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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Die Krieger lächelten. Angel stand auf. »Und jetzt folgt mir zum Tor.« Die Tore selbst waren längst verrottet, doch den Nadir war es gelungen, das Fallgitter herunterzulassen - beinahe zwei Tonnen rostiges Eisen -, um den Eingang zu blockieren. Sie hatten Karren und Wagen umgestürzt und davorgeschoben, und daneben standen dreißig Bogenschützen. Angel ging zum Torbogen. »Sie werden versuchen, das Gitter hochzuschieben. Es wird ihnen nicht gelingen, denn wir haben es oben verkeilt. Aber es ist stark verrostet, und sie werden mit Hammer und Säge versuchen, eine Öffnung zu schaffen. He, du! Wie heißt du noch?«
    »Wie oft willst du das noch fragen, Häßlicher?« erwiderte der Nadir, ein hakennasiger, dunkelhäutiger Mann, größer als die meisten Stammeskrieger. Angel vermutete, daß er ein Halbblut war.
    »Für mich seht ihr Hungerleider alle gleich aus«, sagte Angel. »Also, sag's mir noch mal.«
    »Orsa Khan.«
    »Ach ja, Orsa Khan. Ich will, daß du hier die Verteidigung befehligst. Wenn sie durchbrechen - und letztendlich werden sie das -, zünde die Wagen an. Und halte sie auf, so daß die Männer auf der Mauer sich in den Bergfried zurückziehen können.«
    »Sie werden nicht durchbrechen, solange ich lebe«, versprach Orsa.
    »Das ist der richtige Kampfgeist, Bursche!« lobte Angel. »So, noch Fragen?«
    »Was sollten wir noch fragen?« warf Borsai, ein junger, sechzehnjähriger Krieger ein, der noch keinen Bart hatte. »Sie kommen, und wir töten sie, bis sie verschwinden. Ist es nicht so?«
    »Hört sich gut an«, gab Angel ihm recht. »Wenn einige von ihnen die Brüstung erreichen - und das werden sie -, zielt nicht auf ihre Köpfe. Schlagt mit euren Schwertern auf ihre Hände, wenn sie nach Halt suchen. Sie werden zwar Handschuhe tragen, aber guter Stahl durchdringt sie. Wenn sie dann fallen, reißen sie wahrscheinlich zwei oder drei andere mit sich. Und es ist ein tiefer Sturz, meine Freunde. Die stehen nicht wieder auf.«
    Angel überließ die Soldaten ihren Pflichten und machte seine Runde über die Mauern. Den Dreißig zufolge würden die Gothir zuerst das Haupttor an der Südmauer angreifen, mit einem direkten Frontalangriff, um die Verteidiger zu überrennen. Deshalb hatten sie den Großteil ihrer Truppe dort zusammengezogen und auf den anderen Mauern nur fünfzig Krieger in weiten Abständen verteilt. Angel wollte ein paar der jüngeren Frauen bewaffnen, aber davon wollten die Nadir nichts hören. Der Krieg sei etwas für Männer, erklärten sie ihm. Er stritt nicht mit ihnen. Sie würden ihre Meinung noch früh genug ändern.
    Als er über den Hof ging, sah er Senta und Miriel auf sich zukommen. Wut stieg in ihm auf, denn durch ihre Nähe zueinander, die Art, wie Miriel sich an Senta schmiegte, erkannte er, daß sie Liebende geworden waren. Dieses Wissen schmeckte gallebitter in seinem Mund, doch er zwang sich zu einem Lächeln. »Wird ein kalter Tag«, sagte er und deutete auf die schneeschweren Wolken, die sich über den Bergen zusammenballten.
    »Ich wage zu behaupten, daß die Gothir ihn für uns schon erwärmen werden«, meinte Senta und legte einen Arm um Miriels Schulter. Sie lächelte und lehnte sich an ihn, um ihn auf die Wange zu küssen.
    Angel betrachtete sie, das große Mädchen aus den Bergen, ihr strahlendes Lächeln, und den gutaussehenden Schwertkämpfer, jung, mit goldenen Haaren, in einem Rehlederhemd unter einer Brustplatte aus schimmerndem Eisen und gelbbraunen Beinklei-dem aus poliertem Leder. Angel fühlte sich alt, als er sie betrachtete; das Gewicht seiner Jahre und die Enttäuschungen hingen wie Ketten aus Blei an ihm. Seine eigene Ledertunika war abgetragen und zerrissen, seine Beinkleider schmutzig, und der Schmerz in seinen Wunden war kaum geringer als der in seinem Herzen.
    Er entfernte sich von ihnen und ging zum Bergfried, wohl wissend, daß sie seinen Weggang nicht bemerkt hatten. Er sah den stummen kleinen Jungen auf den Stufen zum Bergfried sitzen; das Holzschwert steckte in seinem Gürtel. Angel grinste und klatschte in die Hände. Der Junge ahmte ihn nach und sprang lächelnd auf.
    »Willst du was zu essen, mein Freund?« fragte Angel, führte die Finger zum Mund und tat so, als würde er kauen. Der Junge nickte, und Angel ging voran zur Haupthalle, wo die Feuer in den offenen Herden brannten. Ein dicker Ritter mit einer Lederschürze rührte in einer Suppe. Er warf einen Blick auf das Kind.
    »Er braucht ein bißchen Fleisch auf den Knochen«, sagte

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