Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
wie Tau im Morgenlicht.
»Wie konntest du uns auf diesen Kurs bringen?«, tobte Connor und schlug mit der Hand auf den Tisch. Er zuckte vor Schmerz zusammen und rieb sein Handgelenk.
»Du scheinst dich an Bord eines Schiffes gut auszukennen, Barbar«, zischte Lysa. »Also kennst du die Position eines Kapitäns?«
Connor grunzte und nickte. »Dein Wort ist Gesetz, Karotte!«
»So ist es, Barbar! Und meine Entscheidungen sind nicht anzuzweifeln, willst du nicht an einer Rahe baumeln.«
Connor spuckte aus. »Du wusstest, was uns blühte. Warum hast du den Mahlstrom nicht weitläufig umfahren? Wäre der Sturm nicht abgeflaut, wäre das Schiff gegen den Dämon geschleudert worden wie gegen ein Riff und hätten wir das überlebt, hätte uns der Mahlstrom verschluckt!«
»Hätte, täte ...«, murrte Lysa. »Wenn ich mein Leben danach ausrichten würde, was geschehen könnte, hätte oder wäre ...«
»Er hat Recht«, unterbrach Bob, der es sich wie alle anderen an der großen Tafel gemütlich gemacht hatte und frisches Wasser trank. »Auch wenn er sich wie ein ungehobelter Klotz benimmt, seine Frage ist angemessen.« Er zog die Brauen zusammen, maßregelte Connor mit seinem Blick und rieb mit seiner Stiefelspitze Connors Spucke in die Holzbohlen. In der Kabine duftete es nach Fleisch. Man hatte drei Hühner geschlachtet, die im Backofen garten. »War es ein Navigationsfehler, Lysa?«
Die Amazone fuhr hoch. Ihre Begleiterinnen, allesamt tapfere Amazonen und Seefrauen, zogen die Köpfe ein. »Ich habe dir einen Platz auf meinem Schiff geschenkt, Barb. Ich habe dir das Leben gerettet. Und ich habe an deiner Seite gegen die Kreatur gekämpft. Alles das bereue ich nicht, aber das kann sich ändern, wenn du mir einen Navigationsfehler unterstellst.«
Eine Weile herrschte Stille. Im Backofen tropfte Fett in die Glut. Die Wing dümpelte vor sich hin. Die Taue knarrten, Holz knackte lebendig, Wellen schlugen sanft an den Rumpf.
Bob blieb ganz ruhig. »Seit wann kennen Amazonen sich mit Segelschiffen aus?«
Connor nickte. »Eine gute Frage, mein Freund.«
»Warum gibt es keinen Wein an Bord? Ich erinnere mich, dass das vor gar nicht langer Zeit anders war«, murrte Frethmar vor sich hin und polierte die Klinge seiner Axt. »Wir sollten uns nicht streiten, sondern feiern! Schließlich haben wir ein Monster besiegt!«
»Später, Zwerg ...«, winkte Connor ungehalten ab. »Wir haben Wichtiges zu besprechen. Putz du mal schön deine Axt.«
»Dämonenbrecher!«
Alle Köpfe fuhren zu Frethmar herum. Der Zwerg grinste. »Ich habe sie Dämonenbrecher getauft. Ein guter Name für eine gute Axt. Zumindest so lange, bis ich eine Kriegsaxt von unserem Schmiedemeister in Trughstedt bekomme ...«
Connor gab dem Zwerg einen Klaps auf den Hinterkopf. »Unsinn! Dort wird dir niemand eine Axt geben und Barschaft, um sie kaufen, besitzt du nicht. Das einzige, was du besitzt, ist ein großes Mundwerk.«
»Du bist ungerecht, Barbar«, sagte Frethmar, nahm einen Schluck und rümpfte die Nase. »Pah, Wasser! Davon habe ich genug geschluckt.«
»Lasst die Kindereien«, sagte Bama, die Bob eine Hand auf den Unterarm legte. »Und du, Connor, hör endlich auf, Fret andauernd zu hänseln. Der Zwerg hat dir dein Leben gerettet. Ohne ihn hätte das Monster dich getötet.«
Bamas strenge Worte waren wie Ohrfeigen und Connor senkte den Blick. Frethmar ließ von seiner Axt ab und blickte verlegen zur Seite.
Es dauerte nur vier Atemzüge und Connor hob den Kopf. Er grinste breit, griff neben sich, zog den Zwerg am Bart an seine Brust, umarmte ihn und drückte ihm einen fetten Schmatz aufs Haar. »Hast recht, Bama. Manchmal bin ich ein unfreundlicher Tölpel. Es tut mir Leid. Er ist ein Held, unser Großmaul. Ab sofort nenne ich dich Frethmar, wenn’s recht ist. Und ich entschuldige mich bei dir, Zwerg!«
Frethmar wand sich aus dem kräftigen Griff und schüttelte sich wie eine Katze. Sein Gesicht war rot bis an die beringten Ohren. Seine Äuglein blitzten und sein verlegenes Grinsen war breit wie der Horizont. »Ist alles klar, Barbar. Hättest du doch auch für mich getan, oder?«
Connor nickte brummend. »Na klar ...«
»Meine ich doch – nun sollte die Große Lysa mal den Wein auf den Tisch stellen.«
Die Amazone schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Kerle«, flüsterte sie. Die anderen Amazonen kicherten.
Bob, dem die Freude über den Frieden zwischen dem Zwerg und dem Blondling im Gesicht geschrieben stand, sagte:
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