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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Würde eine Welle oder der Wind sie gegen das Monster schleudern, wäre es um die Wing geschehen.
    Das Monster beugte sich weiter vor und seine zerschlagenen Klauen tasteten über dem Schiff in den Wind, als wisse er nicht, wohin er greifen solle. Fürchtete er sich vor dem Elmsfeuer? Zwei Klauen schossen vor, genau auf Connor zu. Wurden immer größer und schnappten zu. Connor hatte sich hinter das Ruderrad geduckt und hielt es fest. Die Kreatur machte Jagd auf ihn. Warum, um alles in Mythenland, zerstörte sie nicht das Schiff, zerbrach den Mast, was auch immer?
    Fürchtete es sich, das Schiff noch einmal zu berühren? Hatten Frethmars Axthiebe ihm Angst eingeflößt oder war es tatsächlich das Glühen in der Takelage, das es respektierte? Hielt die Kreatur es für Magie? War es Magie? Irgendein Schutzzauber?
    Keine zwei Handbreit hinter seiner Wirbelsäule harkten Klauenreste durch die Luft. Connor spürte Todesangst. Eine einzige Klaue dieses Monsters würde ihn aufspießen und töten.
    Weißer Schleim aus den Verletzungen tropfte auf Connor und die Klauen stießen nach, wie eine Menschenhand, die eine Maus in ihrem Loch aufspüren will.
    Connor überlegte, wohin er sollte. Grollend und fauchend schlug das Monster mit der Klaue auf das Ruder und der Hüne wurde weggeschleudert. Er kam hart auf und rang nach Atem. Er starrte der Kreatur direkt in die Augen. Er rollte sich fluchend und schreiend weg, aber die Klaue folgte ihm. Das Schiff war steuerlos, es bäumte sich störrisch auf.
    Pfeile zischten über Connor hinweg.
    Blitzschnell war Frethmar heran.
    »Elendes Scheusal!«, brüllte er. »Achtzehn! Und neunzehn! Und zwanzig!« Jede Zahl wurde von einem Hieb begleitet. Seine Axt sauste in einem weiten Bogen über das Ruderrad und klatschte hinter die Klaue der Kreatur. Zweimal, dreimal schlug der Zwerg zu, als durchtrenne er einen Baumstamm. In seinen Hieben steckte junge urwüchsige Kraft. Eine Monsterklaue polterte auf das Deck, eine weitere platschte auf Connors Rücken und rutschte grausig langsam und schwer von ihm ab. Er trat danach und schob die Klaue außer Reichweite.
    Brüllend vor Schmerz und Zorn zog sich das Monster zurück, starrte auf seine Armstümpfe und Feuer schoss aus seinem Schädel wie aus einem speienden Vulkan. Connor schnellte hoch, die Hände am Ruder und Frethmar rannte Richtung Bug.
    Verdutzt starrte Connor ihm hinterher.
    Ein tapferer Bursche! Ein Großmaul, ja –, liebe Güte, der Zwerg hatte ihm das Leben gerettet.
    Connor keuchte und versuchte, sein Zittern zu beruhigen. Er schnupperte. Etwas war plötzlich anders. Der Geruch veränderte sich, frischer Wind kam auf und der Sturm ließ nach. Doch die Gefahr war noch nicht gebannt.
    Was nun rauschte und stöhnte, kam nicht aus der Luft, sondern aus dem Meer. Es dröhnte wie ein göttlicher Wasserfall. Es konnte sich nur um den Mahlstrom handeln. Ein Teil in Connor wollte der Neugier nachgeben. Was geschah, wenn der Mahlstrom sie verschluckte? Sein Überlebenswillen siegte und gab ihm alle Kraft, um das Schiff aus der Reichweite des Sogs zu bringen.
    Der Regen hörte unversehens auf und der Sturm verabschiedete sich, als habe es ihn nie gegeben. Die Wolken rissen auf und grelle Sonnenstrahlen blitzten durch die Lücken, reflektierten im Wasser und warfen in den Augen schmerzende schimmernde Lichter auf die Wing.
    »Rahtopp setzen!«, schrie Lysa. »Großsegel hoch!« Sie fuhr zu Connor herum. »Bring uns von dem Monster weg!«
    Währenddessen drei Amazonen die Segel setzten, wobei Bobs starke Arme nützlich waren, drehte Connor die Wing gegen den Wind.
    »Backbrassen!«, befahl Lyda.
    Das Rahsegel drückte sich gegen den Mast und die Wing bremste. Zwei Amazonen warfen den Baum herum und sofort blähten sich die Segel und die Wing nahm Fahrt auf. Sie bäumte sich geradezu auf und schoss davon. Hinter ihnen toste der Mahlstrom.
    Während der schnellen Aktion wurden weitere Pfeile auf die Kreatur geschossen, die sich seltsamerweise nicht von der Stelle bewegte. Sie fuchtelte mit den Armstümpfen und röhrte grauenvoll, doch sie verfolgte das Schiff nicht.
    Nun geschah etwas, das niemand vermutet hatte.
    Connor sah neben sich und traute seinen Augen nicht. Zuerst verschwanden die abgeschlagenen Hände. Sie wurden durchscheinend, als hätten sie nie existiert. Dann löste sich die weiße Flüssigkeit auf. Schließlich wurde die Gestalt der Kreatur im Licht der Sonne durchsichtig, bis nur eine Silhouette zu sehen war, die sich auflöste

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