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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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als der Dämon die verlängerten Arme nicht losließ, sondern zu schwingen begann. Seine schwarze Haut pumpte, seine Muskeln sangen, doch es gelang ihm, den Golem in die Höhe zu schleudern. Mit aller Kraft schwang er den Golem an dessen Armen über seinen Kopf, herum und immer wieder herum, eine gewaltige Masse an zwei Armen, die wie Taue wirkten. Mit einem ächzenden Schrei ließ der Dämon los.
    Bluma zog sich an der Reling hoch und traute ihren Augen nicht.
    Der Golem flog weit weg, immer weiter, bis er aufs Wasser klatschte und versank.
    »Wir müssen weg! Falls er schwimmen kann, wird er uns auf den Fersen bleiben! Darius! DARIUS!«, schrie Bluma, denn zu ihrem Schrecken sah sie, dass der Dämon sich anschickte, seinem Gegner ins Wasser zu folgen.
    »NEIN!«
    Der Dämon wirbelte herum. Riesig, schwarz und dampfend blickte er zu der kleinen Barb hinab.
    »Nein, Darius! Wir sind auf einem Schiff. Niemand schwimmt so schnell, wie ein Schiff fährt!«
    Der Dämon brummte. Seine glühenden Augen ließen die Wasseroberfläche nicht aus den Augen. Ein Hin und her. Suchend! Sichernd! Bluma, das Meer und wieder Bluma.
    »Ich weiß, dass du mich verstehst, hörst du? Du wirst dich auf der Stelle um mich kümmern. Du wirst auf mich aufpassen, ist das klar?«
    Der Dämon zögerte. Er grunzte und Bluma spürte, dass er jeden Augenblick über Bord springen würde, um seinem Vernichtungstrieb zu folgen.
    Sie hasste sich für das, was sie nun sagte. »Oder willst du dem Dämon erneut ein Mädchen opfern? Reicht dir deine Tochter nicht?«
    Der Dämon schnaufte. Er fuhr seine Hauer aus und für einen Moment dachte Bluma, er würde sie am Hals hochheben und ihre Kehle zerdrücken. Liebe Güte, sie hatte es übertrieben. Sie hatte ihren Mund zu weit aufgerissen. Es wäre nur gerecht, wenn ...
    Der Dämon nickte, zumindest machte er eine Andeutung.
    »Was muss ich tun, um das Schiff schneller zu machen?«, fragte Bluma mit zitternder Stimme, während sie befürchtete, es sei ohnehin unmöglich ein so großes Schiff ohne Mannschaft zu segeln.
    Der Dämon blickte zu den Masten hoch, starrte zum Steuerrad, grollte und ließ sie einfach stehen.
    Bluma sah ihm nach, wie er mit gebeugtem Rücken davon stampfte.
     
     
    König Rondrick resignierte. Zum fünften Mal hatte er den Riesen gefragt, was dieser mit Zuhause gemeint hatte. Der Riese schwieg. Die Kreatur hatte ihn Ron genannt, als gehöre sie zur königlichen Familie. Rondrick erinnerte sich nicht daran, wann ihn zuletzt jemand so genannt hatte. Es musste in seiner Kindheit gewesen sein.
    Der rothaarige Barde, Jamus Lindur, hockte auf der Schulter des Riesen und sein Gesicht strahlte fröhlich. Machte er sich keine Sorgen um seine auf dem Marktplatz zurückgelassenen Habseligkeiten?
    Sogar der introvertierte Egg T’huton schien ein ausgesprochenes Vergnügen an der Situation zu haben. Einmal, als der Barde abzurutschen drohte und sich festklammerte, schob der Riese ihn mit der Fingerspitze in Sicherheit und Egg lachte lauthals. »Ich freue mich, dass er gut auf dich achtet, Rotschopf!«
    »Warum freut dich das?«
    »Dann achtet er auch gut auf mich!«
    Rondrick selbst fühlte sich behaglich wie ein Kind in der Armbeuge des Riesen.
    Sie hatten den Gipfel erstaunlich gut überstanden. Der Riese war gerannt und sie waren nicht ohnmächtig geworden, obwohl sie wie Fische auf dem Trockenen nach Luft schnappten und es jämmerlich kalt war.
    Nun blickten sie in ein Tal hinunter, wie es sich die menschliche Phantasie kaum vorstellen konnte. Warum wusste er nichts von dieser Stätte? Zwischen dem Tal und der Ebene nach Dandoria lag eine Bergkette, die der Riese zwar leichtfüßig erklettert hatte, für die ein Mensch hingegen Tage benötigt hätte, falls er es überlebte. Die Bergkette umschloss das Tal wie eine überdimensionale Mauer.
    Dadurch, dass alles größer war, spiegelte die menschliche Wahrnehmung Rondrick manchen Streich. Er meinte, einfache Möbel, Utensilien wie Töpfe und Stampfer, Werkzeuge und Keulen, anfassen zu können, so sehr täuschten ihn seine Eindrücke, welche die reale Entfernung schrumpfen ließ.
    Der Riese stieg kolossale Stufen hinab, die für einen menschlichen Kletterer nicht als solche erkennbar gewesen wären.
    Riesenkinder stürzten auf ihn zu. Grollend und lachend drückte er sie an sich. Ihre Stimmen klangen wie Donnerhall, ihre Bewegungen wirkten langsam. Mit ihren Armen und Körpern verdrängten sie die Luft und Wind rauschte über ihre Körper.

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