und Vermutungen, abgeleitet von den wirren Erzählungen jener, die sich in der Vergangenheit hierher ins

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