Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
aus der Totenstätte, der sich verkleidet hat, um in den Straßen nicht aufzufallen. Und wenn nicht von dort, dann von irgendwoher. Auf jeden Fall der erste Dämonenkontakt seit…
Sein Vater hatte von Dämonenüberfällen berichtet. Von Dämonen, die sich Die Wächter nannten und von deren Untaten. Allen magischen Formeln und Schutzzaubern zum Trotz hatte deren schwarze Magie lange gewirkt.
Seitdem Rondrick lebte, seit vierunddreißig Jahren, hatte es keinen weiteren Dämonenüberfall gegeben, abgesehen von einer unangenehmen Mordsache, bei der ein Anwalt zu seiner Entschuldigung meinte, sich in einen Dämon verwandelt zu haben, was sich später als Geschwätz herausstellte.
Der junge Prinz Rondrick hatte die besten Privatlehrer gehabt, die ihm Zeichnungen von Dämonen gezeigt hatten, um ihn auf einen möglichen Überfall in der Zukunft vorzubereiten. Außerdem hatte Rondrick Abwehrzauber gelernt, mit denen einfache Angriffe unterbunden werden konnte. Sein Magus war der Große Mortimor gewesen, der leider bei einem Jagdunfall verunglückt war.
Sie hatten vor einigen Tagen Riesen gejagt und Mortimor hatte seine Fähigkeiten überschätzt. Danach hatte der Magus unter der Fußsohle eines Steinriesen geklebt, oder besser, das, was von ihm übrig war. Den Riesen hatten sie dennoch gefangen. Er war in Ketten gefangen, am Rande der Stadt. Rondrick wollte ihn bändigen und für Eventualitäten einsetzen. Es war geschehen, und er musste sich damit auseinander setzen. Früher oder später. Doch jetzt….
Wie sollte Rondrick bewegungsunfähig einen Zauber wirken?
»Aha, da ist der König!« Die Kreatur zeigte auf Zyxkally. »Da sitzt er in seiner ganzen Pracht!« Der Dämon kicherte.
Rondrick schauderte es.
»Ein feister Mann, wie ich sehe!«, sagte der Dämon. Er tänzelte auf der Stelle. »Ich werde dich töten, König von Dandoria!«
Wie, bei den Göttern, sollte Rondrick die Bewegungslosigkeit abschütteln? Offensichtlich hielt dieser grausame Zwerg den Händler Zyxkally für den König. Kein Wunder. Der Gildenführer sah tatsächlich sehr beeindruckend aus in seiner Robe, dem fülligen Körper, dem bärtigen Gesicht und dem Königsreif auf der Stirn. Hätte Rondrick es nicht besser gewusst ...
Der Dämon genoss seinen Auftritt, was der Sache eine bizarre Komponente verlieh. Man hatte fast den Eindruck, er wolle den Moment auskosten, um Unterwelt so lange wie es ging fernzubleiben. Genoß er seinen Aufenthalt in der Welt der Lebenden?
Rondrick hatte gelernt, dass Größe nichts über die Macht einen Dämon aussagte. Selbst winzigste Dämonen konnten einen Menschen blitzschnell in den Wahnsinn treiben, während schwarze Kolosse für Verwüstung und Feuer sorgten.
Als hätte der Kapuzendämon Rondricks Gedanken gelesen, fuhr er herum, machte zwei hopsende Schritte und musterte den wahren König mit schräg gelegtem Kopf. Hinter der unheiligen Stirn schien es zu arbeiten, denn schließlich sagte der Dämon: «Ich fange Schwingungen auf. Sie kommen von Euch, guter Mann. Ist der König Euer Freund? Wollt Ihr verhindern, dass ich ihn töte? Ich verstehe Euch. Mir ginge es an Eurer Stelle nicht anders.”
Ich muss mit dir reden, du Mistkerl! Du darfst diesen Mann nicht töten!
Rondrick stockte der Atem und er hoffte, der Dämon habe seine vorschnellen Gedanken nicht gelesen. Die roten Augen bohrten sich regelrecht in die seinen, drangen wie Fühler hinter seine Stirn, suchten und fanden.
Er versuchte, seinen inneren Monolog zu schützen und errichtete eine mentale Wand.
Grisolde würde sich vor Lachen ausschütten, könnte sie seine Gedanken lesen. Ein Untertan hatte für seinen König zu sterben, dafür existierten sie, war ihre Meinung. Jeder Untertan war ein potentieller Soldat. Er wieder mit seinem verdammten Anstand und seinen verkorksten Moralvorstellungen. Nein, das würde sie nicht ohne Spott akzeptieren, obwohl sie sich letztendlich stets seinen Entscheidungen beugte und ihre Zärtlichkeit über den Hauch von Mißstimmung hinweghalf.
»So, so ... ich soll meinen Auftrag nicht ausführen?« Der Schädel des Dämons ruckte zurück. Er kicherte. »Und warum nicht?« Seine Fratze wurde lauernd.
Schweiß lief Rondrick über die Stirn. Seine Hände schienen zu beben, als löse sich die Starre auf. Er versuchte, seine Lippen zu bewegen, begehrte gegen den Zauber auf - vergeblich. Was, wenn der Dämon seine Antwort las? Er wäre auf der Stelle tot! Er musste die Wahrheit unbedingt vermeiden.
Andererseits
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