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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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liebsten hätte er den Fischer gegriffen, ihn durchgerüttelt, zu Boden geworfen, auf ihn …
    Nein! Liebe Güte, nein!
    Bob musste besonnen handeln. Sie würden den Mörder mitnehmen und morgen verurteilen. Burrl neben ihm schien es genauso zu gehen. Er packte Bamig am Kragen und riss den Jammernden hoch. »Was hast du dir dabei gedacht?«, grollte der Schmied. »Und dann bist du so blöd, dich in deinem Boot zu verstecken? Da, wo wir dich als erstes suchen würden?«
    »Ich will nicht fliehen«, schüttelte es Bamig.
    Bob knurrte: »Weil du Angst vor den Meeresungeheuern hast. Und ins Innland kannst du auch nicht, weil es dort wilde Tiere gibt.«
    Bamig schüttelte wild den Kopf und Rotze spitzte aus seiner Nase. »Nein, nein! Ich will nicht fliehen. Ich will alles erklären. Ich weiß selbst nicht, was über mich gekommen ist!«
    Der Ärger!
    »Was immer es auch war – einen Mord rechtfertigt es nicht!«, wetterte Bob.
    Der Fischer wurde gefesselt und sie nahmen den Jammernden zwischen sich.
     
     
    Der neue Tag begann und Bob verfluchte die nächsten Stunden schon jetzt. Ärger, nichts als Ärger. Er straffte sich auf seinem Sitz.
    Verflucht, das Holz kneift in meinen Arsch! Es wird Zeit für einen neuen Häuptlingsthron!
    Das ganze Dorf hatte sich versammelt und bildete in Reihen um den Dorfplatz eine Mauer aus greifbarem Zorn, Empörung und Abscheu. Bamig kniete zitternd zu Bobs Füßen, dessen Finger auf die Sitzlehne trommelten.
    »Ich weiß selbst nicht, was über mich gekommen ist. Borro und ich waren gute Freunde.« Der Fischhändler hob das Gesicht, und die Morgensonne fing sich in seinem breiten Gesicht, seinen dicken Tränen und seinen verzweifelten Augen. »Wir wollten gemeinsam einen Humpen heben. Vielleicht ein Spielchen machen. Das Übliche. Und dann überkam es mich. Einfach so.«
    Einfach so? Bob drehte angewidert den Kopf weg. Er konnte dieses rotzende Bündel nicht ertragen. Am liebsten hätte er ihn umgehend verurteilt. Allerdings wusste er, was das Dorf verlangte: Eine komplette Aufklärung des Sachverhaltes. Und Genugtuung für die Untat!
    Bei den Göttern von Fuure, sein Urteil stand fest!
    Bamig würde sterben müssen!
    Der Fischhändler kämpfte um sein Leben. »Ich ... ich nahm mein Messer. Borro hielt das für einen Scherz und ich erinnerte ich mich daran, dass er mich vor vielen, vielen Zyklen beim Spiel hereingelegt hatte. Und diese Erinnerung war ganz stark und ich wurde wütend und immer wütender. Borro hielt meinen Arm fest, damit ich das Messer nicht heben konnte. Er fragte mich, warum ich das Messer überhaupt bei mir habe und ich hatte keine Ahnung. Es war an meine Hose gegürtet. Er fragte, was das solle, schließlich wollten wir uns doch nur einen Humpen genehmigen und dabei den Sonnenuntergang über dem Meer anschauen. Warum ich das getan hatte und wieso – daran kann ich mich nicht erinnern. Er lachte und hielt immer noch alles für einen derben Scherz. Da wurde ich wütend und ... stieß ihm das Messer in den Bauch.«
    »Deshalb?«, donnerte Bob. »DESHALB?« Blut stieg ihm in den Kopf, er ballte seine Hände zu Fäusten. Lediglich seine Vernunft hielt ihn davon ab, diesen mörderischen Barb an Ort und Stelle zu töten.
    Nun verlegte Bamig sich darauf, leise vor sich hin zu weinen. Sein Gesicht war eine Ruine der Schuld, seine Schultern zuckten.
    Die Reihen um den Dorfplatz murrten. Aufgebrachte Barbs bewegten sich mehr Richtung Innenraum.
    Sie werden tun, was sie heute Nacht versäumt haben. Sie werden ihn lynchen. Lass dir was einfallen! , dachte Bob. Sollen sie doch! , fügte er in Gedanken trotzig hinzu. Bob war von einem so tiefen Abscheu erfasst, dass er sich kaum in der Gewalt hatte. Gut – dann würde er Bamig töten. Jetzt, hier auf der Stelle! Als Warnung vor weiteren Gräueltaten.
    Bluma schob sich durch die Menge und trat in den Kreis.
    Bob brummte wütend. Auch das noch. Die Klugheiten seiner Tochter benötigte er jetzt ebenso wenig wie einen Dorn im Arsch. Er hoffte inbrünstig, sie würde seine Autorität nicht wieder untergraben. Dann würde sie ihn kennen lernen. Seine Toleranz hatte Grenzen, oh ja!
    »Wir alle kennen den Fischhändler Bamig«, setzte Bluma an. Ihre kleine Gestalt füllte den Kreis aus, so selbstbewusst wirkte sie. »Er galt all die Jahre über als ein liebenwerter Mann, sein Fisch war immer frisch, die Preise waren angemessen. Er tauschte gut und war viele, viele Zyklen ein beliebtes Mitglied der Dorfgemeinschaft.«
    Bobs Herz raste.

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