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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Er kratzte sich den Rücken und fuhr sich durch die Haare. »Worauf willst du hinaus?«, donnerte er.
    Eine atemlose Stille legte sich daraufhin über den Dorfplatz. Vögel stoben auf und flatterten davon. Durch die Bäume summte der Wind. Sogar Bamig hörte auf zu wimmern, blickte jedoch nicht auf.
    Unbeirrt fuhr Bluma fort: »Wir sollten darüber nachdenken, was in Bamig gefahren ist. War es ein Dämon, ein böser Geist? Was hat ihn so sehr verändert, dass er einen guten Freund für eine Nichtigkeit tötete?« Sie schob energisch ihr Kinn vor.
    »Ausflüchte!«, bollerte Bulnaz. »Seit wann ist die Tochter des Häuptlings, die Tochter des Richters , die Verteidigerin eines Mörders?« Er löste sich aus dem Kreis und trat nun ebenfalls nach innen.
    »Ich verteidige nicht Bamig«, setzte Bluma nach. »Ich verteidige die Vernunft.«
    Bulnaz grunzte. »Das alles sind Ausflüchte! Wir haben Gesetze. Wenn ein Barb den anderen tötet, muss er dafür sterben. Das geschah noch nie, soviel ich weiß, aber es steht in unseren Schriften. Was immer in Bamig gefahren ist ... Mord ist Mord! Wenn wir unsere eigenen Gesetze verleugnen, ist ein Zusammenleben nicht mehr möglich!«
    »Das sehe ich anders«, entgegnete Bluma. »Man muss abwägen. Einseitiges Denken ist etwas für Idioten.« Sie legte den Kopf schräg und musterte den haarigen Barb von unten nach oben.
    »Hör zu, Kleine«, säuselte Bulnaz. Er trat einen Schritt auf Bluma zu. »Dein Bobba wird ein gerechtes Urteil sprechen. Also übernimm du nicht seine Aufgabe. Du beschämst ihn.«
    »Kleine?«, schnappte Bluma. »Soll ich dir mal zeigen, wie klein ich bin?« Sie hob die Hand.
    »Schluss!«, donnerte Bob.
    Bulnaz riss seine Augen auf und machte einen ungelenken Sprung rückwärts.
    »Es genügt!« sagte Bob. »Was ist in euch gefahren?«
    Der Ärger! Der Ärger ist in sie gefahren!
    Einige Zuschauer kicherten nervös, Kinder weinten, auch Bobs kleiner Sohn. Auf Bamigs Gesicht stahl sich ein trauriges Lächeln. Bluma und Bulnaz begaben sich zurück in die Reihen. Bob ahnte, wie schwer es seiner Tochter fallen musste, jetzt den Mund zu halten. Er sagte: »Es geht um unsere Natur. Und wenn Bamig diese Natur verleugnet, handelt er gegen unseren Kodex. Zwar habe ich Bamig immer als einen guten Barb geschätzt, dennoch werde ich ihn nun verurteilen.«
    Der Fischhändler heulte los. »Ja, ein guter Barb, das bin ich, das bin ich. Ein guter Barb. Was du sagst, stimmt, Herr. Ich bin ein guter Barb.«
    Er sabbelte weiter und sprang auf. Seine Beine und Unterarme waren mit weichen Carnusfasern gefesselt. Bamig konnte bestenfalls winzige Schritte machen.
    »Ihr alle kennt mich. Bin ich ein Unhold? Ich weiß nicht, warum ich diese Untat beging. Irgendetwas hat sich in meinen Kopf gekrallt, hat mich ganz wahnsinnig gemacht und hat meinen ganzen Verstand übernommen! Es ist der Ärger . Überall im Dorf ist der Ärger . Das wisst ihr doch alle. Bei den Göttern – wo man hinschaut, gibt es Streit und Prügeleien. Vielleicht hatte der Ärger mich ganz besonders schwer erwischt?«
    Ein kluges Argument !, dachte Bob.
    Bamig fing erneut an zu heulen. Er stolperte zu Boden.
    »Ruhe!«, schaffte sich Bob Gehör. Er stemmte sich aus seinem Sitz hoch und trat an Burrl heran. »Bringe mir deinen Hammer!«
    »Was willst du damit?«, fragte Burrl.
    »Ich will vor allen Dingen keine Fragen beantworten. Tue, was ich dir befohlen habe«, erwiderte Bob scharf.
    Burrl nickte. Er entfernte sich.
    Das Geraune wurde lauter, eine fast greifbare Unruhe machte sich breit. Bamig, den eine schreckliche Ahnung zu befallen schien, heulte auf.
    Bama nahm Bob am Ärmel. Ihr Gesicht war an seinem Ohr. »Ich hoffe, du willst nichts Unüberlegtes tun ...«
    »Nur das, was notwendig ist.«
    Burrl reichte ihm den Hammer. Bob musste zweimal daran ziehen
    Ich bin zornig, bin unerbittlich, bin der Häuptling!
    bis Burrl das Werkzeug widerwillig freigab.
    Bob ging zurück zu seinem Sitz. Er musterte sein Volk, einen nach dem anderen. Die Spannung über dem Dorfplatz war wie eine reife Frucht, deren Gift jeden Moment aus der Kapsel platzt. Der Häuptling hob das Werkzeug. Er rief: »Ich verurteile Bamig, den Fischhändler, zum Tode!«
    Eine Mischung aus erregter Zustimmung. Erstaunlich viel Empörung brandete auf. Bob machte eine rasche Handbewegung. Stille trat ein. Bamig versuchte sich hochzustemmen und über sein Gesicht liefen Tränen.
    Mit fester Stimme sagte Bob: »Wer nicht bereit ist, ein Urteil selbst zu

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