Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Teile der Lohen.
Bob knurrte, als ein brennender Schmerz durch seinen Rücken fuhr. Er konnte den Hammer nicht mehr heben. Er war fertig. Wie lange kämpften sie schon? Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Es war, als rolle man einen Stein zwei Schritte den Berg hoch, worauf dieser wieder drei Schritte zurück rollte. Es war kein Vorwärtskommen zu spüren.
Sie hatten den Kampf verloren.
Die Lohengeister beugten sich über die Gefährten.
12. Kapitel
Mutter Xentilos rührte in einem Topf, groß wie ein Badezuber für mehrere Menschen.
Rondrick beobachtete sie. Er hatte ein ungutes Gefühl. Seine Entscheidung war gefallen, dennoch war das Bevorstehende unheimlich. Zu gerne hätte er mit Jamus und Egg darüber gesprochen, doch die beiden hatten ihn sich selbst überlassen, was vermutlich auch gut so war.
Welche Fragen hätte Rondrick ihnen stellen sollen? Es war alles gesagt. Der König von Dandoria war sich seiner Verantwortung bewusst. Die Sumpfriesen waren auf dem Weg nach Norden. Es würde nicht mehr lange dauern und ihre gehörnten Schädel würden sich über die Bergkuppen schieben.
Das Ritual war für heute Abend angesetzt worden.
Talus und Okor wirkten sehr zufrieden und hatten sich zu einer Wanderung aufgemacht, um ihre Gedanken zu reinigen.
Wohin Rondrick blickte, sah er rege Betriebsamkeit. Kinder musterten ihn schräg, manche Riesen verneigten sich vor ihm, Riesinnen blinzelten ihm zu. Das war Rondrick peinlich. Liebe Güte, er war doch nur ein Winzling.
Nicht mehr lange! durchfuhr es ihn und er bekam eine Gänsehaut. Würde das Ritual schmerzen? Würden sich seine Gedanken, Empfindungen, Erinnerungen verändern, wenn er ein Riese war? Funktionierte so etwas überhaupt oder folgten die Steiner mystischen Gerüchten? Was, wenn sie einem Aberglauben aufsaßen und Rondrick sein Leben ließ? Was, wenn das alles nur ein großes Blendwerk war? Noch hatte er Zeit, das Riesental zu verlassen. Zu flüchten! Er würde nach Dandoria zurückkehren und an der Seite der schönen Grisolde herrschen. Er würde Balger, Syndar und alle anderen nach Unterwelt schicken, wie es schon befohlen war, und friedvoll leben.
Ich bin ein Träumer!
Gehörten Träumer nicht ebenso in diese Welt wie Krieger und andere Spezies? War nicht wichtig, einen Ausgleich zu schaffen? Was, wenn jeder Mensch, jedes Wesen gleich war? Sie mussten sich unterscheiden, nur so war Vielfalt garantiert.
Ich versuche, mir Dandoria schönzureden!
Andererseits war sein Herz hier. Jedes Mal, wenn sein Blick über das Tal schweifte, wenn er die grandiose Natur aufsaugte wie einen kühlen Trank, wusste er:
Hierher gehöre ich!
Er hatte von dieser Welt geträumt. Alles war grün, Bäche plätscherten, in den Seen spiegelten sich die Wolken, saftige Auen, soweit das Auge reichte, dahinter eine Bergkette, die von einem Künstler gemalt wirkte, der in Rondricks Seele geblickt hatte. Geysire, die regelmäßig ausbrachen und Dampf aus dem Erdreich schleuderten, heiße Quellen in felsigen Grotten, dunkle Wälder und stahlblaue Flüsse, dahinter im Osten begrenzenden Gletscher, deren Gipfel weiß leuchteten. Über dem Tal kreisten Habichte, Adler und fremdartige Tiere zogen über die Ebenen. Trotz der Schönheit war alles überzogen mit dem Gestank des Krieges. Selbst dieses Paradies kam nicht aus ohne Kampf, Blut und Tod! Fünfhundert Jahre hatten seine Riesen in Frieden gelebt. Dies war nun vorbei.
Seine Riesen?
Rondrick hatte keine Ahnung, inwieweit er den Riesen helfen konnte. Das würde sich finden – und vielleicht – dachte er wiederholt, war alles nur eine alberne Zeremonie, die nichts bewirkte. Möglicherweise genügte es den Steinern, dass er sich ihnen zur Verfügung stellte, ihnen vertraute. Sie würden den Zorn der Riesen trinken und es würde ein Gemetzel geben, welches Dandoria erschütterte. Dank Okor standen die Chancen gleich. Wozu also benötigten sie den Ron?
In Gedanken versunken bemerkte Rondrick nicht, dass sich der Tag neigte und sich Dunkelheit über das Tal legte. Baumstämme wurden aufeinander gestapelt und Feuer entfacht.
Rondrick suchte Jamus und Egg. Sie waren nirgendwo zu finden. Befanden sie sich schon auf dem Heimweg? Das wäre Wahnwitz. Balger, Syndar und seine Soldaten würden auf die Beiden warten. Jamus und Egg hätten ihr Leben verspielt. Bedeutete das für die Männer, sie mussten genauso wie er im Tal der Riesen bleiben? Für alle Zeiten, stets darauf bedacht, nicht von irgendwelche Füßen
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