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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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mußte Darius durchmachen?
    Sein Leben war ein einziges großes Rätsel geworden.
    Würde er jemals die Antworten auf seine Fragen erhalten?
    Oder würden sie zuvor sterben?
    Bluma sehnte sich nach Hause zurück. Nach Fuure. Sie vermißte den Duft der Blüten, das Wiegen der Palmen, die sanfte Brise, die über den Strand wehte, die Abende am Feuer und die Umarmungen ihrer Eltern. Ja, sogar den unverschämten Bulnaz hätte sie ertragen – und das bedeutete was! Wie es ihrem kleinen Bruder gehen mochte? Und den anderen der Gemeinschaft? Wer hatte das Massaker der Drachen überlebt? Wie sah es aus auf Fuure?
    Ihr unstillbares Heimweh schmerzte.
    Sie ahnte, dass sie sich verabschiedete. Abschied bedeutete in ihrem Fall Resignation. Und dazu war sie nicht bereit. Nein, nicht solange es eine Chance gab, und sei sie noch so gering!
    Als habe der Kosmos ihre positiven Gedanken aufgefangen und sie in Form von Hoffnung zurückgesandt, sah sie ungläubig, dass sich die Schatten von Darius im Schein der Lampen veränderten.
    Das bedeutete ...
    Zuerst klang es wie das Schmatzen eines Crockers. Dann, als breche ein Ast und noch einer und ein weiterer. Darius knurrte und ging in die Hocke. Er schlug die Handflächen vor sein Gesicht. Die Weste riß am Rücken entzwei, seine Hose platzte auseinander. Aus seiner Stirn schoben sich Ausbuchtungen, die immer größer wurden und schließlich als Hörner zu erkennen waren. Noch hatte er ein schönes Gesicht, doch es wurde breiter, die Nase beulte sich, die Zähne wurden größer, die Augen verschwanden vorübergehend unter dicken Fleisch- und Knochenwülsten, während sich die Hörner ausbildeten. Dort, wo seine Ohren gewesen waren, taten sich Löcher auf, aus denen Dampf quoll. Sein Oberkörper wölbte sich und riß auseinander, Muskeln klatschten aneinander, wickelten sich umeinander, Innereien glänzten und zuckten an neuen Venen, dick wie Schläuche.
    So ging es weiter.
    Schwarze Haut überzog die Gestalt, welche sich nach wie vor zu verändern schien, jedoch – wie Bluma es inzwischen kannte – die Grundform beibehielt. Um die Gestalt des Dämons huschten blaue Entladungen.
    Aus den Tiefen des Dämonenkörpers grollte es, als habe sich unter dem Schiff eine bebende Höhle aufgetan, als wären sie auf dem Rückweg zurück zu den verlorenen Kreaturen. Doch so war es nicht, vielmehr richtete der Dämon sich auf, wobei seine Knochen barsten und sich neu bildeten.
    Endlich war es geschehen!
    Glühend rote Augen blitzten Bluma entgegen. Aus dem Maul, das mit Hauern bewehrt war, quoll Dampf. Aus Darius Darken war eine Kreatur der Düsternis geworden.
    Als spüre der Golem, dass er nun nicht mehr die einzige Gestalt der Unterwelt war, brüllte Murgons Jägers wie ein Ungeheuer der tiefen See, welches jeden Moment aus dem Wasser stößt, um sein Opfer zu greifen.
    Bluma rannte weg. Was gleich geschehen würde, überstieg ihre Kräfte. Hierbei hatte sie nichts zu tun. Darius – oder besser, der Dämon – würde gegen den Golem kämpfen. Und er würde, daran zweifelte Bluma nicht, den Golem besiegen!
    Sie kauerte sich neben eine Taurolle und machte sich so klein wie möglich. Vergeblich suchte sie nach Angst. Im Gegenteil erstaunte sie ihr Vertrauen in die schwarze Gestalt, der sie nichts Gruseliges abgewinnen konnte. Diese Gestalt hatte sie aus dem Kerker gerettet. Sie mochte grauenvoll aussehen und war dennoch Darius Darken, der gute Menschenmann.
    Der Dämon blickte zu ihr und schien beruhigt, dass sie sich versteckt hielt. Nun konnte er ans Werk gehen. Er trommelte auf seine Brust und brüllte so laut, dass Bluma sich die Ohren zuhalten musste. Der Golem antwortete mit ähnlichen Lauten.
    Er war noch nicht bei ihnen, doch es konnte nicht mehr lange dauern.
    Der Dämon bewegte sich nicht von der Stelle, trotzdem wirkte es, als schwebe er einige Handbreit über den Planken. Seine Aura war ein eiskaltes Blau. Sein Geruch wehte über das Schiff, eine Mischung aus Schwefel und modriger Dunkelheit, ähnlich den Ausdünstungen, die Bluma von den Grubentrollen kannte.
    Nun kroch doch Furcht in sie.
    Sie konnte nichts dagegen tun. Sie hatte eine geruhsame Kindheit erlebt und eine erfüllte Jugend. Bald hätte sie sich einen guten Barb gesucht, um mit ihm eine Familie zu gründen. Sie war noch nie auf einem Schiff gewesen, das Meer war für sie fremder Raum. Bis zum Drachenüberfall waren das schlimmste, was ihr je widerfuhr, Alpträume gewesen. Und die wurden tagsüber vergessen, wenn die Sonne

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