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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Riesen nur eine kleine Wegstrecke war, brachte ihn zur Verzweiflung. Sie durchquerten einen Gutteil des Tales. Immer wieder mussten sie Steinquadern ausweichen. Rondricks Herz klopfte, er atmete schwer und schwitzte.
    »Das nächste mal lasse ich mich tragen«, maulte Jamus.
    »Hast du keinen Stolz?«, raunzte Egg.
    »Sag das mal meinen Füßen«, gab der Barde zurück und hielt sich die Seite.
    Vor einer Höhle blieben sie stehen. Der Riese bückte sich und trat ein. Rondrick folgte ihm.
    Erstaunt hielt er inne.
    Was sich in einer gigantischen Halle vor ihm erstreckte, war nicht wesentlich anders, als eine einfache menschliche Behausung. Sah man davon ab, dass die Proportionen abstrus wirkten und sich der menschliche Verstand nur langsam daran gewöhnte, war alles ... herkömmlich!
    An einer Wand erstreckte sich eine Arbeitsbank, auf der Töpfe, Gläser und ein Hauklotz standen. In der Mitte gab es eine erkaltete Feuerstelle, auf der ein Kessel ruhte. Wassertröge mit Schöpfkellen, Werkzeuge und an der anderen Wand Waffen. Eckige Keulen, runde, mit Steinen gespickte und welche mit Metallspitzen. Außerdem zwei Äxte, die kein menschlicher Schmied hätte bewegen können. Im Hintergrund ein Tisch, hoch wie ein Haus und daneben zwei Stühle, aus Stein gehauen, mit Rücken- und Seitenlehnen. Besonders imposant war die Wanddekoration. Mehrere Teppiche mit bunten Ornamenten und schön ausgearbeiteten Kampfbildern schenkte der Höhle Behaglichkeit. Von der Decke baumelten Käfige. Aus einem steckten zwei Schweine ihre runden Nasen, der andere war leer. Der Boden war übersät mit Holz, Ästen und großen Flußkieseln.
    Alles wurde durch mannsgroße Fackeln beleuchtet, die entsprechende Hitze aussandten.
    Der Riese blickte zu Rondrick und sein Gesicht zog sich in die Breite. »Hier wohne ich.« Seine Stimme echote durch die Höhle und Rondrick winkte ab.
    »Leiser reden, bitte. Meine Ohren ...«
    Der Riese nickte verständnisvoll. »Das ist mein Herdfeuer. Eigentlich nennt es sich Hetlirhame, doch diesen Begriff benutzen wir nicht, denn er würde preisgeben, dass ich in einer Höhle lebe. Manche leben an Steilküsten, andere an Hügel geschmiegt, wieder andere in Wohnungen, die in Felswände gehauen sind. Für jede haben wir einen eigenen Begriff. Also bleiben wir bei Herdfeuer.«
    Rondrick zog sich auf einen Stein und reckte seine Knochen. »Ich habe viele Fragen an dich.«
    Anstatt einer Antwort drehte der Riese ihm den Rücken zu und öffnete einen Käfig. Er nahm ein quiekendes Schwein heraus, drückte dem Tier mit einer Hand die Kehle zusammen und wirbelte es einmal über den Kopf. Das Genick des Schweins brach wie ein Ast. Er warf das Schwein in den Kessel.
    Die zerrissenen Ketten an seinen Handgelenken klingelten. Er nahm seine Arme hoch und musterte die Glieder. Dann grinste er und tat, als sei nichts geschehen.
    Das zweite Schwein grunzte und schrie markerschütternd. Mit fast menschlichen Augen und klappernden Wimpern starrte es auf seinen toten Artgenossen. Der Riese legte einen Finger auf den Käfig und sagte in der Hohen Sprache: »Sei still!«
    Das Schwein quiekte immer lauter. Er griff hinein und zwei Atemzüge später war das Tier tot. »Macht nichts. Wir sind zu viert. Vier haben mehr Hunger als einer«, sagte er und auch dieses Schwein landete im Kessel.
    Mit großen Augen hatte Rondrick der Schlachtung zugeschaut. Endlich schloss er seinen Mund.
    Jamus murmelte: »Ich glaube, ab sofort ernähre ich mich nur noch von Obst und Gemüse.«
    Egg sagte nichts. Seine Miene hingegen sprach Bände.
    Der Riese entfachte ein Feuer und schüttete Wasser in den Kessel. Während das Wasser erhitzte, setzte er sich auf den Stuhl und legte seine Arme auf die Lehnen. Wie ein übermächtiger Gott starrte er auf seine winzigen Gäste herunter.
    Rondrick hatte sich wieder gefangen und sagte: »Meine erste Frage ist: Warum hast du mich nicht getötet. Du hättest Rache üben können. Schließlich habe ich dich gefangen!«
    Der Riese zog seine Lippen breit. »Nein, du hast mich nicht gefangen. Nächste Frage ...«
    Rondrick schluckte hart. »Wie heißt du?«
    »Nächste Frage ...«
    Rondrick biss sich auf sie Unterlippe. »Warum nennst du mich Ron?«
    »Weil das dein Name ist!«
    »Und die anderen im Tal? Woher kennen die mich?«
    Der Riese kratzte sich den Kopf. »Von Symbylle.«
    »Aha.« Rondrick war sprachlos.
    Jamus fügte hinzu: »Dann ist ja alles geklärt.«
    »Verdammt – nichts ist geklärt!«, fuhr Rondrick auf.

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