Im Rhythmus der Leidneschaft
sie sich noch bremsen. „Seit Ewigkeiten bin ich nicht mehr aus Mistletoe rausgekommen. Ich bin jetzt schon aufgeregt. Du verwöhnst mich. Erst die Blumen, dann die Beköstigung mitten in der Nacht und jetzt ein Date.“ Sie griff nach der Zahnbürste. „Pass bloß auf, sonst erwarte ich, immer so behandelt zu werden.“
„Lieber nicht.“
Sie schluckte. Wie meinte er das? „Ich soll es nicht erwarten?“
„Nicht von mir.“ Er wich ihrem Blick nicht aus. „Am Montag geht mein Rückflug nach Baltimore. Da werde ich weiter an meinem Buch arbeiten.“
Schlagartig bekam sie kaum noch einen Ton heraus. Sie setzte sich auf den Toilettendeckel. Ihre Welt geriet gerade ins Wanken. „Du lebst in Baltimore?“
Caleb nickte. „Seit ungefähr fünf Jahren. Wieso?“
„Ach, nur so.“ Vor sieben Jahren war sie dort auf jeder Wohltätigkeitsveranstaltung gewesen, vor sechs Jahren war dort ihr Ehemann verhaftet worden, und vor fünf Jahren hatte sie dort, während der Prozess noch lief, die Scheidung beantragt.
War es tatsächlich möglich, dass Caleb sie nicht erkannte?
Miranda sprang auf, putzte sich schnell die Zähne und packte ihre Waschutensilien zusammen. „Ich muss hier raus.“
„Was hast du denn?“
„Nichts. Aber wenn ich noch vor der Arbeit meine Sachen packen will, dann muss ich schnell los.“ Ihr war klar, dass es der größte Fehler wäre, heute Abend nach der Show mit ihm zu gehen.
Früher oder später würde er herausfinden, was sie ihm am besten selbst sagte: dass sie die ehemalige Mrs. E. Marshall Gordon war.
Kurz nachdem Miranda gegangen war, stieß Caleb mit seinem Plan, den Tag mit den Vorbereitungen für die Hochzeit am Abend zu verbringen, auf Schwierigkeiten. Er konnte sich kaum auf die Aufnahmen seines Interviews mit Brenna Sparks konzentrieren, weil er ständig an Miranda dachte.
Überall in seinem Zimmer roch er ihren Duft.
Nicht einmal der Geruch des Frühstücks, das er sich aufs Zimmer kommen ließ, konnte diesen Duft überdecken.
Schließlich war er völlig in seinen Gefühlen für sie versunken.
Sein Job war ihm immer das Wichtigste gewesen, doch jetzt hatte Miranda ihm eine neue und andere Perspektive eröffnet.
Caleb lief in seinem Zimmer auf und ab und versuchte mit aller Kraft, sich auf Brenna zu konzentrieren. Ihre Schwester Zoe hatte ihm von den Diebstählen erzählt, die der Grund dafür waren, dass Corinne sich von Brenna abgewandt hatte. Diese besondere Verbindung zwischen Corinne, Brenna und Zoe war ein Aspekt, den er unbedingt in seinen Artikel mit einbringen musste.
Vielleicht sollte er früher als geplant in die Hochzeitskapelle gehen, um mitzuerleben, wie die drei ihr Wiedersehen feierten.
Er klappte seinen Laptop zu, schloss ihn zusammen mit seinen Notizen und dem Recorder ein und beeilte sich mit dem Anziehen, um rechtzeitig mit seiner Audio- und Videoausrüstung in die Kapelle zu kommen.
Auf dem Weg durch die Eingangshalle entdeckte er Alan Price.
„Entschuldigen Sie, ich brauche ein Auto. Können Sie mir sagen, wie und wo ich hier eines mieten kann?“
„Hier in Mistletoe?“ Bedauernd schüttelte Alan den Kopf. „Das müsste Ihnen schon eine der großen Verleihfirmen anliefern.“
„Das hatte ich befürchtet.“
Alan strich sich das blonde Haar aus der Stirn und wuchtete den Rucksack, den er bei sich trug, auf die andere Schulter. „Können Sie Barry nicht bitten, Sie zu fahren?“
Nur wenn es sich nicht umgehen lässt, dachte Caleb. „Ich will mit Miranda heute Abend nach Golden fahren. Da hätte ich Barry nur ungern dabei.“
Lachend stellte Alan sich vor, wie das die Gerüchteküche im Ort anheizen würde. „Halten Sie es für eine gute Idee, Hoffnungen in Miranda zu wecken?“
„Ich habe ihr nicht mehr als ein Date versprochen. Sicher ist es schon geraume Zeit her, dass jemand sie zum Dinner oder ins Kino eingeladen hat. Es ist ja nicht so, dass ich hier länger bleibe.“
„Haben Sie ihr gesagt, wann Sie abreisen?“
Caleb nickte. „Am Montag fliege ich, das weiß sie.“
„Und das ist für sie okay?“ Alan wirkte teils besorgt, teils neugierig.
„Wieso denn nicht?“ Erst jetzt fiel Caleb ein, dass sie darauf eigentlich gar nicht reagiert hatte, abgesehen davon, dass sie sich auf den Toilettendeckel gesetzt hatte. „Mir gefällt, dass Sie sich um sie sorgen, aber ich glaube, Miranda weiß sehr genau, was sie will.“
„Und mit wem.“
„Genau. Das auch.“
Lange blickte Alan ihm prüfend in die Augen.
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