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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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wenn diese Kreaturen entfliehen, wird Mythenland nach wenigen Tagen ein Teil von Unterwelt sein.«
    Bluma beschloss, zu schweigen. Ihre Wahrnehmungen harmonierten nicht. Zwei Wesen, zwei Wahrheiten. Lag die Wirklichkeit irgendwo dazwischen? Oder war sie schlimmer, als Darius vermutete?
    »Warst du schon mal hier?«, fragte Bluma.
    »Ja ... doch ich wagte mich nicht zum Schiff.«
    »Warum jetzt?«
    Darius knirschte mit den Zähnen. Mit glühenden Augen musterte er Bluma, als sehe er sie zum ersten Mal. »Ich bin es dir schuldig, meine kleine Freundin.«
    Blumas Herz machte einen Sprung. Er denkt, ich sei seine Tochter. Er hat Schuldgefühle und will nicht, dass sich die Geschichte wiederholt! Sie war kein Kind, sie war ein Weib! Somit musste sie akzeptieren, wie wichtig sie für ihn war. Sie gab ihm Kraft, die er ohne sie nicht hatte. Sie übertrug ihm, ohne es zu wollen, Verantwortung, die er vermutlich ohne sie nicht getragen hätte.
    Er braucht mich! Der schwarze Dämon braucht mich!
    Sie zitterte, als ihr die Schwere ihrer Verantwortung bewusst wurde. Sie seufzte und erhob sich. Darius blickte wie ein kleiner Junge verzweifelt zu ihr hoch. Sie reichte ihm ihre Hand. »Komm.«
    Er zog seine Brauen zu einem düsteren Blick zusammen und rappelte sich auf, ein Körper voller blauer Flecken und Beulen. Der Riss unter seinem Auge war verkrustet, die schwarzen welligen Haare fielen ihm in Strähnen über die Stirn. Sein muskulöser Oberkörper glänzte schweißig. Er bückte sich und nahm das Schwert auf. Fackellicht reflektierte auf der Schneide. Er betrachtete es und knurrte. »Sollen sie kommen ...«
    »Sei tapfer, Darius.« Bluma zog ihn hinter sich her.
    Sie schritten den Abhang hinunter. Steinchen rollten hinter ihnen her.
    Sofort hörten die Kreaturen auf, sich zu bewegen. Alle Augen fuhren zu ihnen herum.
    Darius keuchte. Sein Schwert drohte.
    Bluma ließ ihn nicht los. Vielleicht war es angemessen, auf den Boden zu schauen. So würde sie ihren Blick von den Kreaturen abwenden und ihre Phantasie hatte keine Möglichkeit, weitere Sprünge zu machen. Andererseits ...
    ICH WILL EUCH HELFEN!
    Beinahe hätte sie geschrieen, derart überwältigend wurde das Bedürfnis. Sie durfte nicht einfach so zum Schiff gehen. Sie hatte Verantwortung übernommen. Nicht nur für Darius, sondern auch für diese armseligen Wesen, die der Tod der Untoten erwartete. Sie spürte, wie ihre Willenskraft zu erlahmen drohte, setzte Fuß vor Fuß, ihre kleinen Finger um Darius’ Hand gekrallt. Sie würde sich nicht von ihren Ideen überwältigen lassen. Doch war das richtig? Gehörten Ideen und Visionen nicht zum schönsten und besten, was man empfinden konnte?
    »Geh weiter«, stieß Darius hervor. »Nicht stehen bleiben.«
    Bluma grunzte und spuckte aus. Ihr Mund war trocken, in ihrer Kehle brannte es wie Feuer. Es stank nach Verderben.
    Sie spürte die schiere Präsenz der Wesen, die sich immer noch nicht regten. Manche standen so nahe beieinander, dass sie die Barb fast berührte.
    Sie schlängelten sich zwischen den Kreaturen hindurch. Das Schiff kam näher. Weinte dort jemand? Ja, es war dieselbe Stimme, die seit Gedenken weinte, seit Ewigkeiten. Bluma wusste, dass nur sie die Tränen trocknen konnte, denn sie war ein Engel. Sie war jene Ausgesuchte, Erwählte, jene Mutter der Ausgestoßenen, auf die Unterwelt gewartet hatte. Sie alle waren ihre Kinder.
    »Liebe Güte – ich halte das nicht mehr aus«, krächzte Darius. »Gleich werden sie mich in Stücke reißen. Sie dringen in meine Seele ein und fressen mich Stück für Stück. Dann werde ich einer von ihnen, auf der ewigen Suche nach der Ödnis. Eine Kreatur der Düsternis.«
    »Nein, Darius. Nichts davon wird geschehen! Sie brauchen Hilfe.«
    »Sie brauchen keine Hilfe!«
    »DOCH!« Bluma blieb stehen und wirbelte herum. Darius reckte ihr das Schwert entgegen, als wolle er sie entzwei schneiden. »Die einzige Kreatur, vor der man sich hier fürchten musst, bist du!«, schrie sie.
    Einige der Wesen fingen an, sich zu bewegen. Sie schlurften und hinkten von ihnen weg. Ihre zirpenden, säuselnden, huschenden Gedanken waren wie Finger, die Bluma berührten, sanfte Streiche über ihre Haut.
    »Geh!« schrie Darius. Sein Gesicht war hart wie Stein, seine Augen blitzten vor Wut.
    »Ich helfe ihnen. Das ist meine Pflicht!«, schnappte sie. »Wir Barbs sind ein friedliebendes Volk. Wir taten niemandem etwas zuleide, bis die verfluchten Drachen kamen. Bis sie unser Dorf vernichteten und

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