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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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sich seine Hände vom Ruder. Das Schiff machte einen Sprung und legte sich gegen den Wind. Ein Ruck ging durch die kleinen Segel und die Wing bäumte sich auf.
    Es war nicht das Ende. Etwas Neues begann!
    Die Wellenwand öffnete sich und ein rotglühendes Wesen teilte das Wasser wie einen Vorhang. Sein Schädel glich einem Lava speienden Vulkan, seine Augen waren groß wie Seen. Der Körper, von dem Wasserfälle rannen, erhob sich wie ein auf den Hinterbeinen stehender Koloss und die Welle zerfiel in Gischt und Dunst, der ihnen ins Gesicht spritzte wie schneidender Hagel.
    Das Elmsfeuer tanzte noch immer, als hätte es den Giganten gerufen, unlöschbar von Meer und Wind. Die Amazonen fielen auf die Knie, rutschten über das Deck und auch Bob versagten die Beine.
    Connor versuchte, das Wesen auszumachen, doch vor ihm war einfach zu viel Bewegung. Die zerfetzte Persenning flatterte, Fässer, das Drachenleder und lose Kisten schlitterten über das Deck.
    Connor ergriff das Ruder, und brach sich fast die Handgelenke. Doch er hielt es. Hielt es, denn er wusste, dass er nicht aufgeben durfte. Dabei schrie er gegen den Wind und den Schmerz in seinen Unterarmen an und gegen den Dämon. Seine Finger waren inzwischen völlig taub.
    Er hatte erst vor einer Woche die Begegnung mit einem Margolous gemacht. Jedoch dieses Ungetüm, dieser Wellenbrecher, war um einiges größer und Ehrfurcht gebietender. Es war ein Gott des Meeres. Es blickte auf die Wing herab wie ein Kind, das an einem Teich mit seinem Papierboot spielt. Es hatte zwei Arme, die in Klauen ausliefen, der Körper bestand aus übereinandergelegten Schuppen, die Beine waren nicht zu sehen. Muskelmassen pumpten und aus der zahnbewehrten Schnauze stürzte Wasser.
    Woher kam das Monster?
    Aus dem Mahlstrom?
    War es aus Unterwelt gekommen?
    Wenn der Mahlstrom uns nach unten zieht, muss er schließlich irgendwo enden! erinnerte sich Connor an die Frage, die er Lysa gestellt hatte.
    Das Monster bückte sich und griff nach der Wing. Connor spürte die Erschütterungen, als seine Klauen in das Holz schlugen. Frethmar sprang vor und seine Axt wirbelte. Krallen fielen aufs Deck und eine weiße Flüssigkeit spritzte aus den Wunden. Der Gigant zog seine versehrte Klaue zurück und brüllte lauter als der Sturm und dunkler als der Donner, Töne, die Connor in die Knochen fuhren und durchrüttelten. Der Himmel teilte sich und zwei Blitze entluden sich in die Kreatur, die wie angewurzelt stehen blieb, während blauweiße Funken zischend über ihren Körper loderten.
    Im selben Moment kam Bama zurück an Deck. Sie warf den Amazonen, die genug mit ihren seemännischen Tätigkeiten zu tun hatten, ihre Bögen zu und die Köcher. Sie hatte die Waffen aus der Waffenkammer geholt. Ohne Umschweife legten die Amazonen an.
    Eine weitere Welle brach sich am Monster, das, ohne es zu ahnen, die Wing vor dem Schlimmsten bewahrte. Ein Bein hob sich aus dem Wasser, fiel jedoch sofort wieder zurück, als würde es von etwas Unsichtbarem festgehalten. Die gebrochene Welle lief aus, bevor sie über die Wing schlagen konnte.
    Pfeile zischten durch den Sturm und fanden ihr Ziel. Mehrere steckten im linken Auge der Kreatur, weitere in seinem Unterleib.
    Erneut packte das Wesen zu!
    Frethmar war geschwind an der Stelle und handhabte seine Axt so schnell, dass Connor die Streiche kaum wahrnahm. Verblüfft sah er, dass Fleischfetzen auf das Deck fielen, während die Amazonen unermüdlich Pfeile abschossen. Die dampfende weiße Brühe prasselte aus den Wunden und nässte Frethmar von oben bis unten ein. Der Zwerg sprang brüllend in die Wanten und kletterte empor wie ein verrückt gewordener Affe. Er schleuderte der Kreatur Flüche entgegen, und jedes Mal, wenn der Gigant den winzigen Störenfried greifen wollte, verlor er ein Stück seiner Gliedmaßen. Frethmar rutschte an den feuchten Tauen herunter und polterte aufs Deck, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Er lachte und sein funkelnder Bart spreizte sich wie unter einem Zauber.
    Bama kehrte zurück und warf Bob eine Armbrust zu. Der Barb musterte die Waffe, nickte hart grinsend und lud sie. Sein erster Pfeil traf die Kreatur mitten in die Stirn.
    Lediglich Connor kämpfte nicht gegen das Monster – er kämpfte gegen den Sturm! Er musste den Schoner auf Kurs halten. Würden sie sich nun drehen oder gar krängen, wäre alles zu spät. Das Monster ragte vor ihnen auf wie ein Fels. Er musste das Schiff unbedingt auf Entfernung und ruhig halten.

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