Im Rhythmus der Leidneschaft
wollte diesen Augenblick nicht mit Reue und Bedauern verderben.
„Das war wundervoll“, flüsterte sie an seinem Ohr. „Ich wünschte, ich müsste nicht abreisen.“
Damon brachte kein Wort heraus. Er wusste nicht, wie er den Sturm seiner Gefühle in Worte fassen sollte, den sie in ihm ausgelöst hatte. Er wusste nur, das Ticken der Uhr ging unbarmherzig weiter. Wenn Lacey erst einmal fort war, wäre sein Leben nicht einfach nur eintönig und leer, so wie zuvor.
Nein. Es wäre schlimmer, denn nun würde er wissen, was fehlte.
12. KAPITEL
Wie es sich für einen erwachsenen Menschen gehörte, hielt Lacey die Tränen zurück, bis sie zu Hause war.
Endlich war es so weit. Sie ließ sich in der Küche auf einen Stuhl sinken und heulte los.
Sie weinte um ihre kleine Firma, für die sie so hart gearbeitet hatte, und sie weinte um die Quelle ihrer neuen, interessanten Texte für ihr Blog.
Am meisten aber weinte sie um Damon.
Ihn zu verlassen hatte schrecklich wehgetan. Schluchzend legte sie den Kopf auf die Granitplatte des Küchentisches. Nie hätte sie geglaubt, dass sie sich einmal so schnell so sehr verlieben würde, aber genau das war passiert.
Sie liebte Damon. Es spielte keine Rolle, dass sie sich dieses Gefühl eigentlich erst gestatten wollte, wenn sie sich beruflich etabliert hatte, oder dass sie vorgehabt hatte, ihr Glück bei jemandem zu suchen, dessen Persönlichkeitsprofil ihr schwarz auf weiß bewies, dass sie füreinander bestimmt waren. Sie hatte sich in einen Fremden verliebt, dem sie in einer Bar begegnet war, und hatte mit ihm am Strand herumgeknutscht, ohne das Geringste über ihn zu wissen.
Schlimmer noch, aus dieser Affäre war die intensivste Beziehung ihres Lebens geworden, obwohl sie dabei alles außer Acht ließ, was sie darüber zu wissen geglaubt hatte. Gegenüber ihren Kunden kam sie sich jetzt vor wie eine Betrügerin.
Lacey riss ein Stück Küchenpapier von der Rolle und wischte sich das Gesicht ab. Wie sollte sie jemals über diesen Schmerz hinwegkommen? Ihr Leben lang hatte sie es geschafft, sich vor Liebeskummer zu schützen, doch sie musste zugeben, jetzt, da es passierte, war sie froh darüber. Ein Leben ohne tiefe Gefühle war kein intensives Leben. Die Tage mit Damon würde sie gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen – lieber ertrug sie den Schmerz, der ihr das Atmen schwer machte.
Lacey hob den Kopf und wurde sich bewusst, dass sie die Welt nun mit anderen Augen sah als vor einer Woche. Sie erkannte, wie isoliert sie lebte. Ihr Zuhause, das vor einer Woche noch ihre Zuflucht gewesen war, erschien ihr plötzlich eng und beklemmend, fast wie ein Gefängnis, das sie daran hinderte, ihr Glück zu finden.
Auch alles andere in ihrer Umgebung nahm sie jetzt intensiver wahr. Zum Beispiel dieses gefüllte Wasserglas, in dem sich das Mondlicht spiegelte.
Sie stutzte. Wieso sollte sie sich vor ihrer Abreise ein Glas Wasser eingeschenkt und es dann stehen gelassen haben?
Plötzlich sträubten sich ihr die Haare. Sie stand auf und blickte sich um. Irgendetwas stimmte nicht.
„Warum so traurig, Lacey?“
Nicholas Castine stand in ihrem Wohnzimmer, nur wenige Meter von ihr entfernt. Er hatte eine Pistole in der rechten Hand und zielte damit auf sie. Ungekämmt und unrasiert wirkte er gar nicht mehr wie der smarte Geschäftsmann, dem sie am vergangenen Freitag im Café Rosita begegnet war. Vielleicht lag ihre veränderte Wahrnehmung aber auch daran, dass sie jetzt wusste, dass er ein Drogendealer war. Gewalttätig und sexsüchtig. Und er war ihr bis nach Hause gefolgt.
Lacey versuchte zu sprechen, doch ihre Stimme versagte. Sie war gelähmt vor Angst.
„Ich habe dich wohl erschreckt.“ Castine strahlte sie an. „Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn wir uns terminlich hätten abstimmen können, solange du in San Juan warst.“
Lacey kämpfte ihre Furcht nieder und versuchte sich an ein paar grundsätzliche Regeln im Umgang mit Menschen zu erinnern. Sie durfte ihn jetzt nicht vor den Kopf stoßen oder gar wütend machen. Wenn er so tun wollte, als seien sie Freunde, die sich „terminlich abstimmen“ konnten, na schön. Sie bot ihre ganze Willenskraft auf, um ihre Stimme wiederzufinden.
„Ich musste dringend weg, aus geschäftlichen Gründen“, log sie. „Es gab Probleme mit dem Computer.“
Ihre Stimme klang dünn. Ihr Herz raste. Sie zitterte am ganzen Leib.
Wie war er hierhergekommen? Wusste Damon Bescheid?
Plötzlich wurde ihr schmerzlich bewusst, dass
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