Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
geholfen hatte. Und wieder ist die einzige Erklärung: Wir wurden beobachtet.«
Der Pater schwieg. Verwirrt blickte er um sich und suchte nach Unterstützung für seine Nichte. Doch niemand schien sich für Margareta ins Zeug legen zu wollen.
Nikolaus fuhr munter fort: »In der Gaststube bei Kleinz wurde erzählt, Wilhelms frühere Geliebte würde ihm andauernd nachschnüffeln. Sie hätte ihn sogar schon bei einem Schäferstündchen gestört. Und am Vortag von Wilhelms Tod wollte Margareta auch Wilhelm stören, als der sich vorgenommen hatte, Christina abzufangen. Doch das war gar nicht nötig. Christina hatte Wilhelm kurzerhand mit einem Stein außer Gefecht gesetzt. Danach war Christinas Messer verschwunden. Sie hatte es beim Kampf verloren. Margareta hat es an sich genommen und es Wilhelm nach seinem Tod ins Herz gestoßen.«
Der Kurfürst warf ein: »Bis jetzt leuchtet mir die Geschichte noch ein. Aber was ist mit Eurem Tuch? Und warum mussten die beiden Vettern sterben?«
»Wie schon erwähnt, begehrte Margareta auch Christinas Freund. Aber er war Christina treu. So setzte Margareta in die Welt, ich und Christina hätten gemeinsame Sache gemacht. Wir hätten uns nach dem Überfall ineinander verliebt, und ich hätte ihr geholfen, Wilhelm zu töten. Sie behauptete auch, wir hätten uns geküsst, als ich Christina im Kerker besuchte. Damit wollte Margareta dem Freund weismachen, Christina sei ihm untreu. Die beiden Vettern waren eigentlich nur zufällig Opfer, sozusagen Bauernopfer. Sie mussten sterben, damit man diese Morde Christinas vermeintlichem Komplizen in die Schuhe schieben konnte, also mir, denn Christina schied bei diesen beiden Morden als Täterin ja aus. Alles nur ein weiterer Versuch, Christinas Freund glauben zu machen, Christina sei ihm untreu – mit mir. Als das nach dem Tod von Wolfgang noch nicht so ganz klappte, wurde als Krönung dann bei Hans das Tuch zum Beweis meiner Mittäterschaft genutzt.«
»Margareta allein ist doch zu schwach für die Morde«, warf nun der junge Dietrich ein.
»Ganz genau, werter Herr. Deshalb nehme ich an, dass ihre Brüder ihr halfen. Schließlich litt die gesamte Familie Schlösser unter dem Kurmund. Wahrscheinlich wollten sie Wilhelms Pferd für sich behalten. Aber es riss sich los und lief dem Bauer Berger in die Arme. Das sagte der arme Kerl jedenfalls. So kam er in falschen Verdacht.«
Der zukünftige Herr von Manderscheid war den letzten Ausführungen immer aufmerksamer gefolgt. Nun warf er ein: »Wie kam Margareta an Euer Tuch?«
»Weil das Geld zum Leihen eines Pferdes für Spanndienste in der Familie knapp war, verdiente Margareta etwas hinzu. Sie half der Wirtin Kleinz. Ich hatte schon am ersten Abend gehört, dass eine Schwester der Schlössers dort half. Seit ich aber weiß, dass damit Margareta gemeint war, ist alles klar. Als Hilfe in der Gaststube konnte sie unbemerkt in meine Kammer schleichen. Sie nahm mein auffälliges Tuch und versteckte dafür Wilhelms Sachen.«
Spätestens jetzt waren alle überzeugt, wer Wilhelm und die beiden Vettern auf dem Gewissen hatte. Schnell wurden Befehle gegeben, um Margareta und ihre Brüder zu verhaften. Ohne auf die Erlaubnis seines Herrn zu warten, durchtrennte Seidel Christinas und Nikolaus´ Fesseln.
Pater Ruprecht verneigte sich vor dem Burgherrn: »Es tut mir leid, Euer Gnaden. Ich wurde von meiner Familie aufs Schlimmste getäuscht. Ich versichere, ich habe nichts davon geahnt.«
Doch Nikolaus hatte gute Ohren. Laut, damit auch ja alle es mitbekamen, sagte er: »Ihr habt es von Anfang an gewusst. Schon am ersten Tag habt Ihr mir unterstellt, in Christina verliebt zu sein. Und am nächsten Tag sagte Margareta das Gleiche.«
Plötzlich herrschte wieder gespannte Stille.
Der Priester richtete sich drohend auf: »Ich kann Menschen beurteilen. Ich kann nichts dafür, wenn Ihr Eure Gefühle nicht unter Kontrolle habt.«
»Einen Moment bitte.« Nikolaus ging zum Tisch und kam mit dem Umhang und dem Kleid zurück. »Eine interessante Sache möchte ich Euch noch zeigen. Habt Ihr schon einmal an den Sachen gerochen?«
Sowohl der Kurfürst als auch Dietrich nahmen jeweils ein Kleidungsstück und steckten ihre Nasen hinein. Auch der junge Dietrich roch daran.
Otto von Ziegenhain dachte nach. »Es riecht aromatisch, ein wenig verbrannt.« Er schnüffelte noch einmal. »Das ist Weihrauch.«
Jetzt erkannten die anderen den Geruch ebenfalls.
»Als ich zum ersten Mal die Kirche in Obermanderscheid betrat,
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