Im Rhythmus der Leidneschaft
Pappbecher in der Hand, den er sich unterwegs gekauft haben musste. In Uniform, aber unrasiert und mit dunklen Ringen unter den Augen wirkte er grimmig, ja gefährlich.
„Du gehörst ins Bett“, verkündete sie und deutete auf den Stuhl neben sich. „Du bist erschöpft.“
„Mir geht’s gut.“ Er setzte sich und betrachtete die anderen Gäste, als ob er jeden einzelnen überprüfen wollte. „Wie fühlst du dich?“
Seinem durchdringenden Blick entging kein Detail, von dem verführerisch knapp geschnittenen grünen Kleid, das sie sich in der Hotelboutique gekauft hatte, bis zu den dazu passenden hochhackigen Sandaletten. Sie war nicht oft in der Stimmung, die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen, aber sie fühlte sich in der Hinsicht an diesem Tag besonders selbstbewusst.
„Wesentlich besser als letzte Nacht“, erwiderte sie, nippte an ihrem Kaffee und genoss Damons Blicke genauso wie die köstliche Mischung aus Kaffee und Karamell. „Tejal hatte recht. Ich habe kaum einen Kater. Ich habe den anderen Arzt angerufen, nachdem ich sicher war, dass es sich um Ecstasy handelte. Er hat mir versichert, dass ich keine Spätfolgen befürchten muss.“
Ihre erste Drogenerfahrung hatte sie offensichtlich mit Bravour hinter sich gebracht. Leider konnte sie das von ihrem ersten Urlaubsflirt nicht behaupten. Nicht nur, dass sie im Begriff war, sich ernsthaft in Damon Craig zu verlieben – er konnte es offenbar nicht abwarten, sie loszuwerden.
„Gut.“ Damon leerte seinen Becher und stand auf, um ihn zu entsorgen. „Lass uns ein bisschen umhergehen.“
„Okay.“ Sie hielt noch immer ihren Latte macchiato in der Hand. Mit dem anderen Arm hängte sie sich bei Damon ein. „Hast du deinen Wagen abgeholt?“
Sie gingen an einer mit Glas und Spiegeln verkleideten Bar vorbei.
„Ja. Von den beiden Luxusschlitten war nichts mehr zu sehen. Jemand hat ein paar Kippen auf der Motorhaube ausgedrückt, ansonsten ist nichts passiert. Wir wissen inzwischen, dass die beiden Autos auf Castines Firma zugelassen sind.“
„War es das, was du mir nicht am Telefon erzählen wolltest?“ Lacey fragte sich schon die ganze Zeit, weshalb Damon sich unbedingt mit ihr treffen und sie nach Hause schicken wollte. „Was, glaubst du, hat das zu bedeuten?“
„Darüber kann ich nicht reden. Nein, das ist es nicht, was ich dir sagen wollte.“ Seine Kinnmuskeln zuckten, und er wirkte sehr angespannt. Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich habe heute ein paar Nachforschungen angestellt. Castine verschafft sich seine Frauen wahrscheinlich mithilfe von Online-Dating-Agenturen. Da hat sich für ihn als Sexsüchtigen wohl eine neue Quelle aufgetan.“
„Wie bitte?“ Lacey blieb abrupt stehen, und der Kaffee schwappte über den Rand des Bechers.
„Lass uns weitergehen, okay?“
Damon blickte sich unauffällig um. Glaubte er, jemand sei ihm gefolgt? Besser gesagt, ihnen?
„Was die Sexsucht betrifft, da sind wir noch nicht ganz sicher. Bis jetzt erschien das nicht relevant im Hinblick auf die eigentliche Anklage, die wir gegen ihn erheben wollen.“
Lacey blinzelte. Wie betäubt ließ sie sich von Damon an den Spielautomaten vorbeiführen. Eine alte Frau in einem glitzernden Hosenanzug fütterte einen davon mit Münzen. „Und warum erscheint es jetzt relevant?“, fragte sie. „Weil er mir vorgeschlagen hat, einen Sexclub zu besuchen?“
„Möglicherweise hat er angefangen, Drogen an die Clubs zu verkaufen, weil er sie selbst nimmt. Wenn er wirklich so viele Frauen verbraucht, wie wir glauben, dann setzt er wahrscheinlich Drogen ein, um sie zum Sex zu zwingen. Wenn er sich in der Hinsicht auch schuldig gemacht hat, wäre es unklug, ihn zu verhaften, bevor die Polizei hier in Puerto Rico genügend Beweismaterial hat, um ihrerseits Anklage zu erheben.“
Lacey beobachtete die Frau in dem glitzernden Anzug und wünschte, sie könnte auch so fröhlich und unbeschwert sein, so ahnungslos im Hinblick auf das unsichtbare Grauen, das offenbar überall lauerte.
„Wird er nach seiner Verurteilung wegen Drogenhandels nicht lange genug unschädlich gemacht werden?“
„Das wäre nicht fair gegenüber den Opfern. Offenbar hat in dem Club in Loiza eine Orgie stattgefunden, bei der vier Frauen mit ‚Special K‘ – das ist Ketamin – vollgepumpt und vergewaltigt wurden, und Castine soll dahinterstecken.“
Lacey schauderte. Hatte Castine etwa dasselbe mit ihr vorgehabt?
Sie hatten sich ein Stück von den
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