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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Bursche war.
    Falls mir wirklich etwas passieren sollte, würde ich in das nächste Unseelie beißen und anfangen zu kauen, statt es zu erstechen.
    Apropos Unseelie – sie waren überall in dem belebten Amüsierviertel, aber ich beachtete sie nicht. Ich konzentrierte mich lieber auf die Menschen.
    Sie waren meine Welt.
    Ich hatte einen Job, eine Aufgabe, und ich musste das Sinsar Dubh finden, wie es mir meine Schwester aufgetragen hatte. Jetzt wusste ich, dass Alina nicht im Sinn gehabt hatte, es dabei bewenden zu lassen. Ich hatte ihre letzte Botschaft nur von einem egoistischen Standpunkt aus dahingehend interpretiert.
    Alles hängt davon ab, hatte sie gesagt. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie es in die Hände bekommen. Wir müssen es vor ihnen finden.
    Ich kannte ihre letzte Nachricht auswendig, hatte sie mir immer und immer wieder angehört und im Geiste wiederholt. Wir mussten es vor ihnen aufspüren, um etwas damit zu tun. Was genau, wusste ich nicht, aber ich war ziemlich sicher, dass mein Job bei Weitem noch nicht zu Ende war, wenn wir es gefunden hatten.
    Frage: Wenn man zu den Wenigen gehört, die ein Problem lösen können, wie viel Verantwortung trägt man dann dafür?
    Antwort: Deine Antwort auf diese Frage verrät deinen Charakter.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge – ganz in Pink und Gold, mit dunklen Locken und leuchtenden Augen –, sah mich um, sog die Gerüche ein und genoss die Geräusche. Mein Gang war federnd. Ich hatte mich nie lebendiger, kompetenter und der Welt zugehöriger gefühlt. Ich beschloss, auf dem Heimweg in ein Internet-Café zu gehen, das die ganze Nacht geöffnet hatte, den irischen Craig auf mich wirken zu lassen und ein paar neue Songs auf meinen iPod herunterzuladen. Mittlerweile verfügte ich über ein festes Gehalt. Ich war berechtigt, ein wenig Geld auszugeben.
    Ich hatte erst kürzlich an die Pforte des Todes geklopft und war überglücklich, noch am Leben zu sein, gleichgültig, welch schreckliche Dinge sich in der Welt abspielten und wie durcheinander mein Leben war.
    Ich betrachtete neugierig die Gesichter der Leute, die mir begegneten, lächelte und erntete freundliche Blicke. Ein paar Männer pfiffen mir hinterher. Manchmal waren die kleinen Freuden die süßesten.
    Im Geiste machte ich Bestandsaufnahme von den Figuren auf meinem Schachbrett. Mallucé war jetzt tatsächlich aus dem Spiel und nur noch ein finsterer, kopfloser Turm außerhalb der Seitenlinie. Derek O’Bannion hatte seinen Platz auf dem Brett eingenommen und wurde vom Lord Master hin und her geschoben.
    Nach wie vor war ich bereit, Rowena auf meiner – auf der guten – Seite zu sehen, und ich hoffte, dass Christian MacKeltar auch irgendwie zu uns passte. Es wäre schön, ein wenig Gesellschaft zu haben. Und Dani war ganz bestimmt einer unserer Läufer.
    Barrons?
    Manchmal fragte ich mich, ob er das verdammte Brett aufgestellt und das Spiel in Gang gesetzt hatte.
    Ich war noch drei Blocks vom Trinity College entfernt in einer Seitenstraße, als es passierte.
    Ich hielt mir den Kopf und stöhnte. »Nein. Nicht jetzt. Nein!« Ich versuchte zurückzuweichen, aber das ließ es nicht zu. Meine Füße waren wie angewurzelt.
    Der Schmerz in meinem Kopf schwoll zu einem boshaften Crescendo an. Ich hielt mir beide Arme vors Gesicht.
    Nichts ist mit den Höllenqualen zu vergleichen, die mir das Sinsar Dubh bereitet. Ich drückte das Kinn an die Brust, wusste, dass ich jede Sekunde zitternd und zusammengekrümmt auf dem Bürgersteig liegen, das Bewusstsein verlieren und für jeden und alles angreifbar sein würde.
    Der Druck verstärkte sich dramatisch, und gerade als ich dachte, er würde die Schädeldecke absprengen und Knochensplitter auf die Straße regnen lassen, durchlöcherten tausend rotglühende Spitzen meinen Kopf. Der Druck entwich, dafür wurde ein unvorstellbares Inferno entfacht.
    Â»Nein«, wimmerte ich und schwankte. »Bitte  … nicht.«
    Die glühenden Spitzen hatten gezackte Ränder und rotierten unaufhörlich. Meine Lippen bewegten sich, und ich sank auf die Knie, fiel in die Gosse und landete in einer übel riechenden Pfütze. So viel zu Pink und Gold. Ein eisiger Wind heulte zwischen den Häusern und drang mir bis ins Mark. Alte Zeitungen wirbelten über die Straße, überall lagen Scherben und

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