Im Rhythmus der Leidneschaft
ersten Abend im Club Crimson war ich mir sicher, dich irgendwo schon mal gesehen zu haben, aber ich konnte dich nicht einordnen. Du … hast mich zu sehr abgelenkt.“
„Auf eine angenehme Weise, hoffe ich.“ In Gedanken versunken strich sie am Stiel ihres Glases entlang.
„Wenn man bedenkt, dass ich mich bis dahin noch nie habe ablenken lassen …“
„Das nehme ich mal als Ja.“ Sie merkte ihm die Verwirrung an. Flüchtig lächelte er ihr zu, doch dann war er in Gedanken bereits wieder weit von ihr entfernt. „Caleb?“
Er riss sich zusammen und griff nach seinem Bier. „Tut mir leid, ich war …“
„In Gedanken versunken? Hast du gerade überlegt, was für eine Story du daraus machen könntest, mich hier entdeckt zu haben? Zumal Marshall jetzt wieder vor Gericht muss.“
„Ich habe tatsächlich gehört, dass man versucht, dich aufzuspüren.“
Unwillkürlich zog sie ihr Glas zu sich. „Ich weiß. Ich hatte mir schon gedacht, dass du auf den Gedanken kommen könntest, bei deiner Zeitung anzurufen, aber ich hoffe, du hörst dir wenigstens erst die ganze Geschichte an, bevor du in Gedanken schon die Schlagzeile schreibst.“
„Heißt das, du willst mir noch mehr sagen? Ich weiß bereits eine ganze Menge, und ich bin ziemlich gut darin, aus einzelnen Informationsbrocken eine Story zusammenzuschreiben.“
Nachdenklich musterte sie ihn. „Eine reißerische Story, über die die Leute noch lange reden?“
„So was in der Art.“ Er wich ihrem Blick aus.
Bei seiner Reaktion fragte sie sich, ob auch er etwas vor ihr verbarg. „Und? Was möchtest du von mir wissen?“
Stirnrunzelnd sah er sie an. „Alles, aber ich dachte, du willst nicht, dass ich herumschnüffle.“
„Will ich auch nicht. Doch jetzt erzähle ich es dir freiwillig.“
Der Kellner kam, um die Bestellungen aufzunehmen.
Miranda entschied sich für einen gemischten Salat, Caleb ließ sich einen Burger mit Pommes frites kommen.
Sobald sie wieder ungestört waren, blickten sie sich über den Tisch hinweg an und fühlten sich mit einemmal weiter voneinander entfernt als je zuvor.
Caleb sprach als Erster. „Willst du tatsächlich darüber reden? Mir kommt es vor, als seien die alten Wunden bei dir noch nicht verheilt.“
„Lächerlich.“ Wie kam er bloß darauf? „Über all das bin ich längst hinweg. Das ist Schnee von gestern.“
„Nur weil du in einen anderen Bundesstaat ziehst, lässt du nicht alles zurück. Du schleppst deine Vergangenheit immer noch mit dir herum, Miranda, und deshalb hasst du meinen Job. Deswegen versteckst du dich hinter dem Pseudonym Candy Cane. Das alles ist Teil von dir. So bist du eben, und ich habe erkannt, dass ich …“ Er unterbrach sich und trank von seinem Bier.
Miranda wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Der Kellner servierte ihnen frische Getränke, und sie nutzte die Pause, um darüber nachzudenken, was Caleb wohl gerade eben hatte sagen wollen. Dass er sie liebte? Dass er ihre Gesellschaft genoss? Oder dass er aus Mistletoe fort wollte, bevor er sich zu sehr auf sie einließ?
Sicher nichts davon. Oder doch? „Was hast du denn erkannt?“
„Deshalb habe ich bislang nicht ernsthaft versucht herauszufinden, wer du bist. Mir gefällt die Frau, die vor mir sitzt.“ Er griff nach den Bierdeckeln auf dem Tisch und mischte sie wie ein Kartenspiel. „Im Grunde wünschte ich, du hättest es mir nicht erzählt.“ Er wich ihrem Blick aus. „Dass ich dich so sehr mag, ändert nichts an der Tatsache, dass ich ein Sensationsreporter bin.“
„Und da Miranda Gordon gerade wieder im Gespräch ist …“ Sie trank. „Ich bin eine öffentliche Person und dadurch einen Artikel wert. Jetzt musst du entscheiden, was du tun sollst.“
„Wie soll ich mich deiner Meinung nach denn verhalten? Du hast mir die Wahrheit doch aus irgendeinem Grund verraten. Dir musste doch klar sein, was ich mit dieser Information anstellen kann.“
„Ja, ich habe mich tatsächlich gefragt, wie du wohl reagieren würdest. Ob du gleich losstürzen würdest, weil du dringend telefonieren musst, um die nächste Deadline nicht zu verpassen.“
„Und? Kam dir auch die Möglichkeit in den Sinn, dass ich deinen Wunsch nach Privatsphäre respektieren könnte, wenn du mir etwas im Vertrauen erzählst?“
Würde er ihr das versprechen, wenn sie ihn darum bitten würde? „Eher nicht. Leute wie dich kenne ich. Natürlich riskiere ich, dass die Information durchsickert.“
„Würdest du dann Mistletoe verlassen und
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