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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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einziges Interesse an der Mode war, dass meine Klamotten weit genug waren, um gut die Waffen darunter verstecken zu können. Selbst in der relativen Sicherheit des Buchladens hatte ich immer zwei Taschenlampen, eine Schere und einen tödlichen, dreißig Zentimeter langen Speerkopf bei mir, auf dessen Spitze eine Kugel aus Alufolie steckte. Dutzende weitere Taschenlampen und verschiedene andere Gegenstände, die ich als Waffen einsetzen konnte, hatte ich in dem vierstöckigen Laden verteilt und einige Kreuze sowie Fläschchen mit Weihwasser waren in den verschiedenen Nischen deponiert. Barrons würde mich auslachen, wüsste er davon.
    Möglicherweise fragen Sie sich, ob ich eine Armee aus der Hölle erwarte.
    Genau das tue ich.
    Â»Und wie haben Sie mich gefunden?«, fragte ich den Inspector. Als ich das letzte Mal vor einer Woche mit der Garda gesprochen hatte, wollte er unbedingt wissen, wie ich zu erreichen war. Ich hatte ihm meine alte Adresse vom Clarin House gegeben, in dem ich gleich nach meiner Ankunft für kurze Zeit gewohnt hatte. Keine Ahnung, warum. Ich schätze, ich traue einfach niemandem. Nicht einmal der Polizei. Hier sehen die Guten und die Bösen gleich aus. Man muss nur meine tote Schwester Alina fragen, Opfer eines der schönsten Männer, die ich jemals zu Gesicht bekommen hatte – des Lord Masters –, der zufällig auch der teuflischste ist.
    Â»Ich bin ein Detective, Miss Lane«, erklärte mir O’Duffy mit einem humorlosen Lächeln, und ich begriff, dass ernicht die Absicht hatte, es mir zu verraten. Das Lächeln verschwand, und seine Augen wurden schmal, als er mir die stumme Warnung übermittelte: Lügen Sie mich nicht an, ich komme Ihnen auf die Schliche.
    Ich machte mir keine Sorgen deswegen. Barrons hatte einmal dasselbe zu mir gesagt und der hatte wirklich übersinnliche Kräfte. Wenn Barrons mich nicht durchschaute, dann würde das O’Duffy erst recht nicht gelingen. Ich wartete und überlegte, was ihn zu mir geführt haben mochte. Er hatte deutlich gesagt, dass er den Fall meiner Schwester als unlösbar und geschlossen erachtete. Er hatte ihn für immer ad acta gelegt.
    Er entfernte sich ein paar Schritte vom Kamin und legte seine Tasche auf den Tisch zwischen uns.
    Karten fielen auf das polierte Holz.
    Ich ließ mir nichts anmerken, spürte aber, wie mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Ich konnte mir Stadt- und Landkarten nicht mehr so unbedarft ansehen wie früher – als Hilfe für orientierungslose Reisende oder ortsunkundige Touristen. Wenn ich heute eine Karte auseinanderfalte, dann rechne ich mit schwarzen Löchern, wo die Dunklen Zonen sind, die Teile unserer Städte, die an die tödlichen Schatten verloren und ausgelöscht waren. Nicht mehr das, was Karten zeigten, sondern das, was sie nicht mehr zeigten, machte mir Angst.
    Vor einer Woche hatte ich von O’Duffy verlangt, mir alles über den Hinweis zu erzählen, den meine Schwester an dem Ort, an dem sie ermordet worden war, hinterlassen hatte – in einen Pflasterstein geritzt: L A R UHE 1247 .
    Er hatte behauptet, nirgendwo eine solche Adresse gefunden zu haben
    Ich hatte sie gefunden.
    Ich hatte sozusagen um die Ecke gedacht – eine Kunst, dieich von Tag zu Tag ein bisschen besser beherrsche, obschon ich mir kaum Verdienst an dieser Verbesserung anrechnen kann. Es ist leicht, ausgetretene Denkmuster zu verlassen, wenn einem das Leben einen zwei Tonnen schweren Elefanten auf den Kopf geworfen hat. Was sind diese Denkmuster schon? Doch nur die Dinge, an denen wir uns festhalten, weil sie uns Sicherheit geben. Mein Muster war flach und ungefähr so nützlich wie ein Regenschirm aus Papier bei dieser Sintflut.
    O’Duffy setzte sich neben mich aufs Sofa – behutsam für einen so massigen Mann. »Ich weiß, wie Sie über mich denken«, meinte er.
    Als ich höflich protestierte, winkte er ab.
    Â»Ich mache diesen Job seit zweiundzwanzig Jahren, Miss Lane. Ich weiß, was Angehörige empfinden, wenn wir einen Mordfall ungelöst schließen. Schmerz. Wut.« Er lachte freudlos. »Die Überzeugung, dass ich ein kompletter Idiot bin, der zu viel Zeit in Pubs und nicht genügend bei der Arbeit verbringt. Sie meinen, ihr geliebter Verstorbener könne nur in Frieden ruhen, wenn der Verbrecher im Gefängnis verrottet.«
    Im Gefängnis

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