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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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fiel mir der intensive Weihrauchgeruch auf.«
    »So riecht es da immer. Der Pater verbrennt immer Unmengen«, bestätigte Irmgard.
    Nikolaus nickte lächelnd. »Diese Sachen müssen einige Zeit in der Kirche gelegen haben. Erst dann wurden sie in meine Kammer gelegt. Die Morde geschahen also mindestens mit Ruprechts Wissen, vielleicht sogar nach seinem Plan.«
    Herrmann Ruprecht sank nun vernichtet in sich zusammen. Er versuchte alles abzustreiten, aber außer einem wirren Stammeln brachte er nichts heraus. Ehe er sich es versah, hatten die Wachen ihn ergriffen und fortgeschafft.

Zwischen den Welten
    Als wieder Ruhe eingekehrt war, fragte der alte Dietrich: »Wer ist der Bräutigam von Christina? Auch wenn ich mich nie um sie gekümmert habe, würde ich es gerne erfahren.«
    Schweigen breitete sich aus. Auch Nikolaus blieb stumm. Das Problem sollten die Liebenden selbst lösen.
    Zum Glück trat Seidel vor. Er kniete sich vor seinem Herrn nieder. »Ich wusste nicht, von welch hoher Herkunft Christina ist. Jetzt verstehe ich, warum der Müller Rüth uns die Heirat verweigert hat.«
    Christina begann wieder zu weinen. Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und schluchzte laut. Ihr Ziehvater stand neben ihr, aber er konnte sich nicht überwinden, sie zu trösten. Nervös knetete er seine Hände und blickte Christina hilflos an. Die Distanz zwischen ihnen konnte nicht größer sein.
    Als Nikolaus sich ihrer gerade annehmen wollte, eilte Konrad Seidel zu ihr und nahm sie beschützend in seine starken Arme. Tröstend sprach er auf sie ein. Auch die anderen Anwesenden waren erschüttert. Jedem war klar, wie verlassen sich die junge Frau vorkommen musste. Ihre bisherige Welt, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft waren an einen einzigen Vormittag zerbrochen. Sie hatten sich als bloßer Schein, als ein Irrtum, als eine Laune des Schicksals erwiesen.
    Nach und nach wurde Christinas Weinen leiser und verebbte schließlich ganz. Der Trost ihres Geliebten hatte sie gestärkt. Hand in Hand blieben die beiden nebeneinander stehen.
    Der Kurfürst kam auf sie zu: »Liebste Christina, als meine Base solltet Ihr besser mit mir kommen. Ihr gehört zur Familie. Ich werde für Euch sorgen.«
    Mit belegter Stimme antwortete sie: »Ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne nichts anderes.«
    »Seid Ihr denn glücklich hier?«
    Sie schaute sehnsüchtig an ihrem Konrad hoch. »Ich würde es gerne werden, aber ich weiß nicht, ob das jetzt noch möglich ist.«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. Christina war zwischen zu unterschiedlichen Welten hin und her gerissen – zwischen hoher Geburt und Leibeigenschaft, zwischen Burg und Hütte. Sie gehörte zu beiden, war aber in keiner zu Hause.
    Doch plötzlich meldete sich Reginus Rüth zu Wort. Endlich hatte er seine Stimme wiedergefunden. »Ich war mit deiner Mutter verheiratet, aber sie ist nie meine Frau gewesen. Du weißt ja, wir hatten immer getrennte Kammern. Sie wollte nur versorgt sein und sich um ihre Tochter kümmern können.«
    Nach diesem offenen Geständnis blickte Christina endlich milder auf ihren Ziehvater. »Ich dachte immer, du hättest ihr wehgetan. Deshalb habe ich dich gehasst.«
    »Ich habe sie geliebt. Ich hätte keine klügere und schönere Ehefrau bekommen können. Aber sie wollte nie wieder von einem Mann angefasst werden. Ich habe das respektiert, aber inständig gehofft, wir könnten auch ein gemeinsames Kind haben.« Er schaute verschämt auf seine Schuhspitzen. Nach einem kurzen Räuspern hob er seinen Blick wieder. »Du bist als meine Tochter aufgewachsen, aber wir zwei haben uns nie gut verstanden. Ich hatte immer Angst, dir Sachen zu sagen, die deine Mutter dir ersparen wollte. Mir war immer klar, dass du nicht hierhergehörst. Du wirst bestimmt glücklicher sein, wenn du bei deiner wirklichen Familie bist.«
    Die junge Frau trat neben den Müller, legte ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich habe dich falsch beurteilt. Bitte verzeih mir, Vater.«
    Reginus drückte seine Stieftochter unbeholfen an sich. Mit zitternden Händen wischte er sich hastig die feuchten Augen. So nah waren sich die beiden wohl noch nie gekommen. Nach vielen Jahren des Streits und des Misstrauens hatten sie erst durch dramatische Schicksalsschläge zueinandergefunden.
    Als sich die beiden aus ihrer Umarmung gelöst hatten, sagte Christina zum Kurfürsten: »Eure Exzellenz, ich gehöre nicht in Eure Welt.« Dann drehte sie sich zu Dietrich von Manderscheid.

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